Kristin Kunze, Heike Bänsch und Fouzia Yousufi nahmen das Publikum im Alten Baumwolllager in Engelskirchen mit auf eine emotionale Reise.
Heim-MutDrei Frauen begaben sich in Engelskirchen auf eine Reise zwischen Heimweh und Wehmut

Im Trialog ergründeten (v.l.) Heike Bänsch, Kristin Kunze und Fouzia Yousufi, was Heimat bedeutet.
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Wo schlägt das Herz Wurzeln? Und warum nicht immer an dem Ort, an dem man sich niedergelassen hat? Heimat – was ist das eigentlich? Es sind existenzielle Fragen, denen sich in Engelskirchen drei Frauen bei der Premiere ihres lyrischen Abends stellen. Als sie nach 70 Minuten von der Bühne des Alten Baumwolllagers treten, applaudieren viele Besucher nachdenklich.
Doch die drei Engelskirchenerinnen Kristin Kunze, Heike Bänsch und Fouzia Yousufi lassen die rund 80 Gäste mit ihren Gedanken nicht allein. Der Samstag endet in geselliger Runde mit einem duftenden Essen aus Reis und Gemüse, das Yousufi zubereitet hat.
Die Fußfessel abgestreift
Die Afghanin (34) flüchtete mit ihren Kindern vor vier Jahren vor den Taliban und kam in Engelskirchen an. Ihre Heimat, das Vergangene, trägt sie auf der Bühne als eine aus Papiergliedern gemachte Fußfessel. Vieles mache es ihr schwer, in ihrer neuen Heimat anzukommen, erzählt die Anwältin, die Kopftuch und traditionelle Kleidung trägt. Kunze und Bänsch helfen ihr, den Ballast loszuwerden und aus der Fessel wird eine Halskette, die sich leichter trägt und aus guten Gliedern besteht – wie eben den Gerüchen eines afghanischen Essens.
Es ist eine von vielen Episoden, die Kunze, Bänsch und Yousufi auf der kleinen, nur mit drei Klappstühlen versehenen Bühne nahtlos aneinander reihen. Dorthin haben sie kleines Gepäck mitgebracht. Die eine trägt einen Koffer, die andere hat einen Rucksack geschultert. Dass nicht nur die Afghanin Yousufi auf der Reise, auf der Suche nach Heimat ist, erfährt das Publikum in Liedern und kurzen Erzählungen.
Dabei schlüpfen die Frauen nicht in Rollen, sondern bleiben sie selbst. Kunze (83), die vielen als Clownin Sophia Altklug bekannt ist, erinnert sich an die frühe Kindheit im zerbombten Berlin. Ohne je ihre Heimat verlassen zu müssen, habe sie sich nie wirklich mit ihrer Heimat verbunden gefühlt, sinniert die gebürtige Westfälin Bänsch (59), die wie Kunze gelernte Schauspielerin ist. Und alle finden doch einen Ansatz, wie sich Heimat anfühlen kann: Eicheln von der Erde auflesen, Heidelbeeren im Wald sammeln – das schafft Verbundenheit mit dem Hier und Jetzt.
Zwischen nachdenklichen Momenten und Lachern bewegen sich die Frauen zwischen Heimweh und Wehmut – und schöpfen das Wort „Heim-Mut“. Zum Schluss fordert Bänsch das Publikum mit einer Frage heraus: „Hey! Wie können wir es machen, gut miteinander zu leben?“
Weitere Aufführungstermine stehen noch nicht fest, sind aber in Planung.