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Wertstoffhof in der Corona-ZeitWas plötzlich alles weg kann

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Mit einem Anhänger Abfällen ist Klaus Kress zum zweiten Mal binnen weniger Tage am Wertstoffhof. Michaela Kreibig prüft die Ladung. Auch Kress musste sich in eine Schlange einreihen.

Oberberg – Eine lange Autoschlange hat sich am Freitagnachmittag vor dem Tor des Kommunalen Wertstoffhofs Oberberg-Süd im Waldbröler Industriegebiet gebildet. Wie der Wertstoffhof in Hückeswagen und Station auf der Leppe-Deponie in Lindlar war er seit dem 18. März für viereinhalb Wochen wegen Corona gesperrt. Seitdem hat sich bei den Bürgern etliches angesammelt, was weg kann.

Die Folgen „erhöhten Entrümpelungsverhaltens“ könne man vor allem in Waldbröl deutlich feststellen, sagt Annette Göddertz, Pressesprecherin des Bergischen Abfallwirtschaftsverbands (BAV). Auf der Leppe und im Nordkreis sei der Andrang noch weniger stark, aber spürbar.

Säcke mit Grünschnitt kann Helena Schmidt endlich loswerden.

Wer nicht zur Arbeit musste oder wegen Kurzarbeit nicht durfte, nutzte die Zeit zum Ausmisten daheim oder für lang geplante Renovierungen, schließlich waren die Baumärkte geöffnet. Die Wertstoffhöfe haben es kommen sehen, ihre Teams aufgestockt und zusätzliche Abwurfplätze eingerichtet, berichtet Göddertz.

Der Andrang ist groß, das Warten wird aber gelassen hingenommen. Corona, so scheint’s, sorgt auch bei der Entsorgung für Entschleunigung. Dass seit Montag auf den Wertstoffhöfen Maskenpflicht gilt, weil der Corona-Abstand von 1,5 Metern zum Beispiel beim Bezahlen nicht eingehalten werden kann, dürfte daran wenig ändern.

Sina Klinkenberg aus Wilkenroth entsorgt in Waldbröl sperrige Verpackungen: „Wir haben viel gesammelt in der Corona-Zeit.“

Nur einzeln dürfen die Anlieferer auf den Hof fahren. Alexander Bauer aus Waldbröl ist umgezogen und entsorgt mit seinen beiden Kindern alte Teppiche. „Das macht richtig Spaß“, finden sie. Für ihn ist der Freitagnachmittag der erste mögliche Termin, da er während der Abgabezeiten am Montag und Mittwoch arbeiten muss.

Klaus Kress, ebenfalls aus Waldbröl, ist diese Woche schon das zweite Mal da: „Jetzt hat man Urlaub, jetzt hat man Zeit – Corona-Haushalt ist angesagt.“ Auch Sina Klinkenberg aus Wilkenroth ist ein regelmäßiger Gast. Sie hat ein kleines Kind und richtet gerade mit ihrem Mann ein neues Haus ein: „Da fallen ja so viele Verpackungen an.“ Sie lacht: „Wir haben viel gesammelt in der Corona-Zeit.“

Maximal fünf Fahrzeuge gleichzeitig

Michaela Kreibig vom Entsorgungsunternehmen Reloga lässt maximal fünf Fahrzeuge gleichzeitig auf den Hof: „Die Leute sind ruhig und gelassen – sie nehmen gerne eine Stunde Wartezeit in Kauf und sind dann immer noch freundlich.“ Ihre zwei Kollegen beaufsichtigen das Abladen in die 11, 19 oder 36 Kubikmeter fassenden Container, das die Anlieferer selbst erledigen müssen. Wer schwere Sachen hat, muss eine Hilfe mitbringen.

Kreibig erklärt den Kunden: „Sperrmüll ist alles, was bei einem Umzug normalerweise mitgenommen wird. Türen, Fenster oder Laminat sind dagegen Baumischabfall. Fahrräder und sonstige Metallabfälle können sogar kostenlos abgegeben werden.“ Einer kommt mit Farben und Sprühdosen. „Das ist ein Fall für das Schadstoffmobil“, meint Kreibig und schickt den Mann wieder vom Hof.

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Roswitha und Helena Schmidt aus Morsbach freuen sich: „Gott sei Dank hat der Wertstoffhof wieder geöffnet.“ Sie haben einen großen Garten und entsorgen nun altes Laub und Grünschnitt. „Jetzt ist Frühjahrszeit und da fällt eine ganze Menge an. Aber trotz der irre langen Schlange haben wir nur eine halbe Stunde gewartet.“