Sanierung A4 bei EngelskirchenWie eine Großbaustelle auf der Autobahn funktioniert

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Im Straßenanbau ist präzises Arbeiten gefragt.

  • Auf der A4 bei Engelskirchen wird die Fahrbahn im Drei-Schicht-Wochenendbetrieb saniert. Dabei sind die Arbeiter mit schweren Machinen rund um die Uhr im Einsatz.
  • Unser Redakteur hat sich die Arbeiten auf dieser spannende Großbaustelle einmal angeschaut.
  • Der Job ist nichts für zart Besaitete: Ob sintflutartiger Regen oder sengende Hitze, die Arbeit geht weiter. Denn bis Sonntagabend muss alles fertig sein.

Engelskirchen – Seit der Frühe rollt er wieder, der Verkehr zwischen Köln und Olpe, zwischen Overath und Engelskirchen. Das zweite von vier Wochenenden Vollsperrung wegen Fahrbahnsanierung ist vorüber, es begann am späten Freitagabend mit sintflutartigen Regenfällen und endete am Sonntag in einem schweißtreibend sonnigen Sommertag. Weitere 25000 Quadratmeter Autobahn auf vier Kilometern Länge sind saniert, 9000 Gewichtstonnen Asphalt wurden verarbeitet, etwa die gleiche Menge zuvor abgefräst und zum Recyceln abtransportiert.

Doch der Reihe nach: Es ist Freitagabend, gegen 20.30 Uhr, die Auffahrt Overath der A 4 wird in Richtung Olpe gesperrt, der Verkehr aus Köln zuvor abgeleitet. An der Raststätte Aggertal-Süd, die das gesamte Wochenende über komplett geschlossen bleibt, haben sich die ersten Kipplaster formiert, fahren in Kolonne Richtung der Baustelle, die in dieser Nacht hinter dem Rastplatz Erlenhof beginnt, das Teilstück bis dorthin war bereits am Wochenende zuvor fertiggestellt worden.

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Teamwork ist entscheidend, alle Arbeitsschritte müssen perfekt aufeinander abgestimmt sein.

Thorben Eisert ist nervös – wie immer, bevor es endlich losgeht. Er ist Projektleiter bei der Autobahnniederlassung Krefeld des Landesbetriebs Straßen NRW, zuständig für diese Großbaustelle. Die Fräsen müssen positioniert werden, die vierachsigen Kipplaster, die Walzen, die Kehrmaschinen, die Männer mit den Presslufthämmern, die dort eingesetzt werden, wo die Fräsen nicht hinkommen, etwa an den metallenen Dehnungsfugen der Brücken.

Ein sintflutartiger Wolkenbruch prasselt auf die Männer nieder

Seit der Sperrung beginnt es immer wieder zu regnen, erst leichter Nieselregen, doch später, mitten in den Fräsarbeiten, prasselt ein sintflutartiger Wolkenbruch hernieder, trotz wasserfester Schutzkleidung werden die Männer bis auf die Knochen nass. „Das bisschen Wasser stört uns beim Fräsen nicht, im Gegenteil“, sagt Eisert und grinst. Drei große Fräsen sind auf dem vier Kilometer langen Autobahnteilstück im Einsatz, sie entfernen die Deckschicht und den sogenannten Binder von der Fahrbahn, insgesamt – bis auf die Brücken – geht es 14 Zentimeter in die Tiefe, dorthin, wo die Tragschicht beginnt. Sie muss nicht erneuert werden.

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Auch bei Nacht müssen die Arbeiter voll bei der Sache sein.

Das Fräsgut wird mittels Förderbändern direkt auf die Ladeflächen der vierachsigen Kipper befördert, besprüht mit Wasser, damit es nicht staubt. Die Fahrer von Fräse und Kipper verständigen sich mit Hupsignalen, einmal Hupen bedeutet für den Lastwagenfahrer vorziehen, das nächste Hupen heißt Stopp, damit weiter geladen werden kann.

Das Fräsgut ist kein Abfall, sondern wird zu neuem Aspahlt

Das abgefräste Material wird bis zur Abfahrt Engelskirchen gefahren und dort auf die Fahrbahn gekippt und mit Bagger und Raupe immer wieder zu einer Art Tafelberg planiert. Fast 10000 Tonnen Material wollen zwischengelagert werden. Es ist kein Schutt, das Bitumengemisch wird nach der Aktion wieder auf die Lastwagen geschaufelt, zum Asphaltwerk gebracht und dort wieder in flüssigen Asphalt verwandelt.

Wies an den kommenden Wochenenden weitergeht

Zwischen Overath und Engelskirchen wurde die Sanierung der Fahrbahndecke  der Autobahn 4 an den vergangenen beiden Wochenende abgeschlossen, am bevorstehenden Wochenende (9. bis 12. August) und dem übernächsten Wochenende (16. bis 19. August) wird dann die Fahrtrichtung Köln in gleicher Weise unter Vollsperrung saniert. Die Vollsperrung ab der Anschlussstelle Engelskirchen bis zur Abfahrt Overath wird  freitags um 20 Uhr beginnen und montags um 5 Uhr wieder aufgehoben. Die Umleitung führt durch Hardt, Engelskirchen, Grünscheid, Loope und  Ehreshoven bis nach Overath durch das Aggertal. (mf)

Stephan Krimpmann aus Dortmund ist Oberbauleiter dieser Großbaustelle, in der ab Freitagabend im Dreischichtenbetrieb und rund um die Uhr gearbeitet wird. Als Verantwortlicher des vom Landesbetrieb mit der Sanierung beauftragten Generalunternehmens Wolff & Müller aus Holzwickede sorgt er für den reibungslosen Ablauf der Arbeiten. Präzise wie ein Uhrwerk funktioniert diese Großbaustelle nach dem Startschuss, jeder weiß, wo er hingehört, wo er gerade gebraucht wird, und das grenzt angesichts der Lautstärke in der Nacht fast schon an ein Wunder.

Hier ist Millimeterarbeit mit grobem Werkzeug gefragt, und es funktioniert. Viele der Baufahrzeuge gehören Subunternehmen und auch die riesigen, teuren Spezialfräsen gehören nicht unbedingt den bauausführenden Firmen. Es sind Spezialisten, die damit bundesweit unterwegs sind. Hinter den Fräsen sind Kehrmaschinen mit Bürsten und Walzen im gleichen Tempo unterwegs, denn für das Auftragen der Binderschicht ist Sauberkeit vonnöten.

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Gleich drei Walzmaschinen sind hier gleichzeitig im Einsatz.

Fertiger heißen die breiten Asphaltiermaschinen, die das Bitumengemisch aus den angehängten Kübeln auf die freigelegte Tragschicht gleichmäßig und absolut plan aufbringen. Auch hier geht es um Millimeter, denn die Dehnungsfugen zwischen den Fahrstreifen müssen schnurgerade verlaufen. Mit Baubeginn hat Thorben Eisert die Nervosität abgelegt, er weiß, wie die Arbeiter ticken und dass er sich auf sie verlassen kann. Später wird sein Fazit „Alles super gelaufen!“ lauten. Immerhin geht es auch um viel Geld, rund vier Millionen Euro kostet die Sanierung der insgesamt 16 Kilometer Fahrbahn.

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