Der Abbruch einer Stützmauer aus Bruchstein verärgert Bewohner von Niederseßmar. Laut Straßen NRW ist die Standfestigkeit nicht mehr gegeben.
Dicke LuftStraßen NRW lässt „ortsbildprägende“ Bruchsteinmauer in Niederseßmar abreißen

Straßen NRW lässt die Bruchsteinmauer an der Kölner Straße abreißen.
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Dicke Luft in Niederseßmar. Dort lässt der Landesbetrieb Straßen NRW an der Kölner Straße unweit der katholischen Kirche eine ortsbildprägende Bruchsteinmauer abreißen. Laut Straßen NRW ist die Standfestigkeit nicht mehr gegeben.
Kurzfristig informiert
Der Stadtverordnete Karl-Heinz Richter (CDU), der erst kurz vor Beginn der Arbeiten von den Plänen erfahren hatte, teilt diese Meinung nicht. Während der Abbrucharbeiten sei offenbar geworden, dass lediglich an einer Stelle der Fels hinter der Mauer abgesprungen sei und diese nach vorne gedrückt habe. „Das hätte man ja wieder beheben können“, sagt Richter im Gespräch mit dieser Zeitung. Er sieht die Mauer im Verbund mit der katholischen Kirche als „ortsbildprägendes Ensemble“, was nun zerstört worden sei.
Verärgert ist Richter aber nicht nur über den Abriss in Niederseßmar. Auch das sonstige Vorgehen des Landesbetriebs stößt bei ihm bitter auf. Mit niemandem sei im Vorfeld gesprochen worden. Landesbetrieb-Pressesprecher Rainer Herzog lässt das aber nicht gelten: Sowohl mit der Stadt als auch mit den Stadtwerken habe Straßen NRW gesprochen. Das hat auch Richter. „Als ich dann aktiv geworden bin, habe ich beim Landesbetrieb mit jemandem gesprochen, der nur genervt gewesen ist und mir deutlich gemacht hat, dass Straßen NRW nur abreißt oder neu baut, nicht jedoch saniert“, erinnert sich der Ratsherr.
Überprüfung alle drei Jahre
Und dann noch diese Aussage: Man müsse es schon Straßen NRW überlassen, was gemacht werde und was nicht. Sie seien die Fachleute. Bei Richter kam das nicht gut an. Die Mauer ist so gut wie Geschichte. „Doch was kommt jetzt?“, fragt Richter. Der Hang sei so steil, dass dieser beim nächsten Starkregen drohe abzurutschen. „Straßen NRW hat mir nur lapidar gesagt, dass sie damit nichts zu tun hätten.“ Rainer Herzog sagte auf Nachfrage, dass Straßen NRW als Baulastträger für den Rückbau der Mauer keine Abbruchgenehmigung habe einholen müssen. „Wir prüfen und bewerten unsere Bauwerke in einem Rhythmus von drei Jahren. Bei diesen Prüfungen und Messungen ist an betreffender Wand aufgefallen, dass die Stützwand durch den Erddruck immer mehr verformt wird. Des Weiteren ist das Fugenmaterial verwittert und nicht mehr im Verbund mit den Mauersteinen.“ Die Standfestigkeit des Bauwerks könne so nicht gewährleistet werden und akutes Versagen sei nicht auszuschließen.
„Steine haben sich gelöst“
Herzog berichtet weiter, dass sich bereits Steine gelöst hätten, die auf den angrenzenden Rad- und Gehweg fielen. „Da wir als Baulastträger für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer verantwortlich sind, müssen wir handeln. Ein Abbruch der Mauer ist alternativlos.“ Für die Standfestigkeit der angrenzenden Böschung sei aus geologischer Sicht ein Neubau nicht nötig. Des Weiteren werde unter Berücksichtigung der Unterhaltungskosten von einem Ersatzneubau aus wirtschaftlicher Sicht abgesehen. Die Böschung werde im Nachgang neu profiliert. Für das anfallende Regenwasser werde es ausreichende Versickerungsmöglichkeiten geben. Die Kosten für den Abriss und die Profilierung der Böschung beziffert Herzog auf 75.000 Euro. Eine Sanierung sei ohne Abriss und Wiederaufbau nicht möglich. Die Kosten dafür würden sich je nach Bauweise nahezu verzehnfachen.