Musterstadt in OberbergSeequartier in Wiehl soll die Zukunft des Wohnens zeigen

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So oder ähnlich soll das Seequartier aussehen. 

  • Wie wohnt Oberberg in Zukunft? Darum dreht sich unsere Serie in loser Folge. Heute geht es um das Quartier am Wiehlpark, das ein Pilotprojekt der innerörtlichen Bebauung werden soll.

Wiehl – Mitte Februar endet die Winterpause auf der Wiehlpark-Baustelle. Derweil richtet Bürgermeister Ulrich Stücker schon den Blick auf das Nachbarprojekt: das Seequartier, das auf dem früheren Pro-Markt-Gelände geplant ist. Stücker möchte die Bebauung zum regionalen Musterfall für eine zeitgemäße Stadtentwicklung machen.

Neben Projekten in Bergisch Gladbach, Kerpen und Bonn ist das Wiehler Seequartier unter 41 Bewerbungen als „Reallabor“ einer Initiative der Region Köln/Bonn ausgewählt worden. In Wiehl soll im Rahmen des regionalen „Agglomerationsprogramms“ beispielhaft erprobt werden, wie sich die dringend notwendige Wohnbebauung mit den Ansprüchen des Klima- und Landschaftsschutzes vereinbaren lässt.

Wiehl: Das sind die Pläne für das Quartier

In dieser Woche hatte Stücker darum erstmals einen Vertreter des Kölner Planungsbüros Must zu Besuch im Rathaus. Bis Ende März wird es zwei Workshops mit Fachleuten geben. Die Zielvorgabe heißt „dreifache Innenentwicklung“: Erstens gilt es, auf beschränkter Fläche möglichst viel Wohnraum zu schaffen, den Lebensraum also zu „verdichten“ und eine „kompakte Stadt der kurzen Wege“ zu bauen.

Zum anderen soll das Stadtviertel zugleich grüner werden, also von Bäumen oder Fassadenbegrünung geprägt sein. Und drittens muss es ein klimaschonendes Mobilitätsangebot bekommen. „Unsere Fläche ist dafür ideal geeignet, weil es für alle drei Ziele gute Voraussetzungen gibt“, sagt Bürgermeister Stücker. Die Stadt hat als Eigentümer des größeren Teils der Fläche freie Hand bei der Bauplanung. Busse und Wiehltalbahn halten direkt vor der Haustür. Und die nahe Wiehlaue bietet Möglichkeiten des Anschlusses an die Natur.

Vorsichtiger Blick auf die Hochwassergefahr 

Ein Schönheitsfehler: Seit der Flutkatastrophe an Ahr und Erft im vergangenen Sommer blickt man mit neuer Vorsicht auf die Hochwassergefahr. Deshalb haben sich die Wiehler schon von dem Plan verabschiedet, im Stadion ein neues Gymnasium zu bauen. Für das Seequartier soll die Flutgefahr aber kein Hinderungsgrund sein, sondern ein weiterer Faktor für seine Mustergültigkeit.

Das Planungsbüro Must hat eine Zweigstelle in Amsterdam und bei niederländischen Projekten Erfahrung im Umgang mit hochwassergefährdeten Siedlungen gesammelt. Das Seequartier soll eine „Schwammstadt“ werden, die Wasser aufnehmen und schnell wieder abgeben kann, ohne dass Schaden entsteht.

Nächster Schritt: Regionale 2025

Dr. Reimar Molitor ist sowohl Geschäftsführer des Vereins Region Köln/Bonn als auch der Regionale-2025-Agentur, und nicht zuletzt ein alter Bekannter des Wiehler Bürgermeisters. Stücker möchte Vertreter der Regionale zu den bevorstehenden Workshops einladen. 

Der Bürgermeister hat große Hoffnung, dass das Seequartier im nächsten Schritt als Projekt des Regionale-Förderprogramms anerkannt wird. „Wohnen und Leben“ ist dort ein Themenschwerpunkt. Die Bewerbung ist auf dem Weg. Im April entscheidet der Lenkungskreis über die Qualifikation mit dem sogenannten C-Stempel.

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Ein Hindernis, das aus dem Weg geräumt werden muss, ist die Bodenbelastung, die noch aus dem Betrieb einer Bleischmelze Anfang des 20. Jahrhunderts herrührt. Dennoch geht es Stücker bei der Regionale-Bewerbung weniger um Geld als um Vernetzung und Unterstützung bei der Suche nach dem richtigen Investor. Im Rahmen einer Konzeptvergabe will er gewährleisten, dass im Seequartier bezahlbarer Wohnraum entsteht und nicht nur Luxusappartements. „Um drei Euro mehr für die Stadtkasse aus dem Grundstücksverkauf darf es hier nicht ankommen“, sagt Stücker.

Doch am Ende müsse die Politik im Zuge der Bauleitplanung entscheiden. Ulrich Stücker peilt einen Baubeginn in zwei Jahren an. Die Zukunft des Wohnens steht vor der Tür.

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