Zurück aus dem RuhestandPfarrer Thomas Werner unterstützt die Kirche in Dieringhausen

Lesezeit 4 Minuten
Thomas Werner hat mit zehn Stunden pro Woche die Pfarrvertretung übernommen.

Thomas Werner hat mit zehn Stunden pro Woche die Pfarrvertretung übernommen.

Eigentlich war Pfarrer Thomas Werner in den Ruhestand verabschiedet worden, nun hilft er in Dieringhausen-Vollmerhausen-Niederseßmar aus.

Es fällt auch der evangelischen Kirche in Oberberg wahrlich nicht mehr so leicht, vakante Pfarrstellen zu besetzen. Darum geht der Kirchenkreis mit Pfarrer Thomas Werner nun einen neuen Weg. Der Theologe wurde im Spätsommer vorigen Jahres von seiner Gemeinde an der Gnadenkirche in Bergisch Gladbach mit einem großen Fest in den Ruhestand verabschiedet.

31 Jahre lang hatte er dort die Menschen begleitet, Projekte auf den Weg gebracht, Kunst, Konzerte und Kirche zusammengeführt und sich dabei immer als Moderator der kommunikativen Prozesse innerhalb der Gemeinde gesehen. Nach der Verabschiedung reiste er für drei Monate nach Südafrika, kam im Dezember zurück und erkannte für sich: Die Menschen fehlen mir. Die Seelsorge fehlt mir, ebenso die Begleitung in Krisenzeiten.

Thomas Werner ist für fast alles da, außer für Verwaltungsaufgaben

Also zurück in den Beruf! Nur wie? In seinem Heimatkirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch wollte er nicht tätig werden. Der Blick ein Stück weiter zeigte den Kirchenkreis An der Agger. Ein Gespräch mit Superintendent Michael Braun unter dem Motto „Könnt ihr mich brauchen?“ folgte.

Und das Angebot, mit zehn Stunden pro Woche die Pfarrvertretung in der Kirchengemeinde Dieringhausen-Vollmerhausen-Niederseßmar zu übernehmen, um dort „mit den Menschen unterwegs zu sein und für die Verkündigung.“ Die Kirchengemeinde suchte zu diesem Zeitpunkt schon fast ein Jahr einen Nachfolger für Pfarrer Hermann Bednarek, der im Dezember 2021 nach längerer Krankheit verstorben ist.

Konkret heißt das nun: Pfarrer Werner gestaltet, mit einer Viertelstelle angestellt beim Kirchenkreis, bis zur Wiederbesetzung der Pfarrstelle ein bis zwei Gottesdienste im Monat.

Alle Gruppen, Dienste und die Jugendarbeit laufen wie gewohnt weiter, was ich sehr zu schätzen weiß.
Thomas Werner, Pfarrer

Er ist ansprechbar für Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen, lädt zu Schul- und Kindergartengottesdiensten ein und hat ein offenes Ohr für Menschen, die seelsorgerische Begleitung benötigen. Verwaltungsaufgaben erfüllt er hingegen nicht mehr. Dabei ist er dankbar für die tatkräftige Unterstützung derer, die haupt- und ehrenamtlich in der Kirchengemeinde unterwegs sind. „Alle Gruppen, Dienste und die Jugendarbeit laufen wie gewohnt weiter, was ich sehr zu schätzen weiß. Immerhin bin ich hier der Neue, der erst einmal schaut, um Orientierung zu finden, der nicht gleich gewachsene Strukturen verändert.“

Er sei mit größter Herzlichkeit empfangen worden, freut er sich und betont: „Wer von den Mitgliedern der Kirchengemeinde meinen Besuch wünscht, kann sich sehr gerne melden.“

Es sei ein Pilotprojekt, sagt Thomas Werner, das am besten schnell Schule machen solle, um Kirchengemeinden zu entlasten. Seine zehn Stunden sehe er nicht so eng, denn: „Ich schaue im Dienst nicht auf die Uhr.“ Außerdem ist die Aufteilung flexibel. Gibt es keine Hochzeit, Taufe oder Beerdigung, ist die Woche ruhiger.

Dauert ein Trauergespräch länger oder braucht es ein zweites Treffen, ist auch das in Ordnung. Würde die Pfarrstelle neu besetzt, könne er sich gut vorstellen, auch an anderer Stelle weiter auszuhelfen, sagt der Pfarrer und erklärt: „Gott hat es wirklich gut mit mir gemeint.“ Kontakt zu Pfarrer Thomas Werner: (02202) 2989988.


Fachkräftemangel im Gummersbacher Pfarramt

Zurzeit werden in der Kirchengemeinde Dieringhausen-Vollmerhausen-Niederseßmar und der Kirchengemeinde Gummersbach Pfarrerinnen oder Pfarrer gesucht, sagt Judith Thies, Pressesprecherin des Kirchenkreises An der Agger. Anfang 2024 wird zudem eine Stelle in Wipperfürth ausgeschrieben. Am 21. Mai ist Pfarrer Marc Platten für die Emmauskirchengemeinde Wiedenest-Derschlag als Nachfolger von Michael Kalisch gewählt worden. Er war zuvor Schulpfarrer am Nümbrechter Gymnasium.

Der Kirchenkreis sucht außerdem einen Pfarrer oder eine Pfarrerin für die Krankenhausseelsorge und Sonderseelsorge. Auch Lieberhausen hat seit dem Weggang von Michael Striss keinen Pfarrer mehr. Die Kirchengemeinde wird zum 1. Januar 2024 mit Bergneustadt fusionieren, allerdings gehen dort Pfarrer Andreas Spierling und Pfarrer Dietrich Schüttler ebenfalls in wenigen Jahren in den Ruhestand.

Hülsenbusch-Kotthausen bekommt zwei neue Gemeindereferentinnen

Die Hälfte aller Pfarrerinnen und Pfarrer geht in den nächsten sechs Jahren in den Ruhestand. Dazu kommt: Aus 37 Gemeindepfarrstellen im Jahr 2019 wurden in einem synodalen Planungsprozess, zugrunde liegt das Pfarrstellenkonzept 2030, 23 Stellen im Jahr 2030. „Einige Gemeinden werden deshalb enger zusammenarbeiten müssen“, blickt Judith Thies auf die kommenden Jahre.

Dasselbe gilt laut Kirchenkreis An der Agger für die Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten, von denen auch etliche in Ruhestand gehen. Es gebe aber auch Nachwuchs, betont Judith Thies. „Die Kirchengemeinde Hülsenbusch-Kotthausen hat zum Beispiel zwei neue Gemeindereferentinnen eingestellt.“

KStA abonnieren