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TraditionshausGaststätte Lang in Drabenderhöhe wird abgerissen

Lesezeit 4 Minuten

Seit 1783 gibt es an der Drabenderhöher Kirchenkreuzung eine Gaststätte. Nun soll hier eine neue Gastronomie entstehen.

Drabenderhöhe – Der Gasthof Lang ist seit geraumer Zeit geschlossen. Bald wird auch das Gebäude verschwinden: Die Eheleute Petra und Rolf Lang haben die Traditionsgaststätte in der Drabenderhöher Ortsmitte verkauft. Der neue Eigentümer will sie komplett abreißen und ein neues Wohn- und Gewerbehaus errichten.

Es handelt sich um den Gastronomen Ercüment Yildiz, der seit 2016 die Pizzeria Life am Siebenbürger Platz betreibt. Vorher führte er das gleichnamige Lokal in Eckenhagen. Yildiz will an der Hauptkreuzung ein Haus mit zwei Wohnungen und zwei Ladenlokalen bauen und in eine der beiden Gewerberäumlichkeiten am liebsten selbst mit seinem Imbissrestaurant einziehen. Ob und wie das gelingt, hänge noch vom Erfolg des Bauantrags ab, den er bald bei der Stadt einreichen werde, sagt Yildiz auf Nachfrage. „Aber wenn alles genehmigt ist, will ich sofort loslegen.“

Dem Abriss mit Wehmut zuschauen

Der bisherige Eigentümer Rolf Lang, der gleich nebenan wohnen bleiben wird, wird dem Abriss mit Wehmut zuschauen, sieht aber keine Alternative. „Es ist ein sehr altes Haus. Der neue Besitzer hätte sehr viel Geld in die Sanierung stecken müssen.“

Ende 2016 haben die Langs den Betrieb ihres Lokals eingestellt und mit der Suche nach einem Käufer begonnen. Das Haus befand sich seit mehr als 150 Jahren und in vierter Generation in Familienbesitz (siehe Kasten).

Historischer Hintergrund

Gasthof mit Geschichte

In der Dorfchronik des Heimatvereins schreibt Achim Höhler, dass an dieser Stelle seit 1783 eine Gastwirtschaft nachgewiesen ist, sie ist somit der älteste Gastronomiebetrieb im Ort. Der Ortsteil hieß früher „Anfang“, woran noch immer der Straßenname „Am Anfang“ erinnert, und bestand einst nur aus dem Haus, welches später die Gaststätte Lang beherbergte.

Der Ort liegt bereits jenseits der früheren homburgischen Landesgrenze. „Wahrscheinlich kommt die Bezeichnung von dieser Lage, denn hier begann das Territorium des Herzogtum Bergs mit dem Amt Steinbach“, glaubt Dorfchronist Achim Höhler. Sicher ist: Vor der Tür kreuzen sich zwei historisch bedeutsame Verkehrswege, die von Köln nach Siegen führende Brüderstraße und die von Siegburg über Ründeroth nach Hagen verlaufende Zeithstraße.

Der Hof ist vermutlich eine Neugründung des 17. Jahrhunderts. Nach 1900 kam das Haus in den Besitz des Bäckers Ewald Kalscheuer. Er stammte aus Käfernberg bei Hückeswagen und heiratete 1898 Emilie Heu aus Verr. Vor dem Zweiten Weltkrieg ging der Betrieb an seinen Schwiegersohn, den Sattler Fritz Lang über. Anfang der 1950er Jahre erweiterte dieser den Gasthof um einen Saalbau, in dem viele Drabenderhöher Familienfeier stattfanden und sich die Vereine trafen. 1968 übernahmen Sohn Rainer und dessen Ehefrau Christel das Gasthaus, welches sich seit den 1950er Jahren auch „Zur Dorfschänke“ nannte.

2005 stieg Sohn Rolf Lang als gelernter Koch in den elterlichen Betrieb ein. Im Juli 2011 übernahm er mit Ehefrau Petra die Regie. Unter dem Namen „Teufelsküche“ versuchte er noch einmal den Neustart, doch der Umsatz entwickelte sich nicht wie erhofft. (tie)

Achim Höhler ist beim Heimatverein für die Lokalgeschichte zuständig und bedauert dass ein weiteres Stück der historischen Bausubstanz im Ort verloren geht. „In den letzten 40 Jahren sind bereits gut elf Häuser abgerissen worden. Da denke ich an den Saalbau vom Gasthof Klein, die alte Molkerei oder auch an einige Wohnhäuser wie das Haus Ruland, wo sich jetzt Bongos Steakbar befindet, oder das alte Bellingrathsche Haus in der Schniffel.“ Die meisten Neubauten seien ja leider keine architektonischen Glanzstücke und veränderten das Dorfbild nicht gerade zum Vorteil, findet Höhler.

Über 300 Jahre alte Geschichte

„Der Gasthof Lang“, glaubt der Dorfchronist Höhler, „muss im Kern schon über 300 Jahre alt sein, wurde aber bestimmt im Laufe der Zeit baulich verändert.“ Laut Pfarrchronik ist 1696 in einem Backhaus ein großes Feuer ausgebrochen und hat elf Gebäude zerstört, berichtet Höhler. „Vermutlich brannte dabei auch das Haus ab und wurde dann wieder neu aufgebaut.“

Die Stadt Wiehl erwog zeitweise, einen Teil des Grundstücks zu übernehmen, um einen Kreisverkehrsplatz zu bauen, mit dem die an der Kreuzung schwierige Verkehrssituation entschärft werden kann. Doch selbst wenn der Gasthof abgerissen wird, gibt es nicht genug Platz für einen Kreisel, der der Verkehrsbelastung entspräche.

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Darum zog sich die Stadt 2019 zurück. Im gegenüberliegenden Gasthof Klein, der seit 2010 als „Artfarm“ firmiert, findet seit drei Jahren ebenfalls kein regelmäßiger gastronomischer Betrieb statt. So mag es den Dorfbewohnern trotz des geplanten Abrisses der Gaststätte Lang ein Trost sein, dass der neue Besitzer immerhin die jahrhundertealte gastronomische Tradition an der Drabenderhöher Hauptkreuzung wiederbeleben will.