Der Kreis fragte den renommierten Professor für Bauökonomie und Baumanagement, Bert Bielefeld, von der Uni Siegen nach seiner Einschätzung.
92,8 MillionenBauexperte spricht von „solider Kalkulation“ für das Kreishaus II in Oberberg

Laut Experten ist die Glasfassade des Neubaus kein Kostentreiber.
Copyright: OBK/Hascher Jehle Architektur, Berlin
Geht der Neubau des Kreishauses auch günstiger? Diese Frage hatte die Politik der Verwaltung als Aufgabe an die Hand gegeben, nachdem das Investitionsvolumen allein für den ersten Bauabschnitt auf 92,8 Millionen geschätzt worden war. Würde man zwei und drei gleich mitbauen, wären es 143 Millionen. Das erzürnt viele Bürger.
Der Kreis fragte den renommierten Professor für Bauökonomie und Baumanagement, Bert Bielefeld, von der Uni Siegen nach seiner Einschätzung. Genau wie den Architekten und langjährigen Geschäftsführer der Gummersbacher Wohnungsbaugesellschaft, Volker Müller. Er hat selbst für Polizei und Justiz mehrere Behördenbauten errichtet und mit Blick auf die Zahlen des Kreises gesagt, dass es auch günstiger gehe. Wie viel, das wollte der Kreis von ihm wissen.
Am Freitag will die Verwaltung das Ergebnis offiziell vorstellen
Am Freitag will die Verwaltung das Ergebnis offiziell vorstellen. Einen Blick in das Gutachten von Bert Bielefeld gewährten Kreisdirektor Klaus Grootens und Baudezernent Felix Ammann dieser Zeitung aber schon am Mittwoch. Demnach ist laut Aussage des Professors die Kostenschätzung „solide aufgebaut“, wie die beiden sagen. Einige Besonderheiten des Vorhabens führten dazu, dass es zu Verschiebungen bei den Kosten komme. Und das ist nicht etwa die Fassade, die dem Neubau schon jetzt den Namen „Glaspalast“ eingebracht hat. Hier, so die Aussage von Bielefeld, könne man vielleicht 100.000 Euro einsparen – was bei dem Gesamtvolumen nicht viel sei, wie Ammann sagt.
Wesentlich seien die Faktoren Abbruch und Gründung in einer innerstädtischen Lage. Das mache das Vorhaben teurer. Unter dem Standard indes sei die technische Ausstattung des geplanten Baus. Zu einer Senkung der Kosten führe auch, dass der Neubau keine zentrale Klimatisierung hat. Ob der Ansatz für die Betonkosten passt, werde man sehen. Hier droht eine CO₂-Besteuerung, doch der in den Gesamtkosten eingestellte Risikozuschlag von 25 Prozent soll das gegebenenfalls wieder auffangen. „In der Summe ist der Neubau solide kalkuliert“, zitiert Ammann den Professor.
Kreishaus II in Gummersbach: Gibt es keine großen Einsparpotenziale?
Also gibt es auch keine großen Einsparpotenziale? Grootens sagt, dass keine Auffälligkeiten entdeckt worden seien. Und was sagt Volker Müller? Dessen Resümee will der Kreis erst am Freitag präsentieren.
Nachdem aus dem gesamten Kreis Kritik an dem Neubau laut geworden ist, wirbt Grootens erneut für die Realisierung, weil sie für den Bürger eine jährliche Ersparnis von 1,56 Millionen Euro bedeute. Damit stellte der Kreisdirektor auf die Kosten für die alten Immobilien in Form von Mieten und deren Unterhalt ab, die bei einer Zentralisierung an der Moltkestraße nach seiner Darstellung entfallen. Daher will er auch die 92,8 Millionen nicht im Fokus haben und erst recht nicht den „Glaspalast“, wie der Neubau von Kritikern bereits genannt wird. Vielmehr betont er mehrfach, dass er die ganze Diskussion nicht verstehe. Und er spricht auch von einer „wirtschaftlichen Maßnahme“, die der Kreis umsetzen wolle. Dabei präsentiert er eine Excel-Datei, in der die Abschreibung der Immobilie auf 60 Jahre gerechnet wird – und die deutlich machen soll, dass ein Kaufmodell besser ist, als ein Mietmodell.
Dass man jetzt noch einmal den Resetbutton drückt, ist laut Grootens ebenfalls nahezu ausgeschlossen. Bereits zu Beginn des Verfahrens habe der Kreis sich verpflichtet, mit einem der Siegerbeiträge aus dem vorgeschalteten Wettbewerb zu bauen. Würde man das nicht wollen, drohten gerichtliche Auseinandersetzungen.
Klingt alles so, als dass sich der Kreis in Sachen Neubau an dem berühmten „Point of no Return“ befindet oder eben ein Gefangener in dem Verfahren ist. Grootens will das nicht gelten lassen. Öffentliches Vergaberecht sei nun einmal so, wie es ist. Und als Gefangener sehe er sich keineswegs. Am Ende müsse es darum gehen, wie man die Zentralisierung der Verwaltung so günstig wie möglich für den Bürger im Oberbergischen Kreis umsetzen könne.