Herbstliche SammlungAuf Tour mit einem Pilzexperten in Oberberg

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Juliana und Daniel Frank zeigen Fliegenpilze.

Diese Fliegenpilze, die Juliana und ihr Vater Daniel Frank zeigen, sehen zwar schön aus, sollten aber keinesfalls gegessen werden, denn sie sind giftig.

Der Herbst ist Pilzzeit. Welche Sorten gegessen werden können und welche giftig sind, haben wir uns von einem Sachverständigen erklären lassen.

„Schau mal, ich habe einen Herzpilz gefunden“, ruft die fünfjährige Juliana Frank aus Much und stürmt zu dem Kartoffelbovist am Rande des Weges. Sie begleitet ihren Vater Daniel bei einem seiner ersten Waldspaziergänge, nachdem der Pilzsachverständige aufgrund einer längeren Erkrankung bisher alle für dieses Jahr geplanten Pilzexkursionen absagen musste. Er hatte vor rund anderthalb Jahren einen Pilz in Herzform im Garten gefunden und ihr als Glückssymbol zum vierten Geburtstag geschenkt. Seitdem war das blonde Mädchen auf der Suche nach einem weiteren im Wald.

Von 5000 Pilzarten sind nur rund 200 genießbar

Der Herbst ist Pilzzeit. Regen und warme Temperaturen haben in diesem Jahre Ende August für einen frühen Start in die Pilzsaison gesorgt. Bei jetzt schon etwas kühleren Temperaturen rechnet Experte Frank mit einer weiteren Welle in der zweiten Oktoberhälfte. Nach Angaben des Ministeriums für Landwirtschaft und Verbraucherschutz wachsen in Nordrhein-Westfalen mehr als 5000 verschiedene Arten von Großpilzen, davon gelten rund 200 als genießbar.

Pilze sind ganzjährig im Wald anzutreffen. Die für Sammler interessantesten Objekte sind jedoch die meist erst im Herbst erscheinenden Ständerpilze. Die kleinen Männlein im Wald sind jedoch nicht die eigentlichen Pilze – das ist das Myzel im Erdreich – sondern die Fruchtkörper der Geflechte im Boden, die sich auf diese Weise über Sporen vermehren. Daher darf an Stellen mit geschützten Pilzen nur behutsam gesammelt werden.

Der Wandel des Ökosystems wirkt sich auch auf die Pilze aus

Landesforstministerin Silke Gorißen sagt dazu: „Wer Pilze entdeckt und sammelt, muss geltende Regeln beachten. Leckere Speisepilze wie Pfifferlinge oder Steinpilze dürfen nur in Maßen und ausschließlich für den Eigenbedarf gesammelt werden. Wer Pilze in gewerblichem Maße sammelt, begeht eine Straftat. Übermäßiges Sammeln von Pilzen schadet zugleich in deutlichem Maße dem Ökosystem Wald.“

Dieses Ökosystem unterliegt derzeit einem gravierenden Wandel, nicht nur durch die Borkenkäferkalamität, auch der Klimawandel ist deutlich zu spüren. So hat Frank kürzlich einen rötenden Hartbovist entdeckt, der sonst im Mittelmeerraum beheimatet ist.

Ein Pilz der Sorte Espenrotkappe.

Die Espenrotkappe gehört dagegen zu den essbaren Pilzen. Immer gilt: Gesammelte Pilze sollten von einem Experten überprüft werden.

Selbst geübte Sammler könnten momentan dem einen oder anderen Irrtum unterliegen. Mit einem Schmunzeln erklärt er: „Der Steinpilz, der sonst vorwiegend an Fichtenstandorten anzutreffen war, hat sich nun vermehrt zu Buchen und Birken verkrümelt.“ Anders sei die Lage etwa bei den Lärchenröhrlingen: „Diese Mykorrhizapilze sind streng an die Lärche gebunden – wenn die Bäume sterben, stirbt der Pilz mit.“

Daniel Frank rät, beim Sammeln von Pilzen Arten mit strittigem Speisewert wie Hallimasch und Nebelkappen zu meiden. Daneben sei es unbedingt wichtig, auch die giftigen Doppelgänger von Speisepilzen zu kennen. So würden des öfteren Stockschwämmchen mit Gifthäublingen verwechselt, Champignons mit dem weißen Knollenblätterpilz sowie Perlpilze oder Graue Wulstlinge mit dem Pantherpilz.

Handy-Apps seien für Laien nicht zur Bestimmung geeignet, allenfalls als Ergänzung für Erfahrenere. Besser sei, die gesammelten Pilze von einem Pilzsachverständigen oder einem Pilzkundigen kontrollieren zu lassen. Adressen gibt es bei der DGfM oder auf www.ag-pilzkunde-vulkaneifel.de/sachverstaendige.html. Frank erläutert, dass der Neuling dabei auch sein Pilzwissen erweitern könne, wenn eine ihm unbekannte Art bestimmt wird: „Letztendlich geht es darum, dass die Menschen Spaß in der Natur haben und lernen, sie zu schützen.“


Sammeltipps von Daniel Frank

Hutprobe: Wenn sich der Pilzhut eindrücken lässt, ist der Pilz zu alt. Alte oder verschimmelte Pilze können Vergiftungen verursachen.

Extra Behälter: Ein separates Sammelgefäß für unbekannte Pilze mitführen, denn Sporen oder Lamellensplitter von giftigen Pilzen könnten sich mit den Esspilzen vermischen.

Leitsatz für Kinder: „Neugier ist gesund, niemals in den Mund“. Anders als bei giftigen Pflanzen wie Angelika oder Herkulesstaude ist das Berühren von Giftpilzen nicht gefährlich, das essen schon.

Reinigung: Die Pilze vor Ort mit einem Pinsel putzen und keinesfalls bestimmungswichtige Merkmale wie eine Knolle abschneiden.

Menge: Höchstens ein Kilogramm für eine Mahlzeit sammeln.

Zubereitung: Pilze nur gut durcherhitzt verzehren.

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