AOK-ReportManche Kinder werden in Oberberg eher krank als andere

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Eine junge Frau sitzt auf einer Treppe und blickt nach unten.

Hat die Mutter seelische Probleme, steigt das Krankheitsrisiko der Kinder deutlich.

Die AOK richtet in ihrem aktuellen Gesundheitsreport den Blick auf besonders belastete Familien. Kranke Eltern haben oft kranke Kinder.

Krankheiten können ansteckend sein, auch wenn es sich nicht um Infektionen handelt: Der aktuelle Gesundheitsreport der AOK nimmt den Gesundheitszustand der oberbergischen Kinder und Jugendlichen in den Blick und stellt fest: Rund 38 Prozent der jungen Versicherten wachsen in Haushalten mit Belastungen auf, die sie krank machen.

In 18 Prozent der Fälle gibt es eine psychische Erkrankung eines Elternteils, in 16 Prozent haben Mutter oder Vater ein körperliches Leiden. Bei 15 Prozent liegt eine wirtschaftlich schwierige Familiensituation vor.

Immerhin: In den meisten anderen rheinischen Kommunen liegen diese Werte höher. Die Statistik beruht auf Daten von rund 90 000 oberbergischen AOK-Versicherten, das sind etwa 34 Prozent der hiesigen Bevölkerung.

Oberberg im Vergleich

Im oberbergischen Vergleich gibt es geringe Unterschiede zwischen den Einzelregionen, etwa dem Raum Wipperfürth/Marienheide mit 21,2 Prozent Kindern, die ein Elternteil mit psychischer Störung haben, und Lindlar/Engelskirchen mit 15,7 Prozent. Bei den körperlich kranken Eltern rangiert das Spektrum von 19,6 Prozent in Wipperfürth/Marienheide bis 13,6 Prozent der Kinder in Wiehl/Nümbrecht.

Ist ein Elternteil psychisch krank, steigt laut AOK-Statistik die Wahrscheinlichkeit bei einem Kind für eine gesundheitliche Fehlentwicklung um fast 30 Prozent. Bei Verhaltens- und Essstörungen sind es sogar knapp 70 Prozent. Oft beginnt der schlechte Start ins Leben schon vor der Geburt, nämlich bei einer Schädigung des Fötus. Diese Gefahr verdoppelt sich bei einer kranken Mutter und steigt bei Suchterkrankungen sogar um das Siebenfache. Der Anteil dieser Kinder und Jugendlichen ist im Raum Wiehl/Nümbrecht mit 2,7 Prozent am höchsten, in Lindlar/Engelskirchen mit 0,6 Prozent am niedrigsten.

Welchen Grund diese Unterschiede haben, sei unklar, sagen AOK-Regionaldirektor Frank Mäuer und Dr. Volquart Stoy, Referent für Gesundheitsmanagement der AOK Rheinland/Hamburg. Die Sozialstruktur sei sicher wichtig, bilde sich aber wie die Ärztedichte oft nicht direkt in der Statistik ab.

Eine Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gehört zu den häufigen Problemen von Kindern aus belasteten Familien.   In Oberberg wurde diese bei 3,6 Prozent der versicherten Kinder diagnostiziert, womit der Kreis unter dem AOK-Durchschnitt von 4,9 liegt. Überdurchschnittlich oft (47,8 Prozent) wird ADHS in Oberberg medikamentös behandelt, zudem in 66,7 Prozent länger als drei Jahre, womit Oberberg einen Spitzenwert im Vergleich der AOK Rheinland/Hamburg erreicht. Die AOK-Manager Mäuer und Stoy wollen solche Abweichungen in ihren Statistiken in der oberbergischen Gesundheitskonferenz und anderen Fachgremien zur Sprache bringen und ihr eigenes Vorsorgeangebot darauf anpassen.

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