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Zwei Jahre Ringen mit der Deutschen Bahn

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„Ich werde nie vergessen, wie wir im Januar die Mitteilung erhalten haben.“ Claus Schäfers Stimme zittert ein wenig, wenn er an den Kampf der vergangenen beiden Jahre zurückdenkt. Damals wurde dem Schäferhundeverein Küppersteg eine mündliche Kündigung über das etwa 8000 Quadratmeter große gepachtete Grundstück an der Oderstraße 34 in Rheindorf ausgesprochen. Anfangs hieß es, das Gelände sei noch im selben Monat zu räumen und in seinen ursprünglichen Zustand zurück zu versetzen. Die Deutsche Bahn brauche das Gelände als Ausgleichsfläche für ihr neues Ausbesserungswerk in Köln- Nippes.

Das hätte dem Verein nicht nur finanziell das Genick gebrochen. „Ich bin hier groß geworden“, erinnert sich Schäfers. Sein Vater war Mitbegründer des Vereins und hat die Leidenschaft für das Zusammentreffen von Zwei- und Vierbeinern an seinen Sohn weitergegeben. Man sieht Kinder aufwachsen, grillt gemeinsam, feiert Weihnachten und arbeitet nebenher mit Spaß gemeinsam am Gehorsamkeit und den Fähigkeiten der Hunde. Als das sollte plötzlich enden. „Der Kampf gegen die DB schien aussichtslos. Wir hätten schon fast aufgegeben“, gesteht Schäfers unter bedrücktem Nicken der Kassenwartin Silke Winkelmann. Drei Faktoren brachten die Wende. Das Leid des Vereins fand Beachtung in den Sozialen Medien, fast 60 000 Likes zeigen das. Dann nahm sich der Vize-Chef der Bahn-Landwirtschaft der Sache an: Harald Hohmeier, lotste den Verein durch die Bahn-Institutionen. Den größten Effekt aber hatte nach Meinung von Schäfers und Winkelmann das Banner am Tor des Hundegeländes: „Wir sind der Verein, den die DB nach 43 Jahren ruiniert.“ Es war von den Gleisen aus gut zu lesen, weil die Züge am Rheindorfer Bahnhof recht langsam fahren. Und saß. „Als es dann tatsächlich zum direkten Gespräch kam, war eine der ersten Forderungen, dass wir das Banner entfernen“, erinnert sich Winkelmann schmunzelnd.

In ersten Gesprächen in Köln habe sich die Bahn dann sehr kompromissbereit gezeigt. Wilfried Brandt, der Projektleiter des Neubaus für das ICE-Werk in Nippes, stimmte nach einer Ortsbesichtigung zu, dass das relativ frisch renovierte Vereinshaus stehen bleiben könne und ein Nachbargelände für die Hunde gekauft wird. Die Bahn übernahm es von Bayer und hat die Koppel an den Verein verpachtet – unbefristet.

Alles wird gut: Die Mitglieder des Schäferhundvereins können bleiben und sich wieder um die Tiere kümmern.

Der Umzug kostete die privat haftenden Vereinsmitglieder zwar viel weniger als der angedrohte Rausschmiss. Aber es war ein Kraftakt: Jeder, der körperlich halbwegs in der Lage war, packte mit an. Andere versuchten, sich finanziell mehr zu beteiligen. Bauern aus der Region halfen, den Boden zu begradigen und Rasen zu sähen. Schließlich die Handwerker im Verein, die von der Beleuchtung bis zum Bau eines Unterstandes und Zaunes die Kosten senkten.

Jetzt ist man zufrieden: Verstecke sind installiert; am 9. November soll die erste Hundeprüfung auf dem neuen Gelände abgenommen werden. Manches fehlt noch, aber Schäfers sagt: „Jetzt haben wir endlich wieder etwas mehr Zeit für die Hunde.“