Werner Baumann bleibt Bayer-ChefDer endgültige Vertrauensvorschuss

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Ziehvater Werner Wenning (links) ist weg, Werner Baumann hat aber weiter das Vertrauen des Bayer-Aufsichtsrats und darf bis zur Rente weitermachen.

  • Bis zur Rente darf Werner Baumann Bayer führen – ein Vertrauensbeweis, den die Anleger umgehend würdigen.
  • Warum sich der Aufsichtsrat an den Manager kettet, lässt sich denken: Der bisher glücklose Vorstandschef muss den Karren aus dem Dreck ziehen.
  • Würde man jetzt die Pferde wechseln, wäre das ein schlechtes Zeichen und noch schädlicher für das angeschlagene Unternehmen.

Leverkusen – Da ist er also, der Rentenvertrag für Werner Baumann. Der 57 Jahre alte Bayer-Chef wird Ende April 2024 in den Ruhestand gehen – so, wie er es sich gewünscht hatte. Das sind nicht die vier Jahre, die der Vorstandsvorsitzende unter normalen Umständen maximal bekommt. Allerdings dürfte Ende April 2024 das Datum der Hauptversammlung sein. Das ist in der Regel der Termin für den Stabwechsel. So hatte es auch Marijn Dekkers gemacht, Baumanns Vorgänger an der Bayer-Spitze.

„Einstimmig“, das wird betont, habe der Aufsichtsrat sein Votum für Baumanns Vertragsverlängerung gefällt. Eine Menge Aktionäre hätten’s sicher anders gemacht. Schließlich ereilte diesen Bayer-Chef das nie dagewesene Schicksal, auf einer Hauptversammlung nicht entlastet zu werden. Das ist eineinhalb Jahre her – recht lange im schnellen Rhythmus der Wirtschaft.

Im Netz gab es keinen Ärger mit den Aktionären

Schon auf dem vorigen Aktionärstreffen war womöglich alles wieder gut. Wirklich nachempfinden ließ sich das nicht, weil die Hauptversammlung 2020 Corona-bedingt im Netz ausgerichtet wurde. Echte Aktionäre konnten nicht auftreten; ihre Vertreter mussten ihre Kritik in Fragen kleiden, die Baumann und sein Team im Videostream beantworteten. Nachhaken ging nicht, und der manchmal heftige Ton, der Bayers Hauptversammlungen in der Regel charakterisiert, fiel am 28. April weg. Wie auch der sonstige, von Bayer fortwährend subtil bekämpfte Auftrieb von Kritikern am Ort des Geschehens.

Die Ursache für Baumanns und Bayers Malaise ist natürlich längst nicht behoben. Mit dem vom Vorstandschef und seinem Ziehvater im Aufsichtsrat, Werner Wenning, mit Macht durchgedrückten Erwerb von Monsanto hat Bayer sich die riesigen Probleme mit Glyphosat eingehandelt. Seitdem in den USA massenhaft Erkrankte Klage erhoben haben, weil sie den Allround-Unkrautvernichter als Ursache für ihr Leid sehen, ist bei Bayer Feuer unterm Dach und Baumann arg in der Defensive. Wer sich da einstimmig zu dem Manager bekennt, dessen Kurs Bayers Börsenwert phasenweise pulverisiert hat, kommt nicht ohne Kommentar zur Causa Glyphosat aus.

Sanft formulierter Druck

Und so äußert Norbert Winkeljohann, Wennings Nachfolger an der Spitze des Aufsichtsrat, die „Erwartung“, dass Baumann das Glyphosat-Thema in einer „für das Unternehmen zufriedenstellenden Weise“ handhabt. So viel Druck muss sein, nachdem die Verlängerung des Vertrags zum Beispiel damit erklärt wurde, dass der Chef nach 32 Bayer-Jahren seinen Laden gut kennt und daraus die Fähigkeit zieht, ihn wieder stärker zu machen.

Auch der Vize-Chef des Aufsichtsrats äußert sich. Betriebsrat Oliver Zühlke lobt Baumann trotz des Jobbaus. Die werden ja Bayer-like gestrichen. Auch ein Grund für den endgültigen Vertrauensvorschuss.

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