Wechsel an die ElbeBergneustädter Torwart Daniel Mesenhöler heuert bei Dynamo Dresden an

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Im Bild ist Torwart Daniel Mesenhöler zu sehen.

Bis zum Sommer lief der Bergneustädter Daniel Mesenhöler noch für den Halleschen FC auf.

Rundum wohl fühlt sich der Bergneustädter Torwart Daniel Mesenhöler bei seinem neuen Verein in Dresden. Der plant jedenfalls fest mit dem Aufstieg.

Das Ergebnis passte nicht zur Gefühlslage, die Daniel Mesenhöler an diesem Tag verspürte. Mit 1:2 verlor Fußball-Drittligist Dynamo Dresden das Heimspiel gegen Borussia Dortmund II – und der in Bergneustadt aufgewachsene Torhüter verfolgte das Spiel von der Bank aus als Nummer zwei. Nicht auf der Tribüne als Zuschauer und nicht vor dem heimischen Fernseher. Denn Mesenhöler ist zurück im Fußball-Geschäft nach über einem halben Jahr erfolgloser Vereinssuche. Zu einem Zeitpunkt, als er sich schon fast an den Gedanken gewöhnt hatte, seine Profi-Karriere zu beenden.

Bergneustädter hatte plötzlich die Qual der Wahl

Es waren wahrlich turbulente Monate, die Daniel Mesenhöler zuletzt erlebte. Im Sommer endete sein Vertrag beim Halleschen FC, die anschließende Suche nach einer neuen Herausforderung gestaltete sich schwierig und blieb lange ohne Erfolg. Im November war der 28-Jährige fast bei einem Regionalligisten gelandet, ehe im Dezember ein Wechsel zu Drittligist VfL Lübeck kurz vor Vertragsabschluss noch platzte. Und als die Tage bis zum Ende der Transferfrist immer weniger wurden und der Torhüter schon Pläne schmiedete für seinen weiteren beruflichen Werdegang abseits des Fußballplatzes, da bekam er unerwartet gleich zwei Angebote aus der Dritten Liga – und hatte plötzlich sogar die Qual der Wahl.

Die Entscheidung fiel auf Traditionsclub Dynamo Dresden, der im Aufstiegsrennen trotz der Heimniederlage am vergangenen Spieltag als Tabellenzweiter voll auf Kurs liegt. Mittwochs fuhr Mesenhöler in die sächsische Landeshauptstadt, trainierte donnerstags erstmals mit der Mannschaft und führte Gespräche mit den Verantwortlichen, unterschrieb freitags den Vertrag – und stand sonntags im Heimspielkader vor fast 22500 Zuschauern. Soweit die Kurzversion.

Die vergangenen Wochen waren total verrückt und irgendwie absurd – und trotzdem bin ich jetzt super happy.
Daniel Mesenhöler fühlt sich in Dresden pudelwohl

„Die vergangenen Wochen waren total verrückt und irgendwie absurd – und trotzdem bin ich jetzt super happy“, sagt der Bergneustädter beim Gespräch, das er im sechsten Stock eines Hotels im direkten Umfeld der Frauenkirche führt. „Dresden ist richtig schön und hat eine sehr beeindruckende Altstadt“, schwärmt Mesenhöler. Mindestens genauso gut gefallen ihm das Stadion mit den lautstarken Fans und das Trainingsgelände. „Es ist total modern mit riesigem Kraftraum und toller Kabine und Möglichkeiten zur Regeneration“, berichtet der 28-Jährige.

Nicht nur deswegen kommt Daniel Mesenhöler nach eigener Aussage jeden Tag mit einem Lächeln zum Training. Es ist auch die Gewissheit, dass er nun doch wieder seiner großen Leidenschaft nachgehen darf und die Tätigkeit ausüben darf, für die er so viele Jahre geschuftet hat: Fußball-Profi. Dabei gingen seine Gedanken vor allem in den vergangenen Wochen auch in eine andere Richtung.

