Börse am SchlossEndlich wieder Pflanzen tauschen

Lesezeit 3 Minuten
Bei der Börse boten viele Gartenfreunde ihre Pflänzchen an.

Bei der Börse boten viele Gartenfreunde ihre Pflänzchen an.

Nümbrecht – Bei der Pflanzentauschbörse an Schloss Homburg, zu der die Biologische Station Oberberg am Samstag eingeladen hatte, war der Andrang nach zwei Jahren Corona-Pause riesig. Da die Parkplätze beim Schloss nicht ausreichten, war die Zufahrt über den Schlossberg zur Einbahnstraße umfunktioniert worden: Die Autos standen auf der freien Spur bis hinab ins Bröltal.

Kräuter und Gemüse sollen Rasen ersetzen

Mehrere Hundert Gartenfreunde tauschten, was sie im eigenen Garten gefunden hatten und plauschten, was das Zeug hielt. Schon eine gute Stunde nach dem Beginn der Veranstaltung hatte der Großteil der Pflanzen an den rund 40 Ständen den Besitzer gewechselt. Die Reichshofer Sarah Tscholl und Sebastian Schumacher haben im Ruhrgebiet studiert und sind jetzt wieder in ihre Heimat Oberberg zurückgekehrt. „Rund um unser Haus ist nur Rasen“, bedauert Schumacher. „In einem Teilstück wollen wir einen kleinen Garten anlegen und dafür brauchen wir Kräuter und Gemüse“, erklärte Tscholl.

Viele Informationen rund um Natur und Garten

„Die Leute freuen sich, dass es endlich wieder so eine Veranstaltung gibt“, sagte Dr. Bernd Freymann angesichts der heiteren, entspannten Stimmung auf dem Platz vor dem Roten Haus. Er wies auf das reichhaltige Informationsangebot des Rheinischer Landfrauenverbands, des Nabu Oberberg, der Bergischen Gartenarche, der Regionalgruppe Bergisches Land des Vereins „Naturgarten“ und der Biostation Oberberg hin.

Groß waren der Andrang und das Interesse: Sehr schnell wechselten die Pflanzen ihren Besitzer

Groß waren der Andrang und das Interesse: Sehr schnell wechselten die Pflanzen ihren Besitzer

„Insekten sind systemrelevant“, sagte Carola Hoppen vom Naturgartenverein in einem von fünf gut besuchten Vorträgen, die die Biostation erstmals als Begleitprogramm im Landschaftsraum angeboten hatte. Dafür sei das Vorkommen heimischer Wildpflanzen unbedingte Voraussetzung. Jede der etwa 560 Wildbienenarten in Deutschland sei auf bestimmte Pflanzen spezialisiert, daher sei eine hohe Artenvielfalt enorm wichtig. Das gelte auch für Schmetterlinge.

Schwierige Zeiten für Gemüsepatenschaften

So sei etwa der Aurorafalter auf Wiesenschaumkraut und Knoblauchsrauke angewiesen – und abhängig davon, dass diese Pflanzen nicht gemäht werden.

Sigrid Fröhling von der Bergischen Gartenarche bedauerte den Ausfall der letzten Tauschtage: „Wir haben nicht so viel Resonanz bei den Gemüsepatenschaften wie in früheren Jahren – das muss wohl erst wieder anlaufen.“ Die Gruppe kümmert sich seit 2001 um den Erhalt heimischer Gemüsepflanzen durch die Sammlung und Verteilung von Saatgut alter Sorten, die früher in jedem Bauerngarten anzutreffen waren. Der Versand während der Coronazeit sei schwierig gewesen: „Glücklicherweise konnten wir den Ausfall von Paten-Saatgut in unseren eigenen Gärten größtenteils auffangen.“ Für Interessierte hält sie das reich bebilderte Garten-Notizbuch „Meine Garten-Geheimnisse“ bereit, dass die Arche zu ihrem 20-jährigen Bestehen erstellt hat: „Eigenes Gemüse macht zwar etwas Arbeit, aber es schmeckt auch sehr viel besser.“

Das könnte Sie auch interessieren:

„Wir sind hier seit 20 Jahren dabei“, sagten auch Annette Schlasse und Margret Kuhl, Vorsitzende der Oberbergischen Landfrauen. Neben einer üppigen Auswahl an Stauden aus heimischen Bauerngärten versorgten sie die Besucher mit Bergischen Waffeln, Kaffee und Milch aus fairem Handel. Die Frauen tauschen nicht, sondern spenden ihre Einnahmen an oberbergische Institutionen. Eine Auszeit konnten sich die Gäste auch im Ostern neu eröffneten Café und Bistro von Kai Hollenstein gönnen, der zuvor 23 Jahre lang die Gastronomie auf dem Mucher Golfclub betrieben hatte. Er kündigte an: „Ab Mai ist unser Restaurant an den Wochenenden auch abends geöffnet.“

KStA abonnieren