Wohncontainerbrand in LeverkusenLandgericht weist Brandstifter ein

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Heinrich-Claes-Straße Feuer in 1. OG Caritas-Container. Foto: Ralf Krieger

Am 1. August 2022 brannte es in der Caritas-Wohncontainersiedlung an der Heinrich-Claes-Straße. Jetzt gibt es ein Urteil.

Der Brandstifter von der Heinrich-Claes-Straße kommt nicht ins Gefängnis, sondern in die Psychiatrie.

Der 42-jährige Leverkusener, der seine eigene Matratze in einer Wohncontaineranlage der Caritas angezündet hat, wird in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Das Urteil fiel am Freitagnachmittag im Landgericht.

Das Gericht habe keine Zweifel, dass die Brandstiftung vom Angeklagten selbst verübt wurde. Der Mann hatte bis zum Schluss in der Verhandlung geschwiegen; die Tat hatte er abgestritten. Verübt habe er die Tat, allerdings könnte der Mann vermindert schuldfähig sein, auf jeden Fall sei die eigene Steuerungsfähigkeit gestört gewesen.

Verteidigung und Staatsanwalt waren sich einig

Die Unterbringung in einer psychiatrischen Landesklinik hatten sowohl Verteidigung als auch Staatsanwaltschaft gefordert. Dem folgte das Gericht, der Angeklagte nahm das Urteil ohne besondere Aufregung entgegen, er hatte wohl damit gerechnet.

Zurzeit lebt er in einer vorläufigen Unterbringung, etwa vergleichbar mit einer Untersuchungshaft.

Dort werden zwar Medikamente gegeben werden, eine vollständige Behandlung der Krankheit wird dort aber nicht begonnen. Der Richter riet ihm: „Ihre Unterbringung war alternativlos, sobald sie das Urteil akzeptieren, kann die Therapie beginnen.“

Alle Voraussetzungen für die Unterbringung in der Psychiatrie seien in dem Leverkusener Fall gegeben, so das Gericht: Die Brandstiftung im Container sei eine schwere Straftat, die Krankheit spiele eine Rolle und es seien ähnlich schwere Straftaten von dem Leverkusener zu erwarten, falls seine schizoaffektive Störung nicht behandelt werde. „Ihre Einsicht in ihre Krankheit fehlt ihnen ein bisschen“, sagte der Richter.

Richter: Drogenkonsum spielte eine Rolle

Nach der Kindheit in Monheim und Langenfeld habe er bis Anfang der 2000-er-Jahre sein Leben im Griff gehabt, sogar eine Ausbildung gemacht, sagte der Richter. Dann sie eine Wende eingetreten: Nach der Jahrtausendwende habe er nur noch unregelmäßig gearbeitet. Der Amphetamin- („Speed“) und Cannabiskonsum habe sicher eine Rolle gespielt. Die Krankheit nahm ihren Lauf. Fast jährlich folgten Aufenthalte in psychiatrische Krankenhäuser. Manchmal ging er freiwillig, manchmal wurde er eingewiesen.

2021 war schon kein gutes Jahr für den Leverkusener. Zwei Einweisungen gab es. Einmal fühlte er sich dermaßen von der Freundin und einem Bekannten verfolgt und durch Elektrogeräte überwacht, dass er sein Zimmer zerstörte.

Beim zweiten Mal habe er vor seiner Wohnung gesessen und Nachrichten verschickt, er werde Kinder umbringen – Zwangseinweisung. Einen Monat behielten ihn die Ärzte in der Klinik. Nach der Entlassung lebte er wieder in der Containerunterkunft. Dort habe sich der Zustand verschlechtert, das sei in der Brandstiftung am 1. August 2022 gegipfelt. Bevor er die Matratze angezündet habe, habe er seine Tasche gepackt. Dann sei er geflüchtet, wie zuverlässige Zeugen berichtet hatten.

Nach der Tat habe er sich zuerst bei einer Freundin aufgehalten und dort randaliert, dann sei er freiwillig in die Klinik gefahren, wo er Suizidgedanken geäußert habe.

Wann der Mann wieder entlassen wird, das entscheiden in der Unterbringung Ärztinnen und Ärzte. „Sie müssen jetzt die nächsten Wochen, Monate, vielleicht Jahre daran arbeiten“, sagte der Richter.

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