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Invasive PflanzeDer Aggerverband geht mit Elektroschocks gegen die Herkulesstaude vor

3 min
Eine Frau mit einem Rootwave, einem elektrischen Gerät zur Pflanzenbekämpfung, in der Hand.

Achtung, hier fließt Strom: Der „Rootwave“ zerstört die Pflanzen von innen. Der Aggerverband erhofft sich dadurch weniger Arbeit im Kampf gegen invasive Arten.

Herkulesstaude und Japanischer Knöterich sind längst ein großes Problem im Oberbergischen. Dagegen geht man nun mit speziellem Gerät vor.

Aus guten Grund trägt Sabine Weikamm spezielle Sicherheitsschuhe, wenn sie der Herkulesstaude oder dem Japanischen Knöterich mit der Elektrolanze zu Leibe rückt. Funken sprühen, Rauchwolken steigen auf und ein Knall kündet davon, dass in dem Gewächs Zellen völlig und nicht heilbar vernichtet werden. „Das Resultat ist, dass die Pflanze von innen zerstört wird, vertrocknet und schlussendlich in sich zusammen fällt“, erklärt die Inhaberin der Firma „Weikamms Nature Force“. Und so soll es auch sein, denn sowohl Herkulesstaude, als auch Japanischer Knöterich sind längst ein großes Problem im Oberbergischen. Die invasiven Pflanzen breiten sich rasant aus und verdrängen andere Arten.

Die neuartige Bekämpfungswaffe trägt den Namen Rootwave. Diese Elektrolanzen setzt nun der Aggerverband in Kooperation mit Weikmanns Firma ein, er will damit   dem Wachstum von Herkulesstaude und Co. Einhalt gebieten. Hersteller des Rootwave ist das Unternehmen Kersten Arealmaschinen, ein Maschinenbauunternehmen aus Rees am Niederrhein. Der Aggerverband bekämpft die Pflanzen im Rahmen der Gewässerunterhaltung und hat bereits einen ersten Arbeitsdurchgang an einem verbandseigenen Grundstück an der Dörspe in Gummersbach-Derschlag ausgeführt.

Ein Gerät verbrennt den Stamm einer Herkulesstaude.

Mit dem Gerät sollen die Stauden vernichtet werden.

Dort hat der Verband am Donnerstag zudem erklärt, wie das System funktioniert. „Im Gebiet hier bestand die Gefahr, dass wir durch ein erhebliches Staudenaufkommen die Verkehrssicherungspflicht nicht mehr gewährleisten konnten“, erklärt Karl Zimmer, Betriebsleiter des Bereichs Gewässerunterhaltung beim Aggerverband. Und Weikamm erläutert das Verfahren: „Das Wasser im Inneren der Pflanze wird durch die Stromzufuhr verkocht und das Chlorophyll unmittelbar geschädigt. Deshalb sind S3-Sicherheitsschuhe notwendig, denn schließlich hantiert man ja immer noch mit Strom.“

Wichtig ist, am Ball zu bleiben und regelmäßig das Verfahren zu wiederholen. 
Sabine Weikamm über den Einsatz der Lanze

Solche Lanzen werden mit einem 220-Volt-Generator verbunden. Der zu bekämpfenden Pflanze gehts erstmal nur oberirdisch an den Kragen. „Anfangs bedarf es eines zwei- bis dreiwöchigem Rhythmus, später auch fünf bis sieben Wochen, um die bearbeiteten Flächen immer wieder zu kontrollieren“, erläutert Weikmann den Arbeitsaufwand: „Denn der Samen verbleibt ja weiterhin in der Erde und kann immer wieder keimen. Wichtig ist, am Ball zu bleiben und regelmäßig das Verfahren zu wiederholen.“ Es sei ein langwieriger Prozess ist, bis die Pflanze vollständig eliminiert ist. Dies könne unter Umständen ein Zeitraum von fünf bis zehn Jahren erfordern, macht Karl Zimmer deutlich. Weikmann: „Im Boden steckt der Teufel.“

Dass Beharrlichkeit nutzt, habe sie bereits herausgefunden, sagt Weikmann: „Ich habe selber Flächen bearbeiten müssen – und ich habe den Bereich von diesen Pflanzen befreien können.“ Sie habe mit dem Verfahren die Herkulesstaude zurückdrängen und so für andere Pflanzenarten Platz schaffen können. Während bei Gewächsen mit großen Wurzelstöcken die Behandlung einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen kann, werden Jungpflanzen   ausgegraben oder der Vegetationskegel der Staude abgestochen und fachgerecht entsorgt. Regelmäßige Nachkontrollen seien so oder so unerlässlich, sagt Zimmer.

Der Aggerverband verwaltet ein Gewässernetz von insgesamt 3000 Flusskilometern. Der Verband verspricht sich von der Elektrolanze einen geringeren Arbeitsaufwand, so Zimmer: „Erste Ergebnisse sind aber schon sehr vielversprechend.“