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Ehrenmal mit GeschichteBickenbacher kümmert sich um Gedenktafel für Kriegstoten

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Auf dem Schnellenbacher Friedhof: Bruno Bosbach hat dazu beigetragen, dass die Tafel einen neuen Platz gefunden hat.

Bickenbach – Wer am Denkmalweg in Engelskirchen-Bickenbach das namensgebende Objekt besichtigen möchte, sucht vergebens. Zwölf Jahre ist es her, dass die Ehrentafel für die Kriegsgefallenen abgebaut, restauriert und an der Schnellenbacher Friedhofshalle angebracht wurde. Seitdem treffen sich am Volkstrauertag Jahr für Jahr einige Bickenbacher zum Gedenken im Nachbarort.

„Wegen der Corona-Beschränkungen fällt die Gedenkfeier diesmal aus“, teilt Bruno Bosbach mit. „Aber es ist natürlich jedem unbenommen, aus eigenem Antrieb hierherzukommen.“ Dem früheren Vorsitzenden des Bickenbacher Turnvereins liegt das Ehrenmal am Herzen. „Ich habe zwei ältere Brüder im Krieg verloren.“

Zwei Brüder im Krieg verloren

Der 85-Jährige gehört zu den letzten Jahrgängen, die die NS-Zeit noch selbst bewusst erlebt hat. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass das Gedenken an die Kriegsgefallenen, das heute stets mit der Erinnerung an die übrigen Opfer der NS-Gewaltherrschaft verbunden wird, vielerorts weniger engagiert begangen wird.

In Bickenbach sei der Volkstrauertag jahrzehntelang eine große Sache gewesen, erinnert sich Bruno Bosbach. „Alle fünf Dorfvereine waren daran beteiligt und wechselten sich bei der Kranzniederlegung ab.“ Der Männergesangverein stimmte ein Lied an. Doch der MGV „Frohsinn“ hat sich längst ebenso aufgelöst wie der Frauenchor. Und auch der Schützenverein, dessen Mitglieder die Feiern in Uniform begleiteten, hat seine Arbeit inzwischen eingestellt. So ist das Ende der Gedenkfeiern zugleich ein Zeichen für den Niedergang des dörflichen Vereinslebens.

Absage

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat empfohlen, wegen der Covid-19-Pandemie auf Gedenkstunden zum Volkstrauertag zu verzichten. Dementsprechend hat Landrat Jochen Hagt die für den 15. November geplante zentrale oberbergische Veranstaltung auf dem Bergneustädter Friedhof abgesagt. Statt einer öffentlichen Zusammenkunft gibt es ein alternatives Gedenken, das noch konkretisiert werden muss. Etliche Kommunen, zuletzt etwa die Stadt Waldbröl, haben inzwischen den Verzicht auf Veranstaltungen erklärt.

Die Pandemie wirkt sich auch auf die Haus- und Straßensammlung des Volksbundes aus. Wegen der Kontaktbeschränkungen setzt der Landesverband seine Sammlung im November aus. Stattdessen sollen kontaktlose Formen des Sammelns gewählt werden, etwa das Aufstellen von Sammeldosen an zentralen Orten oder das Verteilen von Postwurfsendungen. Auch eine Verschiebung in s Frühjahr ist denkbar. (ar)

Das kleine Grundstück am Denkmalweg verwilderte jedenfalls zusehens. „Zum Schluss war es eher ein Hundeklo“, bedauert Bosbach. Werner Hartmann, der 2018 verstorbene Ehrenvorsitzende des Turnvereins, habe dann die Idee gehabt, das Ehrenmal zu versetzen, nämlich nach Schnellenbach, wo die Bickenbacher ohnehin ihre Verstorbenen bestatten und besuchen. Der Urbickenbacher Hartmann, berichtet Bosbach, habe noch zu erzählen gewusst, dass der Gedenkstein zum Abraum des Bergwerks in Neumoresnet gehört hatte und in der Nachkriegszeit mit einem Pferdefuhrwerk nach Bickenbach gebracht worden war. 60 Jahre später war der Felsen nicht mehr transportfähig. So wurde die daran angebrachte Marmortafel 2008 abgeschraubt. August Strässer ließ die Tafel von den Steinmetzen seines Grabmalbetriebs kostenlos restaurieren und den Schriftzug „Bürger von Bickenbach“ darunter setzen. So konnten Namen wie Zapp, Kleinjung und Kind auch auf dem Schnellenbacher Friedhof ihrem Bickenbacher Heimatdorf zugeordnet werden.

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Bruno Bosbach sorgte mit einer Sammlung dafür, dass am Volkstrauertag ein Kranz niedergelegt werden konnte. Er ist dankbar dafür, dass sich der Schnellenbacher Friedhofsverein die Anlage pflegt. Das Gedenken am Volkstrauertag ist für Bosbach auch eine politische Geste: „Ich werde wütend, wenn ich sehe, wie die Staaten wieder anfangen aufzurüsten. Das Geld könnte man an anderer Stelle viel besser einsetzen.“