Glühweinstand und SkihütteGummersbacher Institution mitten in der City

Winterlicher Familienbetrieb: An der Theke des Glühweinstands auf dem Lindenplatz wird Norbert Bay von Ehefrau Marita und Sohn Timo unterstützt.
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- Gestern hatte der Glühweinstand auf dem Lindenplatz seinen letzten Abend.
- Er ist inzwischen eine Gummersbacher Institution geworden.
- Wie der Familienbetrieb zur Anlaufstelle für Menschen aus dem gesamten Kreis wurde und wie sich das Unternehmen über die Jahre entwickelt hat.
Gummersbach – In der heißen Phase des Adventsrummels hatte man abends kaum eine Chance, einen der 80 Sitzplätze zu ergattern. Nicht schlecht für eine Glühweinbude. Obwohl Norbert Bays Holzhütte alle Jahre wieder nur ein paar Wochen lang auf dem Lindenplatz auftaucht, ist sie zu einer Gummersbacher Institution geworden. Gestern Abend hatte sie ihren letzten Tag in dieser Saison.
Die „23“ auf den Speisekarten ist ein Hinweis darauf, wie vor zehn Jahren alles anfing: Eventmanager Rüdiger Hockamp hatte damals die „Portale von Gummersbach“ entwickelt. 24 frei stehende Türen bildeten auf der Kaiserstraße einen Adventskalender und waren jeweils mit einer eigenen Tagsaktion verbunden. Am 23. Dezember stand der Glühweinstand im Mittelpunkt, den Norbert Bay am ersten Advent eröffnet hatte.
Gäste aus dem ganzen Kreis
Die „Portale“ wurden nur noch zwei weitere Male aufgebaut, den Glühweinstand gibt es noch immer. Norbert Bay sagt nicht ohne Stolz: „Die Leute kommen aus dem ganzen Kreis. Wir sind vom Geheimtipp zur Pilgerstätte geworden.“ Die Leute können darauf vertrauen, dass sie dort einen frischen, im Durchlauferhitzer perfekt temperierten Glühwein bekommen. Zudem allerlei andere Getränke bis hin zum heißen Caipirinha-Cocktail. Ehefrau Marita und Sohn Timo packen mit an.
Das Angebot hat Bay über die Jahre stetig erweitert. Die Ursprungshütte hatte er damals von einem Reichshofer Fachbetrieb bauen lassen, seitdem greift er selbst zum Holzwerkzeug. Zunächst lagerte der den Imbiss aus, so dass er die Theke auf zehn Meter verlängern konnte. Aus den Stehtischen wurden überdachte Bänke. 2018 vergrößerte er den Pavillon noch einmal, so dass heute eine regelrechte Skihütte daraus geworden ist.
Zwei Wochen Aufbau
Zwei Wochen dauert der Aufbau vorm ersten Advent. Und nach Ende der „Umtauschwoche“ am ersten Januarwochenende müssen Bay und seine Helfer die Holzkonstruktion auch schon wieder demontieren, damit sie fürs nächste Jahr eingelagert werden kann. Bay meint: „Das ist schon ein Wahnsinnsaufwand.“
Der 66-jährige arbeitet seit 48 Jahren in der Gastronomie, er hat schon alle möglichen Lokale betrieben, von der Disco bis zur Spielhalle. Derzeit unterhält Norbert Bay als festen Standort nur noch das Nachtlokal „B 1“ an der Brückenstraße, und das hat lediglich freitags und samstags ab 23 Uhr geöffnet.
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Bay kann eine ganze Reihe von Gründen aufzählen, warum die Gastronomie im Allgemeinen und in Gummersbach im Besonderen schwierig geworden ist. Das reicht von Rauchverbot über das veränderte Ausgehverhalten der jungen Leute bis zum Verlust des Parkplatzes an der Brückenstraße, der seiner Meinung nach verheerende Wirkung auf die Baumhof-Lokale gehabt habe. Darum setzt er schon seit einigen Jahren vor allem auf Events.
Norbert Bay hat Public Viewings mitten auf der Brückenstraße veranstaltet und lässt in der Halle 32 Karnevalspartys steigen. Weil die Glühweinbude so ein Erfolg ist, erwägt er, im Sommer an einem anderen Standort in der Gummersbacher Innenstadt für einige Wochen eine Strandbar zu eröffnen. „Solange die Gesundheit mitspielt“, sagt Norbert Bay und lächelt, „bin ich immer noch für eine Überraschung gut.“