Bergneustädter dachte darüber nach, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen

„Ich habe mich noch nie so konkret damit auseinandergesetzt, dass meine Karriere jetzt vorbei sein könnte und ich die Schuhe an den Nagel hänge – zumindest mit Blick auf den Profi-Bereich. Ich habe mein Studium fast beendet und schon nach Praktikumsplätzen Ausschau gehalten“, schildert Mesenhöler, der mit seiner Verlobten in eine gemeinsame Wohnung nach Gummersbach gezogen ist und von ihr sowie seiner Familie in dieser schwierigen Phase große Unterstützung erhalten hat.

Ausschlaggebend war nicht zuletzt der geplatzte Wechsel zum VfL Lübeck. Der Keeper war im Dezember zum Probetraining beim VfL – doch ausgerechnet an seinem ersten Tag dort wurde der damalige Trainer entlassen. Der Club wollte Mesenhöler dennoch verpflichten und der Transfer stand kurz bevor – ehe die Lübecker von der Verpflichtung doch noch Abstand nahmen. „Danach habe ich mich intensiver mit Plan B auseinandergesetzt. Der Vorteil ist, dass ich jetzt schon eine mentale Basis geschaffen habe, wenn es wieder zu solchen Überlegungen kommt“, sagt der 28-Jährige, der in Dresden einen Vertrag bis zum Sommer unterschrieben hat, und fügt schmunzelnd an: „Natürlich würde ich diese Pläne lieber später als früher in die Tat umsetzen.“

Jetzt genießt er nach über einem halben Jahr unfreiwilligem Entzug wieder den Alltag als Fußball-Profi, wenn auch vermutlich eher in der zweiten Reihe. Das tägliche Training, der Kontakt zu den Mannschaftskollegen, die Spiele – all das hat Mesenhöler zuletzt vermisst. „Die Motivation, jeden Tag ins Fitnessstudio zu gehen, war der große Wunsch, irgendwann doch wieder täglich auf dem Platz zu stehen. Dass ich jetzt nach dieser Vorgeschichte in Dresden gelandet bin, bei einem Aufstiegskandidaten – das hätte ich mir nicht besser vorstellen können und macht mich sehr glücklich. Dafür haben sich die vielen Stunden gelohnt, die ich in den vergangenen Monaten gearbeitet habe, um für den Fall der Fälle fit zu sein.“

Mesenhölers Motto für die kommenden Monate: „Aufstiegskampf in der Dritten Liga statt der Suche nach einem Praktikumsplatz“.


Zur Person: Mit zwölf Jahren wechselte Daniel Mesenhöler vom TuS Othetal zum 1. FC Köln. Dort entwickelte sich der Bergneustädter zum Junioren-Nationalspieler und feierte 2010 in der U16 sein Debüt. Mit der Kölner U17 wurde Mesenhöler deutscher Meister, holte mit der U19 den Junioren-DFB-Pokal, unterschrieb einen Profi-Vertrag und saß mehrere Male in der Bundesliga auf der FC-Bank. Der Durchbruch gelang bei den Geißböcken jedoch nicht, es folgte nach neun Jahren der Wechsel zum damaligen Zweitligisten Union Berlin.

Sein Profi-Debüt war spektakulär: Vor 79 000 Zuschauern hütete Mesenhöler 2016 das Tor der Eisernen im DFB-Pokal bei Borussia Dortmund und zeigte eine starke Leistung. Erst im Elfmeterschießen war Endstation. In der Zweiten Bundesliga lief es für den Keeper wechselhaft. In insgesamt drei Spielzeiten kam er für die Berliner (2016 bis 2018) und den MSV Duisburg (2018 bis 2019) auf 41 Einsätze. Es folgten 18 Spiele für Viktoria Köln (2019 bis 2020) sowie zehn Einsätze für den Halleschen FC (2021 bis 2023) in der Dritten Liga. Nun steht Mesenhöler bis zum Sommer bei Aufstiegsanwärter Dynamo Dresden unter Vertrag. (kem)

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