Wegen SturmböenWiesdorfer Karnevalszug abgesagt – Opladener Zug startet früher

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Prinz Kerbi I. musste zu Fuß gehen: der Wiesdorfer Zug wurde abgesagt.

Leverkusen – „Zug fällt aus! Zug fällt aus!“ - Die schlechte Nachricht überbrachte der Ex-Prinz Andreas Edelmann den Teilnehmern, die sich rund um den Kreisverkehr aufgestellt hatten und ihre Plastik-Ponchos im Wind flattern ließen.

Die durchsichtige Regenpelerine war die Standardausrüstung und schützt die Riesentorte, als die sich die ältere Dame aus der Fußgruppe der Rheinkadetten verkleidet hatte. Mit dem Bagagewagen rollte sie über die Breidenbachstraße nach Hause. Alle Frauen des Vereins hatten sich zum 70. Geburtstag der Rheinkadetten als Geburtstagstorte verkleidet. „Die Sicherheit geht vor“, sagte die Torte. Bei der Bäckerei gab es Trostberliner, die Kinder bekamen in den Luminaden ein Eis und im regengeschützten Eingang von Kaufhof wummerte die Musik bei ein paar Jugendlichen so laut, dass die Polizei kam und sagte, der Zug ist abgesagt.

Prinz Kerbi I., Sebastian Kehrbaum, ließ sich erst spät nach Wiesdorf fahren, ins alte Feuerwehr-Gerätehaus an der Moskauer Straße. Deshalb erfuhr er offiziell erstmal gar nichts, die Nachricht verbreitete sich aber dennoch über alle möglichen Kanäle sehr schnell. Viel lachen konnte er nicht: Enttäuschung lag über allem, aber als Feuerwehrmann sah Kerbi I. die Notwendigkeit der Absage natürlich ein. Dann ging es mit dem Büsschen zu einem Interviewtermin in die Breidenbachstraße. Als eine Absperrung einen Stopp erzwang, stieg Kerbi ohne zu zögern mit einem Körbchen voller Wurfmaterial aus und tröstete sein jeckes Volk an der Hauptstraße mit ein paar Süßigkeiten. Die gaben ihm den Trost zurück: „Wat willste machen? Morgen ist auch noch ein Tag!“.

Tränen flossen bei den „Jecken Wiesdorfern“, die tapfer und fast allein mit ihrem Mottowagen durch die Straßen zogen. „Als wir das hörten, haben die Gesichter alle die Farbe verloren. Wir haben uns mit den Kindern doch monatelang auf den Zug vorbereitet“, sagte Christine Güldenmeister. Trotzdem könne sie die Entscheidung des Festausschuss Leverkusener Karneval (FLK) und des Oberbürgermeisters, den Zug abzublasen, verstehen. „Die Verantwortung wäre zu groß, wenn etwas passiert.“ Passend zum Motto „Mir all sin Leverkusen“ zog die Fußgruppe einen Wagen, auf dem das Schloss Morsbroich direkt neben der Leverkugel stand. Auf der drehte sich die Aufschrift: „Wir wünschen euch allen einen schönen Karneval.“

Tapfer weitergezogen

Trotz allem: Tapfer zog das Schmölzje durch die leere Friedrich-Ebert-Straße, verteilte an der Christuskirche Schokoladentafeln an zwei Wuppertaler Wiever mit ihren Kindern. Deren Beutel füllten sich erstaunlich schnell, denn viele Jecke, die es nach Hause zog, gaben Kamelle aus vollen Händen. In der Fußgängerzone tranken die Musiker des Spielmannszugs ein Kölsch, in das der Regen tropfte. Anders als bei vielen anderen Jecken, die einfach traurig waren, gab es hier Erleichterung. „Bei dem Wind bekommen wir aus den Flöten keinen Ton raus“, sagt Bianca Birkmann.

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Auch der Lützenkirchener Zug wurde abgesagt: Der Oberbürgermeister traf gegen 12.30 Uhr die Entscheidung für beide Züge: „Wir haben so lange wie möglich gewartet. Aber mittags flogen Äste, in der Carl-Leverkus-Straße sogar Dachziegel“, erklärt er. „Die Wetterlage ist eben nicht beherrschbar.“ In Wiesdorf haben die Jecken „großes Verständnis“ für die Entscheidung gezeigt, so Richrath. Dort entschied er gemeinsam mit Uwe Krause vom FLK, den Zug abzusagen. „Wir waren uns absolut einig. Es kann nicht sein, dass Kinder auf der Straße stehen, wenn Dachziegel von den Häusern fallen“, erklärt Krause. „Viele haben mir gegenüber Verständnis gezeigt, manche nicht“, resümiert er. Ob der Karneval am Sonntag von der Straße in die Kneipen verlegt wird? „Die Kneipen sind gut besucht, das kann schon sein.“

Die gute Nachricht: Am Montag können alle Wiesdorfer Zugteilnehmer beim Opladener Rosenmontagszug mitgehen. Dieser dürfte lang ausfallen . Er soll deshalb schon um 13.33 Uhr starten. „Ich zünde heute Abend in der Kirche meine Kerze an“, verspricht der Oberbürgermeister. In den wirklich sauren Apfel müssen die Lützenkirchener beißen: Prinz Elke II. und Co. müssen für ihren großen Auftritt ein Jahr lang warten, einen zweiten Zug gibt es für sie nicht. 

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