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What's nextEhemalige Gymnasiasten aus Bergneustadt helfen ihren Nachfolgern

4 min

Im Sommer wurde der erste Mentoring-Jahrgang mit 17 Teilnehmern  verabschiedet. 

Wie geht es für mich weiter nach dem Abitur? An einer Uni einschreiben? Aber für welches Fach? Vielleicht doch lieber erstmal eine Ausbildung machen? Oder gleich ein Duales Studium?

Je näher das Ende der Schulzeit kommt, desto drängender werden diese Fragen. Bei der Suche nach Antworten helfen möchte die Initiative „What’s next“, für die sich Absolventinnen und Absolventen des Bergneustädter Wüllenweber-Gymnasiums (WWG) vor zwei Jahren zusammengetan haben.

Den Initiatoren geht es darum, eine Lücke zu füllen: Die eigenen Eltern können den Schulabgängern kaum Hinweise geben, zu lange liegen deren eigenen Erfahrungen zurück. Auch von den professionellen Berufsberatern erhoffen sich die wenigsten Abiturienten Beistand in ihrer ganz persönlichen Lage. Corona hat alles noch viel schwieriger gemacht. Schon bald nach der Pandemie wurden Berufs- und Studienorientierungsprogramme abgesagt und Praktika verschoben.

What's next

Zum Team von „What’s next“ gehören  rund 25 Ehemalige des Wüllenweber-Gymnasiums.  Zielgruppe sind die Jahrgangsstufen 10 bis 12 , derzeit beteiligen sich etwa 100 Schülerinnen und Schüler. Im Sommer wurde der erste Mentoring-Jahrgang 2021/2022 mit 17 Teilnehmern  verabschiedet. Das Programm  besteht aus drei Säulen:

Mentoring

Jeweils ein Mentor oder eine Mentorin unterstützen  eine Schülerin oder einen Schüler   (Mentees)  im regelmäßigen  (digitalen) Austausch bei der  Berufs- und Studienorientierung. Derzeit sind es 16 Paare, die sich alle vier bis sechs Wochen austauschen.

Zukunftswerkstatt

In einer digitalen Veranstaltungsreihe stellen Referenten verschiedene Wege nach dem Abschluss vor, danach wird  in kleinen Arbeitsgruppen  diskutiert. Bisher gab es fünf Veranstaltungen   zu den Themen „Ausbildung vs. Studium“, Gap Year und Berufsfelderkundung.

Unternehmensprojekte

Praktische Erfahrungen dienen der  Berufs- und Studienorientierung und helfen bei  Bewerbungen  für Praktika. Unterstützt wird „What’s next“ unter anderem von der Industrie- und Handelskammer, der Universität zu Köln sowie den oberbergischen Firmen Otto Fuchs und Ralf Bohle. (tie)

„Ängste sind normal“, sagt Guiliana Hesener. „Man kann sich mit ihnen produktiv auseinandersetzen, man kann Stress-Resilienz und Selbstverantwortung lernen. Es wäre schön gewesen, wenn ich das vor dem Jura-Studium gewusst hätte.“ Die 28-Jährige hat in München studiert und steht kurz vor dem zweiten Staatsexamen. Zusammen mit ihrer Schulfreundin Clara Bohle kam sie vor zwei Jahren auf die Idee, ihren Nachfolgern am WWG in der Pandemie ein bisschen Starthilfe zu geben.

Hesener und Bohle fanden Mitstreiter für ihren Plan, ein digitales Mentoring-Projekt auf die Beine zu stellen. Schulleitung und Förderverein waren sofort dabei. Zwei Jahre später freut sich Clara Bohle: „Aus dem aus der Not geborenen Projekt ist nun eine langfristige Initiative geworden.“ Noch in diesem Jahr soll „What’s next“ als Verein eingetragen werden.

Guter Rat auf Augenhöhe

Zum Kernteam gehören zudem Alina Langenberg, Lara Werner, Fabian Markschies und Guilianas Schwester Carlotta. Alle sind wie auch die übrigen Mentorinnen und Mentoren unter 30 Jahre alt, also nur wenig älter als die Schülerinnen und Schüler. Diese Nähe hat eine große Überzeugungskraft: Es gibt guten Rat auf Augenhöhe.

Clara Bohle versteht „What’s next“ als „Mutmacher-Projekt“: „Wir wollen Schülerinnen und Schülern die Angst vor der eigenen Zukunft und den damit verbundenen Druck nehmen.“ Die jungen Mentoren bringen nicht nur frische Erfahrungen mit, sondern auch Fachkenntnis aus ihren Studien in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, die die Berufsberatung auf ein neues Level heben.

Zugeschaltet aus San Diego

Alina Langenberg (22) beispielsweise hat den Gesellenbrief als Industriekauffrau und einen Bachelorabschluss bereits in der Tasche und arbeitet derzeit an ihrem Master in Organisationspsychologie. Übrigens im amerikanischen San Diego, was ihr Engagement für die Bergneustädter Initiative aber nicht beeinträchtigt.

Andere Teammitglieder sitzen in Nürnberg oder Südafrika. Der flexible Austausch über digitale Kanäle und die Nutzung spezieller Computerprogramme für Planung und Kommunikation auf Distanz gehören für die Mentoren nicht erst seit der Pandemie zum Alltag in Studium, Beruf und Freizeit.

Deshalb sind sie zuversichtlich, dass es ihnen gelingt, auch das zweite Ziel zu verwirklichen: „What’s next“ soll ein Alumni-Netzwerk nach angloamerikanischem Vorbild werden, also die Verbundenheit der Absolventen untereinander und mit ihrer alten Schule bis weit ins Berufsleben gewährleisten.

Und weil es bisher so gut gelaufen ist, denken die Initiatoren schon über das eigene Gymnasium hinaus: Sie möchten das Mentoring auf andere Schulen ausweiten und ihr Konzept zur Nachahmung zur Verfügung stellen. Im Engelskirchener Aggertalgymnasium hat man bereits Interesse signalisiert. Lara Werner (26) sagt: „Wir hoffen, dass spannende Ideen zurückkommen.“