Von einem ganz besonderen Gewinn berichtet Walter König.
Mein größter GewinnWalter König aus Gummersbach überlebte schweren Verkehrsunfall

Walter König mit seiner Schwiegerenkelin Diana Miller.
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„Mein größter Gewinn ist mein Leben“ – das ist für Walter König sonnenklar. „Ich hatte mit meinem VW-Variant einen Frontalzusammenstoß. Der andere war sofort tot – ich habe überlebt“, berichtet der heute 89-jährige Gummersbacher. Der ehemalige Chef von zwei Lebensmittelgeschäften erinnert sich, dass er am 15. Juli 1971 mit Getränken von dem Laden in der Kirchfeldstraße zu dem in Vollmerhausen unterwegs war: „Bei Mühle kam mir in einer Kurve plötzlich ein Auto entgegen und dann sind die ganzen Kisten auf mich gefallen. Ich konnte überhaupt nicht mehr reagieren.“
Autofahrer kam in den Gegenverkehr
Am Tag darauf war in dieser Zeitung zu lesen, dass ein 28-jähriger Gummersbacher auf der Rospetalstraße nach einem Überholmanöver mit hoher Geschwindigkeit im Kurvenbereich die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hatte und auf die Gegenfahrbahn geraten war.

Diesen schweren Unfall am 15. Juli 1971 überlebte Walter König.
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Der Zusammenstoß sei so heftig gewesen, dass beide Autos völlig demoliert wurden. Der Notarzt – nur drei Minuten später vor Ort – konnte ihm nicht mehr helfen. Der Mann starb noch an der Unfallstelle. Auch der damals 35-jährige Lebensmittelhändler wurde vom Notarzt versorgt. Dabei sei erstmals ein Druckinfusionsgerät eingesetzt worden, das schneller zur Kreislaufstabilisierung beiträgt. Kurz nach 8 Uhr morgens war das Unglück geschehen und abschließend hieß es in dem Artikel: „Der Schwerverletzte wurde in das Gummersbacher Krankenhaus gebracht. Gestern Abend bestand immer noch Lebensgefahr bei ihm.“
Sicherheitsgurte hatten die Autos noch nichtq
Bei dem Unfall hatte Walter König neben einem Schädel-Hirn-Trauma zweiten Grades mehrere Knochenbrüche erlitten: „Anschnallgurte gab es damals noch nicht.“ Dankbar erinnert er sich an den Notarzt Karl-Heinz Schmitz, der mit dem Clinomobil an die Unfallstelle kam: „Der Mann hat mir das Leben gerettet.“ Ein wochenlanger Krankenhausaufenthalt und mehrere Operationen in den Monaten danach folgten. Die Narben sind auch 54 Jahre später sichtbar. Parallel dazu musste eine Hirnverletzung behandelt werden: „Ich war ständig beim Neurologen, aber ich bin froh, dass mein Gedächtnis nicht beeinträchtigt ist.“ Im Anschluss war König nicht mehr in der Lage, sein Gewerbe fortzuführen. Eine neue Stelle fand er als Außendienstmitarbeiter bei einer Bremer Kaffeerösterei und belieferte fortan die Geschäfte in der Kreismitte mit Bohnenkaffee: „Das Leben musste ja weiter gehen.“
Später wurde er Zivilangestellter bei der Bundeswehr. Gerade in den ersten Jahren nach dem Unfall fiel es ihm nicht leicht, sich in ein Auto zu setzen: „Ich hatte immer Angst, dass mir einer entgegenkommt.“ Walter König beschreibt, dass er immer viel Halt in seiner Frau Christel gefunden hat. Zur Zeit des Unfalls war er mit ihr bereits elf Jahre verheiratet, im Frühjahr haben die beiden Eiserne Hochzeit gefeiert. Der Senior erzählt lächelnd: „Meine Familie hat mir immer viel Kraft gegeben und im Alter halten mich die Enkel auf Trab.“ Nach dem Unfall habe er bewusster gelebt und sich mehr Zeit für die Familie genommen: „Vorher hatte ich auch an den Wochenenden gearbeitet, danach sind wir öfter in Urlaub gefahren.“
Sein Rat für die jüngere Generation ist, dankbar für das Leben zu sein und auch bei einem schweren Schicksalsschlag nicht aufzugeben. „Ich mag es, dass Walter so offen und positiv ist“, sagt seine Schwiegerenkelin in spe Diana Miller, die ihn öfter besucht. „Er hat immer ein Lächeln im Gesicht, wenn er mir die Tür öffnet.“ Michael Kupper