Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

GraffitiJugendliche verschönern graue Mauer in Ründeroth

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt einen Sprayer an einer Mauer und jugendliche Zuschauer.

Jugendliche verschönern die Mauer am Bahngelände mit der Spraydose.

Eine graue Mauer am Bahnhofsgelände in Ründeroth wird verschönert. Jugendliche dürfen hier legal sprayen.

Wer das Bahnhofsgelände in Ründeroth betritt, sieht die in grauer Farbe gehaltene Stützmauer, aber auch die ersten Kunstwerke, die eben jene Stützmauer verschönern sollen. Die Arbeiten für die neuen Parkplätze und die Neugestaltung der Ladestraße am Bahnhof Ründeroth hatten unter anderem die Erstellung einer solchen Mauer notwendig gemacht. Blanke Wände aber rufen auch Sprayer auf den Plan.

Um eine „wilde“ Gestaltung zu vermeiden. hat sich die Gemeinde Engelskirchen etwas ganz besonderes einfallen lassen, wie Bürgermeister Gero Karthaus im Rahmen eines Ortstermins verriet. Die Verwaltung nahm Kontakt auf zu einem lokalen Sprayer-Künstler. Dieser sollte in Zusammenarbeit mit Schülern der Sekundarschule im Walbachtal sowie Jugendlichen des Jugendzentrums Aggerstrand die Stützmauer auf einer Länge von rund 50 bis 60 Metern mit verschiedenen Motiven bebildern, insbesondere Motiven aus dem Ort.

Motive aus der Region

„Das Gemalte soll widerspiegeln, dass es von Menschen aus dem Aggertal und Ründeroth geschaffen wurde“, so der Bürgermeister. Gesagt, getan. Bereits einen Samstag zuvor fiel der Startschuss für den Spray-Künstler Vincent Löhr und die Jugendlichen, die, nach einer kurzen Einführung in die richtige Technik, bereits die ersten Motive auf der Wand verewigten. Rund drei Stunden haben sie Hand in Hand gearbeitet, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Neben dem Spruch „Wir im Aggertal“ in kunstvoll verzierten Buchstaben darf auch die Aggertalhöhle inklusive Fledermäusen nicht fehlen.

Der freie Raum zwischen den bemalten Flächen sei kein Zufall, wie Karthaus erklärte. „Es gibt bestimmte Bereiche entlang der Stützmauer, die wir aussparen müssen. Dort werden Treppenanlagen und barrierefreie Zugänge zum Bahnhof errichtet. Es wäre schade, würden dort auch Bilder gesprayt und diese müssten wieder verschwinden“, so der Bürgermeister. Denn schließlich sei es auch für die Schüler und Jugendlichen ein tolles Gefühl, in Zukunft ihre Werke immer sehen zu können und sich an diese Aktion zu erinnern, erzählte Karthaus.

Hinweis auf die Aggertalhöhle

Unter den sechs Jugendlichen, die gemeinsam mit Kunstlehrerin Kira Wodni auf ihren Einsatz warten, sind auch der zwölfjährige Gabriel und der elfjährige Yusuf. Die beiden Fünftklässler waren sofort Feuer und Flamme, denn sie wollten schon immer gerne das Sprayen ausprobieren. „Aber legal“, fügte Löhr augenzwinkernd hinzu. Gabriel hatte sich 2023 während eines Urlaubs in der Dominikanischen Republik als Sprayer versuchen können.

Für Yusuf war es das erste Mal, dass er mit Spraydosen arbeitete. Und nicht nur die Schüler lernen hier noch was dazu - auch Lehrerin Kira Wodni hört den Ausführungen der Spray-Künstlers interessiert zu. „Ich kann hier noch ganz viele neue Skills für mich mitnehmen und werde sicherlich das eine oder andere auch in der Schule umsetzen“, erzählte Wodni.

Sicherheit ist wichtig

Wie viel der 50 bis 60 laufenden Meter schlussendlich verschönert werden können, sei schwer abzuschätzen, sagte der Bürgermeister. „Machen wir uns nichts vor. Wir befinden uns hier im Gleisbereich. Das ist nicht ungefährlich und die Bahn versteht da auch keinen Spaß, und das ist auch richtig so. Schutzmaßnahmen müssen dann immer ergriffen werden und solange die Zäune stehen, dürfen wir hier weiter arbeiten“, sagte Karthaus und erläuterte, dass die Gemeinde mit der Deutschen Bahn eng zusammen arbeite. Schließlich müsse auch die Bahnpolizei immer im Bilde sein.

Dass in einer Nacht- und Nebelaktion die mit Mühe an die Wand gesprayten Kunstwerke wohlmöglich von anderen Sprayern übermalt werden könnten, verneinte Löhr. „Im Normalfall wird das Werk eines anderen Sprayers respektiert. Man sieht ja, dass sich hier jemand Mühe gemacht hat, dann wird das nicht kaputt gemacht, indem man einfach drüber sprayt. Echte Sprayer halten sich da an einen Ehrenkodex“, weiß Vincent Löhr.

Dank ihm bekäme die Aktion zudem einen Charitycharakter, freute sich Karthaus, denn der Spray-Künstler verzichtet zugunsten einer Spendenaktion seiner Frau auf das Honorar. „Meine Frau und ich haben die Organisation Rog Kenya gegründet. Wir unterstützen damit Kenianer an der Küste Malindi, um ihnen in ein besseres Leben zu verhelfen“, erzählte Löhr.