Gottesdienste zu OsternOberberger Kirchen haben sich noch nicht festgelegt

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Symbolfoto_Jesuskreuz

Noch nicht festgelegt haben sich bisher Katholiken und Protestanten, ob es Präsenzgottesdienste  an Ostern in Oberberg wirklich nicht geben wird.

Oberbergischer Kreis – Nichts Menschliches ist Christoph Bersch und Michael Braun fremd – auch in der Corona-Pandemie. „Natürlich“, erzählt Kreisedechant Bersch, „treffen wir auch in katholischen Gemeinden Gläubige, die sagen: ,Warum soll ich mich denn schützen? Der liebe Gott passt doch auf mich auf.’“ Und Braun, Superintendent des Kirchenkreises An der Agger, pflichtet bei: „Wir auch. Wir sagen dann immer: ,Aber es schadet doch nichts, dem Herrgott ein wenig bei der Arbeit zu helfen.’“

Dem Herrgott helfen: Unter dieses Motto könnte man auch die vorher unvorstellbaren Einschränkungen zusammenfassen, die die Kirchengemeinden im Oberbergischen in den vergangenen zwölf Monaten weitgehend klaglos hingenommen haben. „Es hat weh getan, und vielen ist es schwer gefallen. Aber wir haben es gemacht, weil es sinnvoll ist“, sagen Bersch und Braun im gemeinsamen Gespräch mit dieser Zeitung.

Entsprechend vorsichtig sind beide, was das Osterfest und die zunächst geäußerte und danach umstrittene Bitte von Bundeskanzlerin Angela Merkel, auf Präsenzgottesdienste zu verzichten, angeht. „Es ist eine Bitte“, betont Bersch. „Uns ist deshalb innerhalb der Kirche geraten worden, jetzt keine vorschnellen Entscheidungen zu treffen.“

Auch in den 24 Gemeinden des Kirchenkreises laufe die Diskussion noch, erklärt Braun: „Sechs Gemeinden haben sich schon für reine Online-Angebote entschieden.“ In vielen anderen Gemeinden werde allerdings auch noch diskutiert.

Nur 37 von 180 Gemeinden sind katholisch oder evangelisch

Überhaupt, so der Superintendent, würden die mitten in der Pandemie im vergangenen Frühjahr völlig neu gewählten Presbyterien ihre Aufgabe sehr ernstnehmen. „Das ist eine große Verantwortung, der sie aber alle gerecht werden“, lobt Braun.

Denn die Entscheidung, auf Präsenzgottesdienste zu verzichten, sei nie einfach. Vor allem, weil es überall ausgefeilte Hygienekonzepte gibt und – wie Bersch und Braun gerne und wiederholt betonen – nach wie vor keine einzige Ansteckung in einem Gottesdienst belegt ist.

Dennoch hatte der Oberbergische Kreis schon vor Weihnachten gerade bei den Gottesdiensten stark eingegriffen – meist mit Rückendeckung der beiden großen Kirchen. Ans Eingemachte ging es aber, als in Oberberg als einzigem Kreis in ganz Deutschland zeitweise tatsächlich ein Verbot für Gottesdienste galt. Heute sagt Braun: „Wir haben damals sehr ernste Gespräche mit dem Kreis geführt, dass so ein Verbot nur das letzte Mittel sein kann.“

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Mit Erfolg, denn nach einer Pause aufgrund niedrigerer Inzidenzwerte kamen mildere Regeln: Beschränkte Dauer, beschränkte Teilnehmerzahl, Abstandsregeln pro Quadratmeter – dazu die überall geltende Maskenpflicht und das Gesangsverbot. Erst vergangene Woche war das vom Verwaltungsgericht für verhältnismäßig erklärt worden.

Geklagt hatten freikirchliche Gemeinden. Katholiken und Protesten verzichteten auf den Rechtsweg. Das Risiko, dass sich doch jemand im Gottesdienst ansteckt, wollte keiner eingehen – auch nicht in den Gemeinden.

Und: Es sollte ein Signal sein. Hinter den Kulissen, so Braun, sei deutlich gemacht worden, dass es trotz des fehlenden Nachweises einer Übertragung im Gottesdienst eben doch Hinweise gegeben habe, dass in einzelnen, meist kleineren Gemeinden die Corona-Regeln missachtet worden seien und trotzdem Gottesdienste gefeiert wurden.

Nicht überall hätten die großen Kirchen Einfluss, sagt Braun: „Ich habe auch etwas gelernt: Im Oberbergischen Kreis gibt es 180 Religionsgemeinschaften oder Gemeinden. Nur zehn sind katholisch, 27 evangelisch.“ Dieses kleinteilige Spektrum, so Braun und Bersch, sei eben auch ein Grund, warum in Oberberg reguliert wurde: „Hier reicht es nicht wie in Köln, nur katholische und evangelische Kirche an einen Tisch zu holen.“

Egal, was aus Präsenzangeboten wird: Gottesdienste gibt es auf jeden Fall. „Zu Ostern gehören die drei Os: Online, Open Air und Osterheft“, sagt Braun. Damit meint er das Heft, das Katholiken und Protestanten wie an Ostern 2020 und im Advent gemeinsam gestaltet haben und an etwa 55.000 katholische und evangelische Haushalte verteilen. Ein Stück mehr Ökumene, das hoffentlich auch nach Corona bleibe, wie beide hoffen.

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