Gummersbacher in JapanFlorian Alt kämpft in Suzuka gegen die Motorrad-Elite

Wie immer wurde Florian Alt (l.) von seinem besten Freund Marvin Assmann begleitet. Im Hintergrund sind die japanischen Fans zu sehen, die mit farbigen LEDs ihre Marken vertreten.
Copyright: VRD Igol Pierret Expérience
- Der Gummersbacher Motorradrennfahrer Florian Alt hat am Acht-Stunden-Rennen in Suzuka teilgenommen.
- Der Start bei einem der wichtigsten Rennen der Langstrecken-Motorradklasse gelingt einwandfrei.
- Ausgerechnet ein Teamkollege trübt das Ergebnis für Alt dann aber ein wenig.
Gummersbach – Bis kurz nach dem Start des Acht-Stunden-Rennens im japanischen Suzuka, dem Abschluss und Höhepunkt der Langstrecken-Weltmeisterschaft, lagen Motorradrennfahrer Florian Alt und sein französischen Team mehr als im Soll. Doch 40 Minuten nach dem Auftakt stürzte Startfahrer Xavier Simeon und zerstörte das Motorrad des Yamaha-Teams VRD Igol Pierret Experiences.
„Das Motorrad war komplett kaputt“, sagt Florian Alt, der zum ersten Mal in der Saison nicht den Start gefahren war. In rekordverdächtigen 18 Minuten bauten die Mechaniker die Maschine zwar wieder auf, doch die Folgen des Unfalls waren zu spüren.

In Suzuka fuhr Florian Alt mit einer so extremen Schräglage, dass der Ellbogen die Strecke berührte.
Copyright: VRD Igol Pierret Expérience
Bis dahin, dass der Motor eine Viertelstunde vor Ende des Rennens komplett kaputtging. Damit blieb das französische Team zwar ohne Punkte, hielt zum Abschluss der WM aber den achten Platz in der höchsten Klasse EWC. Von den Superstocks zu den Superbikes waren Florian Alt und sein Team erst in dieser Saison gewechselt. Dritter Fahrer war Florian Marino.
„Suzuka war das einzige Rennen, das wir nicht in den Punkten beendet haben“, zieht Florian Alt ein insgesamt positives Fazit der abgelaufenen Saison, die für sein Team nicht immer reibungslos verlief. „Ich habe mich trotzdem fahrerisch weiterentwickelt.“ Und außerdem stand das Team in Oschersleben mit Platz drei zum ersten Mal auf dem Podium.
Dass man vorne mitfahren kann, zeigte sich auch beim prestigeträchtigen Rennen in Suzuka, dem Schaulaufen der japanischen Motorradhersteller. Auch wenn sie vorher keine Tests in Suzuka gefahren waren, fanden sich der 23-jährige Gummersbacher und seine Teamkollegen mehr als gut zurecht. Nach dem Qualifying belegten sie Platz 13.
Körperlich an die Grenzen
„Ein Hammer-Ergebnis“, sagt Florian Alt. Im Kreis der Werksteams der japanischen Motorradhersteller, die das ganze Jahr auf Suzuka hinarbeiten, waren die Franzosen Drittschnellste unter den Teams, die permanent in der Langstrecken-Weltmeisterschaft fahren, und bestes Nicht-Werksteam.
„Wir sind kein Werksteam, sondern werden von Yamaha Europa und Yamaha Frankreich unterstützt“, erklärt Alt. „Dass wir bei den 64 Teams so weit vorne sind, das hatte wohl niemand erwartet.“
Und dies angesichts mehr als gewöhnungsbedürftiger äußerer Umständen: Bei Temperaturen um 34 Grad und extrem hoher Luftfeuchtigkeit fehle in den letzten vier Runden des jeweils einstündigen Renneinsatzes einfach der Sauerstoff, berichtet Alt. „Man stößt körperlich an seine Grenzen.“
Dazu fegte am Samstag vor dem Rennen noch ein Taifun über die Strecke, sodass die letzten Trainingssessions abgesagt wurden.
Gekühlter Swimmingpool
„Wir sind von Yamaha toll betreut worden“, erzählt der Gummersbacher. Vier Mitarbeiter wurden abgestellt für die Betreuung des Teams. Es gab eine eigene Lüftungsanlage, einen gekühlten Swimmingpool, frische Getränke und den Versuch, die stets feuchten Rennkombis an einem Riesenventilator zu trocknen.
In Suzuka, sagt Alt, müsse man fahrerisch noch eine Schippe drauflegen. „Das Griplevel ist so extrem, dass man sich komplett umstellen musste“, beschreibt der 23-Jährige. Das bedeutet, dass die Fahrer ständig in einer extremen Schräglage unterwegs waren. So schräg, dass in den Kurven die Ellbogen die Strecke berührten.
Mit all dem kam der 23-Jährige nach einer Eingewöhnungsphase gut zurecht. Doch im Rennen lief es dann nicht mehr für das Yamaha-Teams VRD Igol Pierret Experiences. Nach zwölf Minuten kam das Safetycar zum Einsatz.
Danach stürzte Xavier Simeon, und im Laufe des verbliebenen sieben Stunden zeigte sich, dass die Yamaha doch schlimmer beschädigt war, als zunächst angenommen. 42 Minuten stand das Motorrad innerhalb des Acht-Stunden-Rennens an der Box – solange wie keine andere Maschine.
Kawasaki gewann am grünen Tisch
Das Rennen in Suzuka, das fünf Minuten vor dem offiziellen Ende abgebrochen wurde, gewann Kawasaki mit den Fahrern Jonathan Rea, Leon Haslam und Toprak Razgatiloglu anschließend am grünen Tisch.
Schon im September startet in der Langstrecken-WM die nächste Saison mit dem Bol d’Or, dem 24-Stunden Rennen in Le Castellet in Frankreich. Ob Florian Alt noch eine weitere Saison in der Langstrecken-WM fährt, darüber laufen im Moment die Verhandlungen.