SPD-ParteitagSo wollen die Leverkusener Genossen neu durchstarten

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Der neue Parteivorsitzende Alexander Finke und seine Stellvertreterin Ariane Koepke. Der zweite gewählte Stellvertreter Paul-Leander Schmidt war nicht persönlich auf dem Parteitag.

Leverkusen – Versammlungsleiter Axel Zens macht es – unabsichtlich – kurz spannend. Beim Parteitag der Leverkusener SPD liest er die Kandidaten für die anstehende Wahl um den Parteivorsitz vor: „Es treten an Alexander Finke und…“ Doch da grätscht Martin Krampf, einzig verbliebener stellvertretender Vorsitzender des zu großen Teilen bereits vor zwei Jahren zurückgetretenen Vorstands rein: „Nein, Nein“, sagt er ins Mikrofon. Was dann ohne Mikrofon in der Zettelwirtschaft der beiden Moderatoren geklärt wird, ist nicht zu verstehen.

Kein Gegenkandidat

Aber wenig später ist klar: Kein Gegenkandidat. Aufatmen in der Wiesdorfer Bürgerhalle. Und so wird Finke gewählt, nicht einstimmig, aber doch mit einer deutlichen Mehrheit: Von 98 anwesenden Mitgliederinnen und Mitgliedern wählen ihn 68. Mit Nein stimmen 25 Anwesende, fünf enthalten sich.

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„Ja, ich bin zufrieden“, sagt Finke nach der Wahl. „Es ist an der Zeit, endlich wieder loszulegen.“ Zuvor hat der 51-Jährige eine engagierte Bewerbungsrede gehalten. Noch vor der Nennung seines Namens, sagt er das, was ihm am Wichtigsten ist: „Wertschätzung und Respekt für unseren ehrenamtlichen Einsatz.“ Überhaupt betonen alle, die sich an diesem Pfingstsamstag persönlich oder über Videobotschaften an die anwesenden 98 Mitglieder wenden, ihren Wunsch nach einem friedlichen Miteinander.

Wer streitet, wird nicht gewählt

„Wir sollen hart in der Sache streiten, aber wertschätzend miteinander umgehen“, sagt Paul-Leander Schmidt in einer Videobewerbung für den stellvertretenden Vorsitz. „Eine Partei, die öffentlich streitet, wird von den Wählern nicht gewählt“, ergänzt Ariane Koepke, die es als Landtagskandidatin bei der Wahl vor drei Wochen nicht geschafft hat, das Direktmandat zu erreichen. Die Gründe dafür werden vor allem in der niedrigen Wahlbeteiligung gesucht.  „Bei der Landtagswahl ist es uns nicht gelungen, unsere Wähler in ausreichender Zahl an die Urne zu bringen“, bilanziert Max Haacke, der sich ebenfalls per Video um die Stellvertretung bewirbt. Der katastrophalen Wahlbeteiligung seien auch strategische Fehler vorausgegangen, das müsse besser werden. Mit deutlicher Mehrheit werden Schmidt (77 Stimmen) und Koepke (75 Stimmen) gewählt, Max Haake bekommt nur 15 Stimmen und erhält auch bei der anschließenden Wahl der Beisitzer, bei der er erneut kandidiert, die wenigsten Stimmen. Der Vorsitzende des Ortsvereins Manfort-Wiesdorf geht damit leer aus. Neuer Kassierer ist Fraktions-Geschäftsführer Julian Frohloff, Schriftführer wird Marco Sahler.

Fokus auf Jugend und Schule

Inhaltlich wird in den Reden klar, dass die SPD sich künftig noch mehr der Jugend widmen will. Finke selbst ist als Vater von zwei 16- und 18-Jährigen Kindern besonders in der Schulpolitik engagiert: der Versicherungsmathematiker ist einer der schulpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Mitglied im Schulausschuss und war lange Vorsitzender der Schulpflegschaft am Landrat-Lucas-Gymnasium.

Ariane Koepke wirbt bei ihren Parteikolleginnen und Kollegen dafür, viele junge Leute in den Vorstand zu wählen, um auch die jungen Wähler besser zu erreichen. Paul-Leander Schmidt ist mit 21 Jahren nicht nur jung, sondern ebenfalls bereits in der Jugend- und Schulpolitik engagiert. Die Geschäftsführung der Jusos will er bei der nächsten Wahl aber abgeben, um sich ganz der großen SPD zu widmen.

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Am Pfingstsamstag kamen 98 Parteimitglieder in die Wiesdorfer Bürgerhalle.

Ein erster Antrag dazu wird schon auf dem Parteitag gestellt: Der Ortsverein Manfort/Wiesdorf beantragt, dass die wichtigsten Aufsichtsarbeiten in Schulen künftig anonymisiert abgehalten werden. Dazu sollen vor allem die Abschlussarbeiten zählen. „Wir alle sind subjektiven Wahrnehmungen unterworfen. Jedes fünfte Kind aus bildungsfernen Familien wird trotz gleicher Leistung schlechter bewertet, als Kinder aus bildungsnahen Familien“, zitiert Darius Ganjani Studien. Gerade Herkunft spiele hier eine bedeutende Rolle. Deswegen fordere er eine anonymisierte Auswertung von Abschlussarbeiten abseits vom sozialen Hintergrund und Sympathien. Dafür finden sich Kritiker, aber noch mehr Sympathisanten: Er wird bei drei Gegenstimmen angenommen. Damit geht der Antrag nun an die Landespartei und Landtagsfraktion zur weiteren Bearbeitung. Und die neue SPD hat ihr erstes Thema bereits gesetzt.  

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