Überfall in LeverkusenFluchtfahrer wird mit 150 Euro abgespeist – und nun verurteilt

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Wegen Beihilfe zu schwerer, räuberischer Erpressung musste sich Giovanni Z. vor dem Amtsgericht in Opladen verantworten.

Leverkusen – „Heute“, sagte sein Verteidiger über Giovanni Z. (Namen geändert) „weiß er gar nicht mehr, warum er sich darauf eingelassen hat.“ Im September 2019 fungierte der 30-Jährige als Fluchtfahrer bei einem Überfall auf eine Netto-Filiale in Rheindorf. Die Hintermänner der Tat speisten den Leverkusener mit 150 Euro der insgesamt 4000 Euro schweren Beute ab und verrieten ihn später an die Polizei. Am Freitag musste er sich wegen Beihilfe zu schwerer, räuberischer Erpressung vor dem Amtsgericht in Leverkusen verantworten.

Vor Gericht gestand Giovanni Z. seine Beteiligung an dem Überfall. Auch wenn das Geständnis „holprig“ verlief, wie der Richter bei seiner Urteilverkündung festhielt. Zunächst wollte Z. nichts davon gewusst haben, wofür genau die Männer seine Hilfe brauchten. Erst nachdem einer der Männer Giovanni Z. mit seiner Aussage belastete, gestand Giovanni Z., dass er wusste, worauf er sich eingelassen hatte.

Kassierer berichtet von schwerem Trauma

Am 20. September erhielt er einen Anruf der Hintermänner. Die Bande war auf der Suche nach einem Fluchtfahrer für den geplanten Überfall auf die Netto-Filiale. Einen der Männer, Dirk M., kennt Giovanni Z. noch aus alten Schulzeiten. Zu dem Zeitpunkt wohnt er sogar bei ihm und seiner Familie. Aus „Unbedarftheit“, wie der Richter später feststellt, sagt Giovanni Z. spontan zu und fährt Dirk M. vor die Netto-Filiale.

Mit einem Revolver bewaffnet zieht Dirk M. los, bedroht den Kassierer und erbeutet die Tageskasse. In diesem Stil hat Dirk M. gemeinsam mit den drei weiteren Hintermännern eine Reihe von Raubüberfällen in Leverkusen durchgeführt. Dafür sind sie mittlerweile zu mehreren Jahren Haft verurteilt worden. Erst im Zuge dieser Verhandlungen fiel irgendwann auch der Name Giovanni Z., der am Abend des 20. Septembers das erste und letzte Mal in die Machenschaften der Bande mit einbezogen wurde.

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Für seine Beteiligung an dem Überfall verurteilte das Amtsgericht Giovanni Z. zu eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung. Der Richter honorierte mit diesem Urteil, dass Giovanni Z. nach kurzem Zögern seine Schuld eingestand.

Trotzdem, so der Richter, müsse man auch das Leid der Opfer berücksichtigen, für das Giovanni Z. mitverantwortlich ist: der überfallene Kassierer schilderte, welche traumatischen Auswirkungen der Überfall auf ihn hatte. Lange konnte er nach der Arbeit nicht mehr allein nach Hause gehen. Zu allem Überfluss wurde die Filiale kurze Zeit später erneut überfallen. Wieder saß der junge Mann an der Kasse. Er verlor seinen Job, offenbar weil die Filialleitung vermutete, dass er als Komplize hinter den Überfällen steckte. Erst nach langer Zeit fand der 23-Jährige eine andere Ausbildungsstelle – und hofft nun, dass er die Geschehnisse endgültig hinter sich lassen kann. 

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