Umstrittene Leverkusener BiotonneHitdorfer Pänz erfinden Regenwurm-Maskottchen Biobin

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Stolze Schulkinder: Die Hitdorfer Maskottchen-Erfinderinnen und -Erfinder sowie die Mitglieder der Maskottchen-Jury zeigen den lächelnden Regenwurm Biobin.

Leverkusen  – Süß und knuddelig sieht es aus, dieses Kerlchen mit dem etwas eigenwilligen Namen Biobin. Biobin ist ein Regenwurm. Also: ein Cartoon-Regenwurm wohlgemerkt. Dieser Umstand ermöglicht es ihm, im Gegensatz zu seinen echten Artgenossen auf dem Haupt einen Strohhut, am langen Körper eine Gartenschürze und an den bei ihm wider die Natur vorhandenen Händen Arbeitshandschuhe zu tragen.

Biobin lächelt zudem sehr einnehmend – und erfüllt somit die ihm zugedachte Rolle perfekt: Er ist nämlich das Maskottchen der neuen Biotonne, die nächstes Jahr in Leverkusen eingeführt wird, und er soll als solches die Menschen in der Stadt dazu animieren, sich eben diese Tonne vors Haus zu stellen. 

Erdacht von einer dritten Klasse

Erdacht wurde Biobin von den Schülerinnen und Schülern der ehemals dritten, mittlerweile vierten Klasse der Hans-Christian-Andersen-Grundschule in Hitdorf. Sie hatten sich neben mehreren anderen Schulen an einem Wettbewerb zur Maskottchen-Findung beteiligt und unter Anleitung der Sach- und Kunstlehrererin Britta Trennheuser einen „netten Regenwurm“ als perfekt erachtet, um Werbung für die Biotonne zu betreiben, wie die neunjährige Mari sagt.

„Wir haben überlegt, was für Tiere so in einem Komposthaufen leben und kamen irgendwann auf die Regenwurm-Idee“, erinnert sich ihre Lehrerin. Ein paar menschliche Attribute und Kleidungsstücke kamen hinzu – fertig war Biobin und überzeugte auch die Jury aus Experten der Stadtverwaltung und der Avea als Abfallwirtschaftsunternehmen in Leverkusen.

Das erste offizielle Foto

Beim ersten offiziellen Fototermin mit dem auf Plakaten großformatig dargestellten Regenwurm sind die kreativen Kinder eigens in den Schulgarten der Hitdorfer Schule am Tönges Feld gekommen. Hier bauen sie Obst und Gemüse an. „Brombeeren, Birnen, Himbeeren, Möhren“ – „und Kartoffeln“, wie Amy (9) und Anton (10) nacheinander betonen. Hier ist jetzt – als ein Preis für den Biobin-Sieg – ein von der Stadt geschenkter Pflaumenbaum gepflanzt worden. Und hier grinsen die Viertklässler nun alle um die Wette ob ihres Coups.

Politisches Geplänkel im Vorfeld

Das niedliche Aussehen des Wurmes und die ehrliche Freude der Kinder stehen dabei jedoch im Gegensatz zur mitunter alles andere als niedlichen Vorgeschichte, die hinter Biobin steckt. Schließlich gab es im Vorfeld der nun eingesetzten und benannten Biotonne durchaus heftiges politisches Geplänkel um sie. Jahrelang hatte es in Leverkusen nämlich nur die Möglichkeit gegeben, seinen Biomüll zu den entsprechenden Sammelstellen im Stadtgebiet zu bringen. Und jetzt ein Hol-System mit Tonne?

Es kamen Fragen auf. Die CDU stellte sie – von blindem Aktionismus sprechend – gar in einem nach Meinung vieler recht provokanten Fragenkatalog an die Verwaltung zusammen. Es ging unter anderem um die Kosten, die bei einem neuen Müllsystem steigen würden, wie von den Kritikern vermutet wird. Und eher nicht um die Tatsache, dass Leverkusen eine der letzten Kommunen ohne Biotonne ist.

Die Leverkusener Sammel- und Wiederverwertungsquoten für Biomüll stellten sich – mit Bring-System – im vergangenen Jahr zwar als recht beachtlich heraus und lagen über denen der anderen kreisfreien Städte im Land. Trotz allem konnten die laut Kreislaufwirtschaftsgesetz Anfang 2021 beschlossenen Vorgaben an Bioabfällen alleine mit dem Bring-System nicht erfüllt werden. Somit können sich jetzt also alle, die das wollen, freiwillig auch für eine Biotonne entscheiden.

Ein Beitrag für den Biostrom

„Mit dem Sammeln von Bioabfall kann jede Bürgerin und jeder Bürger einen wichtigen Beitrag leisten, damit zukünftig mehr Biostrom aus der Steckdose fließt und somit die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduziert wird“, betont Umweltdezernent Alexander Lünenbach, während die Kinder den eigenen Schulgarten noch ein wenig begutachten.

Der in Leverkusen an entsprechenden Stellen und nun eben auch in Biotonnen gesammelte Bioabfall werde in der Avea-Vergärungsanlage Lindlar zu Biostrom umgewandelt. Eine gute und wichtige Sache heutzutage. Und eine, angesichts der der Regenwurm zufrieden lächeln muss. 

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