ExpertenrundeGewissen der Regionale 2025 tagt in Gummersbach

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 20.10.2023
Fachbeirat Regionale

Die Experten des Fachbeirats sehen das Steinmüllergelände auch als gutes Beispiel dafür an, wie man eine Entwicklung ohne den Einsatz weiterer Flächen realisieren kann, was ausdrücklich gelobt wird.

Ohne Fachleute mit hoher Expertise läuft auch der Prozess der Regionale 2025 nicht. Was der Fachbeirat auf der Agenda hat, berichtete das Gremium nun auch dieser Zeitung.

Wenn Experten sich von Experten beraten lassen, hat das in aller Regel den Grund, dass man eine Draufsicht von außen haben will. Bin ich noch auf Kurs? Was übersehe ich vielleicht? Was kann ich noch in Angriff nehmen?, sind die Fragen, die auch die Verantwortlichen der Regionale 2025 interessieren.

Die Geschäftsführung der Regionale-2025 Agentur um Dr. Reimar Molitor und Thomas Kemme wird seit Jahren ein hochkarätig besetzter Fachbeirat aus wissenschaftlicher Perspektive hinsichtlich Strategie und Programmatik, aber auch in Fragen der Projektstruktur und -auswahl sowie Kommunikation beraten.

Regionale 2025: Fachbeirat ist international besetzt

Das Gremium, das eine Art Gewissen des Prozesses ist, tagt zweimal im Jahr und ist international besetzt. Die Experten kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und bringen ihr jeweiliges Know-how und ihre Erfahrung in den Prozess ein.  In dieser Woche tagte der Fachbeirat in Gummersbach. Einer der Schwerpunkte des Treffens war ein Ausblick auf den Präsentationszeitraum der Regionale-Projekte in den Jahren 2025 und 2026. Zudem ein Treffen mit dieser Zeitung verbunden mit einem Austausch vor allem über den Prozess auf dem Steinmüllerareal, den diese Zeitung von Beginn an intensiv begleitet hat.

In dem Gespräch wurde deutlich, dass viele Aufgaben, Ideen und Projekte mit Ende der Regionale längst nicht abgeschlossen sein werden. Vor allem der ganze Komplex Ressourcen, sei es Landschaft, Wald oder vorn allem Wasser, wird den Prozess noch beschäftigen und fordern. Volmar Delheij, bis zum Jahr 2021 Programm Manager der Parkstadt Limburg im niederländischen Heerlen, sagte, dass es darum gehe, zukünftig zu leben und zu überleben, und wie man dafür die Zukunft vor Ort gestalten müsse.

Regionale 2025: Besondere Rolle der Ressource Wasser

Viele hätten noch nicht realisiert, wie wichtig dabei die Ressource Wasser sei. „Und was die Talsperren hier für ein Schatz sind.“ Und was den Flächenverbrauch angeht, sagte Prof. Dr. Bernd Scholl, langjähriger Inhaber der Professur für Raumentwicklung an der ETH Zürich, dass der Flächenverbrauch nicht so weitergehen dürfe. „Das Steinmüllergelände ist ein gutes Beispiel dafür, dass es anders geht.“ Die Innenentwicklung wachse nicht zuletzt auch durch die Regionale.

Die hält auch Prof. Dr. Dr. Rolf Kuhn, der unter anderem Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau gewesen ist, für ein Instrument, zu dem man eine Region nur beglückwünschen könne, wenn man es nutzt. „Hier in der Region sehe ich das sehr gut verankert. “ Potenzial, sich den Anforderungen der Zukunft stellen zu können, sieht der ehemalige Professor der TU Graz, Dr. Michael Narodoslawsky, dessen Arbeitsschwerpunkte nachhaltige, endogene Entwicklung von eher ländlichen Regionen sind.

Regionale-Prozess: Transformation zur Bio-Ökonomie als Herausforderung

Die Herausforderung sei es, vor allem in der Landwirtschaft die Transformation hin zu einer Bio-Ökonomie zu kommen. Umso wichtiger sei es, den Regionalprozess über das Jahr 2026 hinaus zu denken und zu verstetigen.

Daher sieht es Dr. Reimar Molitor auch als eine der Aufgaben der Regionale an, neben den realisierten Projekten auch weiterhin Vorbereiter zu sein für Prozesse, die noch an gestoßen werden müssen. Dazu gehören für ihn Themen wie der Waldumbau und eine zwingende Reaktion auf die Starkregenereignisse in 2020 und die Überflutungen im Ahrtal. Zudem müsse die weiter wachsende Bedeutung von Wasser erkannt werden.

Fachbeirat lässt sich eingestellt Projekte keineswegs entmutigen

Dass neben den vielen in Realisierung befindlichen Projekten, auch Projekte wie die Bücherfabrik in Ründeroth oder das Bergische Forum in Gummersbach eingestellt wurden, sieht auch der Fachbeirat. Er lässt sich davon aber nicht entmutigen und sieht Krisenzeiten auch als eine Chance. Das sei schon immer so gewesen.

„Ein Problem unserer Zeit ist, Zukunft jetzt konkret vor Ort auch zu machen“, sagt Narodoslawsky. Wobei Kuhn auch zu bedenken gibt, dass diese Konzentration, wie man sie im Augenblick erlebe, schon eine Besonderheit sei.

Am Ende stimmen die Experten aber auch mit Molitor überein, der rät, sich bei wichtigen Kernthemen für den Raum des Bergischen Rheinlands nicht beirren zu lassen, sondern konsequent mittelfristig weiterzumachen. Und einen Anschluss zu finden auch über kleine Projekte wie den Jägerhof in Bergneustadt oder den neuen Dorfladen in Windeck-Leuscheid. „Davon brauchen wir noch 20 weitere“, sagt er und hofft dabei zunehmend auf mehr bürgerschaftliches Engagement. Denn darum gehe es auch in der Regionale.

Es seien nicht immer die großen Projekte wie Steinmüller oder Zanders in Bergisch Gladbach. Wichtig seien auch die vielen kleinen Bausteine, die die Zukunft der Menschen vor Ort ganz konkret und unmittelbar verbessern.


Regionale 2025

Die Regionale 2025 ist ein Strukturprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen. Ziel ist es, den eher ländlich geprägten, rechtsrheinischen Raum strukturell weiterzuentwickeln und innerhalb der Region Köln/Bonn zu profilieren.

Seit 2018 arbeiten dafür der Oberbergische Kreis, der Rheinisch-Bergische Kreis und der Rhein-Sieg-Kreis zusammen und qualifizieren zukunftsorientierte Projektvorhaben. Die Projekte haben dabei den Anspruch, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. 

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