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Second Hand für den guten ZweckBergneustädter „Lädchen“ feiert seinen 40. Geburtstag

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14 Ehrenamtlerinnen halten das Lädchen im Jubiläumsjahr am Laufen. 

Bergneustadt – Den Überfluss anprangern, endlich etwas gegen die Wegwerfgesellschaft tun – und gleichzeitig denjenigen einen preiswerten Einkauf ermöglichen, denen das Geld nicht so locker sitzt. Bei der Gründung des Bergneustädter Lädchens im Herbst 1982 spielte das Thema Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle. Zum 40. Geburtstag der Initiative stellen die Ehrenamtlerinnen nun fest: Die Anliegen ihrer Vorgängerinnen sind heute aktueller denn je.

Rückblick: Helmut Kohl ist gerade Bundeskanzler geworden, als 1982 im Bergneustädter Stadtgraben ein ehrenamtlich geführtes Geschäft öffnet, das für ordentlich Gesprächsstoff sorgt. Das Konzept klingt einfach und wird sich bewähren: Wer gut erhaltene Kleidung aussortiert, bringt sie ins Lädchen. Dort werden Hose, Kleid und Co. geprüft und für die Kundschaft ausgestellt. Der Verkaufserlös wiederum wird gesammelt und regelmäßig an Vereine und Initiativen in der Stadt ausgeschüttet – ein echter Kreislauf zugunsten der Bergneustädter.

Das Lädchen in Bergneustadt kann pro Jahr 10.000 Euro spenden

In den 1990er-Jahren schlüpft das Lädchen unter den Schirm des Vereins für soziale Aufgaben, 2007 zieht es ins Souterrain an der Talstraße. „An der Grundidee hat sich aber nie etwas geändert, weil sie erfolgreich ist. Um die 10.000 Euro können wir pro Jahr spenden“, verraten Heliane Keller und Renate Kahnis, die Vorsitzende des Lädchens und ihre Geschäftsführerin.

Die 65 Quadratmeter inklusive Umkleiden haben sich längst zum gut sortierten Secondhand-Laden entwickelt. Es gibt inzwischen sogar Ecken mit Strampelanzügen und solche mit feinstem Zwirn für festliche Veranstaltungen. 14 Frauen sorgen aktuell im Schichtbetrieb dafür, dass die Auslage zur Jahreszeit passt. Für sechs Euro gibt es derzeit zum Beispiel eine Winterjacke. „Und demnächst öffnet auch wieder unser Kostümbereich“, lacht Keller.

Auch quasi neue Kleidung landet im Bergneustädter Lädchen

Die gespendete Mode stammt zum allergrößten Teil aus den Kleiderschränken der Bergneustädter. Ausrangiertes, das zu weit oder eng geworden ist, Hinterlassenschaften von Verstorbenen oder auch Stoffe, die einfach nicht mehr gefallen. „Nicht selten wird sogar Kleidung abgeliefert, die noch komplett verpackt ist und nie getragen wurde. Im Lädchen ist der Wohlstand, in dem wir leben, tatsächlich greifbar“, berichtet Renate Kahnis.

Die Kundschaft zieht sich quer durch alle Milieus und ist vor allem weiblich. Legendär ist die Anekdote um Alt-Bürgermeister und Landrat Herbert Heidtmann, der seinen Wintermantel stiftete, den sich sein eigener Sohn Stefan am Tag darauf sicherte.

Um die 80 Prozent der Besucher sind Frauen, schätzen die Ehrenamtlerinnen, die allerdings wissen, dass etliche Kundinnen auch für ihre Männer einkaufen. An Tagen, an denen die Bergneustädter Tafel geöffnet hat, ist im Lädchen aktuell besonders viel zu tun. „Wir bieten die Gelegenheit, sich für wenig Geld vernünftig einzukleiden – das ist gerade in diesen Zeiten begehrt“, betont Keller.

Außer einer goldenen 40 im Schaufenster erinnert dieser Tage wenig an den Geburtstag des Lädchens. „Es hat nur eine ganz kleine Feier unter uns Frauen gegeben. Wir sind einfach glücklich, dass unser Angebot so gut angenommen wird“, so Keller.

Das Lädchen ist inzwischen eine Neustädter Institution, so viel steht fest. Aber die Ziele, die die Helferinnen verfolgen sind die gleichen geblieben – heute wie vor 40 Jahren.

Öffnungszeiten

Das Bergneustädter Lädchen, Talstraße 2, hat zu folgenden Zeiten geöffnet: Montag bis Freitag von 9 bis 12.30 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. Am Mittwochnachmittag bleibt der Laden geschlossen. Samstags ist zwischen 10 und 12.30 Uhr geöffnet. Zu den genannten Zeiten können auch Kleiderspenden abgegeben werden. Erreichbar sind die Mitarbeiterinnen des Lädchens unter 02261-4 88 50. (sfl)