WiehlJugend will eine neue Disco

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Symbolbild

Wiehl – Das „Midnight“ hieß früher „Magic“, aber nie offiziell „Schweinebox“. Betreiber Uwe Müller weiß, wie der Spitzname zustande kam: „Damals gab es unter dem Hotel zur Post eine Disco namens ,Pferdestall’. Darum war der andere Club eben die ,Schweinebox’.“ Allemal ist die Wiehler Disco für Nachtschwärmer aus ganz Oberberg eine feste Größe. Wenn anderswo die Stühle hochgestellt und die Bürgersteige hochgeklappt wurden, ging es in der „Box“ erst richtig los. Doch seit mehr als einem Jahr liegt die Disco am Rande des Freizeitparks still. Und das liegt nicht nur an Corona. Der Club gehört zum Komplex des früheren Pro-Markts. Dieser soll abgerissen werden und einem Wohnquartier weichen. Junge und jung gebliebene Leute haben nun eine Initiative gestartet, damit in der Stadt ein Ersatz geschaffen wird. Auf der Webseite „change.org“ kann sich jedermann in eine Petition eintragen, die Bürgermeister und Ratsfraktionen vorgelegt werden soll. „Wiehler Jugendliche wollen eine neue ,Box’“, heißt es dort, „eine kleine Disco. Eine Möglichkeit, Party zu machen. Einen Ort als Start unvergesslicher Nächte. Hierfür setzen wir uns ein. Damit auch wir später alle erzählen können, dass Wiehl ein kleines Städtchen ist, dass seine Jugend im Blick hat!“ Knapp 1300 Unterstützer haben sich bereits online registrieren lassen.

Initiator der Petition namens „Generation Box“ ist eine Gruppe um Jeremy Kuck von der Jungen Union (JU). Der 18-jährige Oberwiehler berichtet, dass schon seine Eltern in der „Box“ gefeiert haben. „Inzwischen sind die Möglichkeiten in Oberberg aber sehr beschränkt. Man muss schon nach Köln fahren.“ Organisatorische Unterstützung bekommen die JU-Aktivisten von der Mutterpartei. CDU-Stadtratsfraktionsvorsitzende Larissa Gebser meint: „Die junge Generation braucht einen Treffpunkt, ein neues Angebot an anderer Stelle.“ Auch in der oberbergischen Nachbarschaft gebe es ja keine brauchbare Disco mehr.

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Das kann Uwe Müller bestätigen. Er kennt die Szene, betreibt sei 1990 das „Come In“ in Bergneustadt und stieg 1992 beim Wiehler „Midnight“ ein. Müller zählt die oberbergischen Clubs auf, die schon lange vor Corona dicht gemacht haben: „Ob Yellow, Flash, Wildwechsel oder Waldlust – die gibt es alle nicht mehr. Vor allem der Südkreis ist tot.“ Umso beliebter sei das Midnight gewesen. „Es war ein Kultladen“, sagt Müller. „Hier kamen alle zusammen, Jung und Alt, die Musik ging querbeet.“ Der 64-jährige Gastronom würde selbst gern noch zwei, drei Jahre lang weitermachen, bevor er in den Partyruhestand wechselt. Doch die Pandemie hat ihn nach dem Neustart, den er Anfang November mit dem „Come In“ wagte, schon wieder ausgebremst.

Das Wiehler „Midnight“ ist seit März 2020 ununterbrochen geschlossen. Wegen der Parkbaustelle wurden bald danach Strom, Gas und Wasser abgestellt. Aber das ganze Inventar ist noch da, sagt Uwe Müller. Er würde sofort wieder loslegen, sobald die Pandemie es wieder zulässt.

Bürgermeister würde die Box gern wieder eröffnen

An Bürgermeister Ulrich Stücker soll es nicht scheitern: „Ich würde mich freuen, wenn das klappen würde.“ Stücker geht davon aus, dass der Baubeginn für das Wohnquartier nicht vor 2023 ansteht. Vor einem Neustart der Box müssten aber Fragen des Baurechts und des Brandschutzes geklärt werden. Zudem müsse die Stadt prüfen, ob notwendige Investitionen sich für eine begrenzte Zeit noch lohnen.

Auf lange Sicht hält auch Stücker einen Ersatz für die Box an anderer Stelle für wünschenswert. „Wir sehen das als unsere Aufgabe an und suchen nach Alternativen in der Innenstadt und in den Gewerbegebieten.“ Wegen des Lärms sei das aber nicht so einfach.

So oder so will der Bürgermeister im kommenden Jahr zunächst die jungen Leuten in der Stadt selbst zur Wort kommen lassen und dafür ein eigens Forum einberufen.

www.generation-box.net

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