Weiterbau der Leverkusener RheinbrückeNur zwei Bieter sind übrig für den Brückenbau

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Immo Filzek (links) von „Lev muss leben“ und Helmut Hesse, der Vater der Kombilösung, an der Rheinbrücke

  • Die Neuausschreibung zum Weiterbau der Rheinbrücke ist auf wenig Resonanz gestoßen.
  • Unter den Bietern: Der Anbieter, mit dem Straßen NRW im Streit über die Stahlteile lag.
  • Mit ihm soll es nicht weitergehen. Eine Einigung soll man trotzdem gefunden haben, so ein Gutachter.

Leverkusen – Den Weiterbau der Rheinbrücke werden zwei Bieter unter sich ausmachen. Das ist jedenfalls der Kenntnisstand von Helmut Hesse. Der altgediente und nach wie vor gut vernetzte Planer und Gutachter weiß, dass die Neuausschreibung des Bauwerks durch Straßen NRW nur wenig Resonanz gefunden hat.

Und zu den Bietern habe auch – wie vom Unternehmen angekündigt – die deutsche Niederlassung von Porr gehört. Die Firma also, der Straßen NRW nach dem über Monate nicht beizulegenden Streit um die Stahlteile für die neue Rheinbrücke im Zuge der Autobahn 1 den Bauauftrag entzogen hatte. Mit Porr, so die Informationen von Hesse, gehe es zwar nicht weiter. „Es heißt, man habe sich geeinigt“, sagte er am Dienstag dem „Leverkusener Anzeiger“. Die Frage sei aber, um welchen Preis das geschehen sei.

Aus Sicht des Mannes aus Hannover, der im Auftrag der Bürgerinitiativen die Kombilösung mit kleiner Brücke und dem langen Tunnel unter dem Rhein geplant hat, wird die Kündigung noch teuer für den Steuerzahler: Nach den Gepflogenheiten in der Baubranche sei damit zu rechnen, dass Porr nach einem juristischen Vergleich rund die Hälfte des Auftragsvolumens zugesprochen bekommt. Das wären rund 165 Millionen Euro: Ursprünglich sollte die erste von zwei Rheinbrücken 330 Millionen kosten. Das würde bedeuten, der Bauunternehmer kann noch Zahlungen in Höhe von um die 100 Millionen Euro erwarten. Bisher seien um die 80 Millionen an die Firma gezahlt worden.

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Die von Straßen NRW ins Spiel gebrachten Rückforderungen sind nach Hesses Dafürhalten nicht zu erwarten. „Dazu sind bei der Kündigung viel zu viele Fehler gemacht worden“, lautet seine Einschätzung. Nicht unspannend findet der Ingenieur auch, welche Ergebnisse die neuerliche Ausschreibung des Brückenbaus ergeben hat. Denn im Zuge des Streits mit Porr hatten sich neue Probleme ergeben, die zu enormen Nachforderungen geführt hatten. So stellte sich heraus, dass der Abbruch der alten Brücke erheblich aufwendiger sein wird als erwartet. Der 1964 eingeweihte Bau ist mit den üblichen, weil damals überall eingesetzten Stoffen belastet, also Asbest und PCB. Nach Angaben des Düsseldorfer Verkehrsministeriums kann der neue Bauauftrag für die Brücke Mitte November vergeben werden. Ein Sprecher von Hendrik Wüst (CDU) sagte auf Anfrage, dass Anfang 2021 die Arbeiten fortgesetzt werden könnten. Dass es dann schnell gehen wird, schließt Fachmann Hesse aus: Der Stahlbau sei kompliziert, „ein Unternehmen wird für diese Planung sechs bis acht Monate brauchen“. Beton- und Erdbau gingen natürlich schneller.

Klar sei aber: Bis die Brücke befahrbar ist, werde viel mehr Zeit vergehen als kalkuliert. Über Details wollen sich die Mitglieder des Verkehrsausschusses im Landtag am heutigen Mittwoch unterrichten lassen. Die SPD-Fraktion hat eine Anhörung veranlasst, in der auch das vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ aufgedeckte Porr-Desaster weiter aufgearbeitet werden soll.

Letztes Werben für den Tunnel

Für Helmut Hesse und Immo Filzek von der Bürgerinitiative „Lev muss leben“ ist das eine wohl letzte Chance, bei den politischen Entscheidern für ihre Kombilösung zu werben: Die Grünen im Landtag haben zwei Vertreter aus Leverkusen gebeten, ihre Sicht auf den Sinn oder Unsinn der vorliegenden und bisher sowohl von der CDU als auch der SPD favorisierten Autobahnplanung darzulegen. Mit Blick auf den bisherigen Verlauf des Bauprojekts sehen Filzek und Hesse jetzt eine Möglichkeit zur Kehrtwende: Die neue Ausschreibung bezieht sich nur auf den ersten Teil, nach heutiger Planung also die halbe Rheinquerung, die an ihrer breitesten Stelle 14 Spuren haben soll.

Würde man es bei nur einer, halb so breiten Brücke belassen, könne man auch den von Hesse nach eigenem Bekunden prüffertig ausgearbeiteten langen Rheintunnel bauen. Damit, so erinnerte Filzek am Dienstag in seinem Haus in Bürrig, würde zunächst einmal in der Bauphase die kaum erträgliche Situation vermieden, den gesamten Autobahnverkehr durch die Stadt zu leiten: Denn für die Stelze gibt es keine Ausweichlösung. Sie muss komplett abgebrochen werden. Ganz abgesehen davon, dass ein Tunnel die Leverkusener von der Last befreien würde, die gut 100 000 Autos bedeuten. Vielleicht verfangen die Argumente diesmal in Düsseldorf.

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