BadegewässerSo steht es um die Wasserqualität in den Badeseen in Oberberg

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Menschen beim Baden in der Aggertalsperre. Einige liegen auf aufblasbaren Badetieren auf dem Wasser.

Das Wasser in der Aggertalsperre ist weiterhin ausgezeichnet sauber – aber in diesem Jahr kälter als in den Jahren zuvor.

Wie warm ist das Wasser in Oberbergs Badeseen? Und wie sauber ist es? Wir haben uns die Daten angeguckt und verständlich gemacht.

Rutschen, Sprungtürme, Kinderbecken: Freibäder bieten viele Attraktionen und sind beliebt. Doch nicht alle schwimmen gerne in Chlorwasser. Baden mitten in der Natur kann demgegenüber zu einem besonderen Erlebnis werden.

Umgeben von Bäumen, die Schatten bieten, klares, natürliches und weiches Wasser. Schwimmen im See hat einen ganz besonderen Reiz, gerade an richtig heißen Tagen. Doch nicht in allen Gewässern empfiehlt der Sprung ins kalte Nass.

Grundsätzlich sollte man sich auf die ausgewiesenen Badestellen beschränken. „Die Gesundheitsämter nehmen während der Badesaison grundsätzlich mindestens alle vier Wochen Wasserproben zur Analyse“, so das nordrhein-westfälische Umweltministerium. „Geprüft wird unter anderem das Auftreten der Darmbakterien Intestinale Enterokokken und Escherichia coli, welche als Indikatoren dienen und auf Verschmutzungen hinweisen“

Wasser in der Lingesetalsperre nicht optimal

Wie die Badegewässer im Oberbergischen Kreis abschneiden, sehen Sie hier:

Die Sommer werden von Jahr zu Jahr heißer. Die Klimakrise zeichnet sich mittlerweile auch in Deutschland ab. Deutlich zu beobachten am Fichtensterben, das in der Region um Köln und Bonn bereits weit fortgeschritten ist. Vorher-Nachher-Luftaufnahmen von Waldgebieten im Rheinland schockieren, es liegen nur vier Jahre zwischen den Aufnahmen.

Steigende Temperaturen wirken sich auf Ökosystem aus Warum die Badeseen und Badegewässer bislang noch nicht von dieser Entwicklung betroffen sind und wie Experten die Lage einschätzen, lesen Sie hier.

Sehr hohe E.-Coli-Werte in zwei Monaten in 2021 gemessen

Wie auf alle Aspekte des Ökosystems wirken sich die veränderten Temperaturen aber trotzdem bereits auf die Gewässer des Landes aus. Steigende Wassertemperaturen bieten beispielsweise veränderte Lebensräume für Algen und Mikroorganismen.

Kleine Tümpel, die austrocknen, ganze Bio-Habitate, die sich nicht wieder erholen oder kleine Bachläufe, die immer schmaler werden, bieten immer weniger Lebensraum für Amphibien, Fische und Insekten.


Zur Methodik - Perzentil-Bewertungen

Ein Perzentil ist ein Begriff aus der Statistik. Er beschreibt eine statistische Größe, mit der Werte einer Reihe miteinander verglichen werden. Ordnet man eine Reihe von Messergebnissen nach Größe beschreibt das 95. Perzentil, dass fünf Prozent der so aufgereihten Werte über dem Wert liegen, 95 Prozent darunter.

In der EU-Badegewässerrichtlinie sind die Grenzwerte für die sogenannten Indikatororganismen, E. Coli und Intestinale Enterokokken, mit verschiedenen Perzentilen definiert. Die Grenzwerte für die Prädikate „ausgezeichnet“ und „gut“ beziehen sich auf 95-Perzentil-Bewertungen – nur fünf Prozent der Messwerte dürfen also höher sein. Die Grenzen für den „ausreichend“-Bereich sind mit 90-Perzentil-Bewertungen abgesteckt. Hier dürfen also größere Teile der Messreihe darüber liegen. 


Von allen Badeseen im Kreis Oberberg ist die Lingesetalsperre die einzige, die an einer Messstelle nicht mit dem Qualitätssiegel „ausgezeichnet“ ist. An dieser Messstelle wurde im Mai 2021 auch einer der beiden besonders hohen Werte der Intestinalen Enterokokken gemessen.

1070 koloniebildende Einheiten pro 100 Milliliter liegen jenseits „guten“ Bereich. Für die Qualitätseinstufung werden Werte aus mehreren Jahren zugrunde gelegt, die Ausschläge an den Messstellen beschränkten sich aber auf einzelne Monate. Im Juni 2021 lag der Wert wieder bei 20 KbE pro Milliliter.

Einen noch höheren Wert sahen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Juni 2021 an der Bruchertalsperre am Campingplatz. Nachdem im Mai nur weniger als zehn Mikroorganismen pro 100 Milliliter in den Proben gefunden wurden, schlugen die Messungen im Juni 2021 mit über 2000 weit in den besorgniserregenden Bereich aus. Einige Tage später lag der Wert schon wieder bei 50 – ein Messfehler ist also nicht auszuschließen.

Baden im Oberbergischen Kreis: Wasser um die 15 Grad Celsius

Intestinale Enterokokken überleben länger in der Umwelt als E.-Coli-Bakterien, können also auf eine länger zurück bleibende Verunreinigung hinweisen. Die E.-Coli Werte über den Fünf-Jahres-Zeitraum an den beiden Stellen zeigen keine Auffälligkeiten. 

Die Wassertemperatur im Mai 2023 ist deutlich niedriger als im vorigen Jahr. Durchschnittlich liegt sie bei 11,5 Grad Celsius, mehr als fünf Grad weniger als die 15,7 Grad in 2022 und sogar noch unter dem Niveau von 2019. Da lag die Temperatur im Mai bei durchschnittlich 11,9 Grad Celsius. Ebenfalls abgenommen hat die Sichttiefe im Wasser: nur 1,2 Meter tief lässt sich ins kühle Wasser schauen. 

Wer in natürlichen Gewässern schwimmen gehen möchte, der sollte sich übrigens an die ausgewiesenen Badegewässer halten. Denn nicht jeder Fluss und jeder See ist auch zum Schwimmen geeignet. „Blaualgen, Vibrionen, Strömungen, Untiefen und Pflanzenbewuchs können für Badende gefährlich werden“, warnt das Umweltbundesamt.

Zwar werden auch andere Gewässer überwacht, doch Badegewässer unterliegen in Deutschland einer strengen Kontrolle hinsichtlich Krankheitserregern mit Abwasser.

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