AusstellungWeggefährten erinnern sich an den Bergneustädter Künstler Horst Janzen

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Ein Mann steht in einer dicht besetzten Kneipe und spricht zu den Umsitzenden.

Künstlersohn Jan Janzen hatte zu dem Treffen im Rahmen der aktuellen Ausstellung eingeladen.

Noch bis Ende März läuft die Ausstellung „Wasser, Land und Leute“. Jetzt stand der Künstler Horst Janzen selbst im Mittelpunkt eines Gesprächsabends.

Das hätte Horst Janzen gefallen: Gesteckt voll war die Bergneustädter Altstadt-Kneipe Jägerhof am Freitagabend, so viele Gäste waren gekommen, um Erinnerungen auszutauschen und „Schnückelchen“ zu erzählen über den 1978 verstorbenen Künstler. Der kehrte zu Lebzeiten selbst gern zum Frühschoppen dort ein und sorgte mit seiner allgegenwärtigen Tabakpfeife in der damals ständig verräucherten Wirtschaft für noch dickere Luft. Eingeladen hatten die Jägerhof-Genossenschaft und der Sohn des Allround-Talents, Jan Janzen, der auch die noch bis Ende März im Rathaus und im Heimatmuseum gezeigte Ausstellung „Wasser, Land und Leute“ mit Werken seines Vaters organisiert hat.

Nur zu gern ließen sich ehemalige Nachbarn, Kollegen, Bekannte und Familienmitglieder auf den Spuren von Horst Janzen auf eine Zeitreise ins Bergneustadt der 1960er und 70er Jahre ein. Einige hatten Fotos mitgebracht, andere Zeichnungen und Bilder, oder –   wie Nachbar Karl-Hermann Menn – Plakate, die in seiner Druckerei entstanden waren. „Damals wurde noch wie zu Gutenbergs Zeiten mit gesetzten Buchstaben gedruckt“, erzählte er. „Weil es enorm teuer war, Bilder einzufügen, machte Janzen schnell mal einen Linolschnitt, um die Werbung für eine Ausstellung im Möbelhaus attraktiver zu gestalten.“

In Bergneustadt war damals nicht viel los  

Als Leihgabe hatte Menn auch ein Bild von der katholischen Kirche mitgebracht, signiert von Janzens Frau Edith, geborene Faulenbach. „Das machte sie schon mal, wenn ihr Mann nicht dazu kam.“ Denn der war umtriebig, malte und sorgte als Bildhauer und Happening-Veranstalter für Aufsehen. „Die Gegend hier war sehr konservativ, nur wenige Menschen interessierten sich für Kunst“, beschrieb der Gummersbacher Peter Leidig, wie Janzen Mitglied der ersten oberbergischen Künstlergruppe, den Zeitgeist. „Er war übrigens der einzige von uns, der auch wie ein Künstler aussah.“

Der Schwiegervater sorgte dafür, dass der exotische Ehemann ihrer Tochter auch ganz bodenständig als Schildermaler und Dekorateur arbeitete, indem er ihm ein Atelier in seiner Karosseriewerkstatt einrichtete. Das Zeichnen konnte er nicht lassen: „Ich war damals Verkäuferin bei Schmies“, erinnerte sich Renate Becker. „Als er das Schaufenster dekorierte, sagte er, Mädchen, bleib mal so stehen!“ Das mit kühnem Strich auf einen Prospekt geworfene Porträt hatte sie mitgebracht.

Vom turbulenten Familienleben erzählte Schwager Karl-August Faulenbach, etwa wenn Janzen vom Alkohol beseelt von roten Lippen und rotem Wein sang und die streng protestantische Schwiegermutter im Gegenzug Choräle anstimmte. „Selbst Schützenfeste waren für sie des Teufels. Aber Horst schaffte es, dass selbst unsere frommen Eltern mal in eine Kunstausstellung gingen.“ Und als der neue Schulleiter der Realschule dem Kunstlehrer Janzen das Tragen von Clogs verbieten wollte, konterte dieser in Anspielung auf den Namen des Pädagogen mit einer Zeichnung: „Ich sehe Schwarz!“ Kein Wunder, dass Horst Janzen bei so vielen Bergneustädtern und darüber hinaus unvergessen ist.

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