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NRWEnglischunterricht in der Grundschule kommt auf den Prüfstand

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Schule Symbolbild

Ist die Schule so angelegt, dass Mütter in Teilzeit Nachhilfe gegen müssen, damit das System funktioniert?

Düsseldorf – Der Englisch-Unterricht an den Grundschulen in Nordrhein-Westfalen wird möglicherweise wieder abgeschafft. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte im Düsseldorfer Landtag, man dürfe sich nicht vor einer „Diskussion über das Thema scheuen“. Die Koalition habe sich darauf verständigt, die Kernkompetenzen der Grundschüler zu stärken. „Dabei handelt es sich um Lesen, Rechnen und Schreiben“, sagte die Schulministerin. Es sei vor dem Hintergrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse jetzt zu prüfen, ob sich die Erwartungen tatsächlich erfüllt hätten, die man 2003 in den frühen Englisch-Start in der Primarstufe gesetzt habe. Man werde der Kritik am Englischunterricht in der Grundschule „sachorientiert“ nachgehen, so die Ministerin.

Die AfD hatte in einem Antrag die Abschaffung des Englisch-Unterrichts gefordert, da er nicht altersgerecht sei. Der Englischunterricht in NRW beginnt im zweiten Halbjahr der ersten Klasse, die meisten anderen Bundesländer warten damit bis zum 3. Schuljahr. Der Antrag gehe zu weit, weil er ohne eine „fundierte Prüfung“ Fakten schaffen wolle, sagte Gebauer. „Eine Streichung wäre ein fataler Fehler“, sagte auch Matthias Kürten vom Verband Bildung und Erziehung NRW dieser Zeitung. „Es sollte in den Diskussionen jetzt nur darum gehen, den Unterricht zu optimieren.“ Je jünger die Kinder seien, „umso leichter fällt ihnen der Kontakt zu Fremdsprachen“.

Englisch-Unterricht umstritten

Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in NRW, Dorothea Schäfer, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Es gibt drängendere Probleme als dieses. Den Englisch-Unterricht in den Grundschulen abzuschaffen, wäre unsinnig.“ Die Politik sollte sich darauf konzentrieren, den Mangel an Lehrkräften an den Grundschulen zu beheben.

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Auch in der Wissenschaft ist der frühe Englisch-Unterricht umstritten. Forscher der Ruhr-Universität Bochum und der TU Dortmund hatten die Daten von 5130 Schülern von Gymnasien in Nordrhein-Westfalen ausgewertet und festgestellt, dass der Englischunterricht bereits ab der ersten Klasse weniger effektiv als erhofft ist. „Der fremdsprachliche Frühbeginn wird häufig hochgelobt, obwohl es insgesamt wenig Forschung gibt, die diesen Mythos unterstützt“, sagte Nils Jäkel, der an der Studie mitgewirkt hat, dieser Zeitung. Der Englischunterricht ab der ersten Klasse sollte jedoch nicht unbedingt abgeschafft werden. Besser wäre es, die Stundenzahl ab dem 3. Schuljahr zu steigern.

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