Nachfolger gefundenDie Landarztpraxis in Eckenhagen hat einen neuen Chef

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Zum Dienstantritt gratulierte (v.r.) Bürgermeister Rüdiger Gennies den Ärzten Dr. Hendrik Halvar und Dr. Rüdiger Glase.

Zum Dienstantritt gratulierte (v.r.) Bürgermeister Rüdiger Gennies den Ärzten Dr. Hendrik Halvar und Dr. Rüdiger Glase.

Eckenhagen – In vier Jahrzehnten hat Dr. med. Rüdiger Glase (72) viele Familien über mehrere Generationen hinweg behandelt. Mit einer halben Stelle bleibt er den Eckenhagenern auch weiterhin erhalten. Allerdings ab sofort als Angestellter seines Nachfolgers. Im neuen Team ergänzt sich seine Erfahrung und frisches Know-how: Der neue Chef in der Praxis am Rodener Platz, Dr. med. Hendrik Halfar, senkt mit seinen 32 Lebensjahren den Altersdurchschnitt in der Reichshofer Ärzteschaft spürbar.

Dieser Wert, der nun in der Gemeinde bei 55 Jahren liegt, trug dazu bei, dass die hausärztliche Versorgung zuvor als „auf mittlere Sicht gefährdet“ eingestuft worden war. Ein Problem, das auch für die Gemeinde Engelskirchen und die Stadt Waldbröl gilt, wo ansiedlungswilligen Ärzten und Ärztinnen deshalb eine Landesförderung von bis zu 30.000 Euro winkt. Für Bergneustadt und Morsbach gilt noch eine höhere Warnstufe – und eine doppelt so hohe Förderung.

Jungarzt: „Finanzielle Starthilfe gibt Sicherheit“

Im Reichshof legt die Gemeinde gemäß ihrer Förderrichtlinie noch einmal 50.000 Euro drauf. Jungarzt Hendrik Halfar hat das Geld gern genommen. „Die finanzielle Starthilfe gibt einem eine gewisse Sicherheit.“ Ein neues Ultraschallgerät ist bereits bestellt.

Das wirtschaftliche Risiko trage neben der Scheu vor Personalverantwortung und Papierkram dazu bei, dass viele junge Ärzte davor zurückschrecken, eine Landarztpraxis zu übernehmen, weiß Halfar. Der Internist hatte dagegen keine Lust, seine Karriere in der Gießener Klinik fortzusetzen, er wollte sein eigener Herr sein. „Als Hausarzt hat man eine größere Bandbreite an Patienten und Krankheitsbildern und lange Betreuungszeiten statt Durchgangsverkehr.“ Dazu kam die Heimatverbundenheit: Hendrik Halfar ist in Eckenhagen aufgewachsen, seine Mutter Anne leitet die Gesamtschule. Er hat hier noch viele Freunde und liebt als Jäger und Angler die Reichshofer Natur.

Freude über neuen Nachfolger in Eckenhagen

Rüdiger Glase ist jedenfalls froh, dass er nach langer Suche und einigen gescheiterten Kontakten nun doch noch einen hoffnungsvollen Nachfolger gefunden hat. Zu diesem Erfolg, sagen beide Ärzte, habe Bürgermeister Rüdiger Gennies einen wichtigen Beitrag geleistet. Und zwar nicht nur mit der Vermittlung von Fördergeld, sondern auch mit seiner Fürsprache gegenüber dem Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung. Denn zwischenzeitlich war die KV drauf und dran, den Kassensitz in eine Nachbarkommune auszulagern, die zum selben Versorgungsbereich gehört.

Dass der ärztliche Versorgungsbedarf in einem undurchschaubaren Verfahren wie eine „Milchquote“ behandelt wird, hält Landarzt Glase für schädlich. Bürgermeister Gennies kritisiert die Niederlassungsregeln schon lange als „viel zu formalistisch“ und fordert eine Versorgung, die sich an den Gemeindegrenzen orientiert.

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Für den Reichshof sieht es nun aber ganz gut aus: Nach den erfolgreichen Wiederbesetzungen 2017 in Wildbergerhütte, 2019 in Denklingen und nun in Eckenhagen habe man alle sieben Hausarztpraxen erhalten können, stellt Gennies zufrieden fest. Und mit neun Ärzten und elf Ärztinnen habe man sogar eineinhalb Stellen mehr als noch vor drei Jahren. „Die hausärztliche Versorgung“, sagt Gennies, „bleibt für die oberbergischen Bürgermeister eines der wichtigsten Themen.“

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