Unglück in schwierigem TerrainRettungshubschrauber „Christoph Dortmund“ an spektakulärer Übung in Gummersbach beteiligt

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Zu sehen ist ein Rettungshubschrauber, der zwei Menschen mit einer Winde nach oben zieht.

Insgesamt drei Übungsstationen flog der Rettungshubschrauber "Christoph Dortmund" bei der Übung in Oberberg an.

Gemeinsam mit Rettern der Bergwacht des DRK trainierte die Besatzung Einsätze in schwierigem Gelände. 

„Bei einem realen Einsatz kann man sich das Wetter schließlich auch nicht aussuchen“, sagte Marcus Sandrock vom Dortmunder Standort der DRF-Luftrettung am Samstag bei der Einsatzbesprechung im Mannschaftszelt auf dem Unnenberg. Dort und im Gummersbacher Steinbruch Talbecke haben die Deutsche Rettungsflugwacht (DRF) und die Bergwacht vom Landesverband Nordrhein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) eine gemeinsame, zweitägige Übung durchgeführt, bei der Rettungseinsätze in äußerst schwierigem Gelände mit Hubschrauber und Seilwinde trainiert wurden. Daran haben 19 Luftretter der Bergwacht aus den Landesverbänden Nordrhein, Westfalen-Lippe und Hessen, etwa ebenso viele Notärzte und mehrere Piloten der DRF teilgenommen.

Hubschrauber seilte Notärzte und Sanitäter mit der Winde ab

Eigentlich sollte die Übung bereits am Samstagmorgen starten, doch dichter Nebel auf dem Höhenzug verhinderte den Anflug des Hubschraubers „Christoph 83“ aus Dortmund. Während der Regen auf das Zeltdach trommelte, erläuterte Matthias Kritzler von der Bergwacht Oberberg, dass drei Stationen im Steinbruch angeflogen werden sollen – eine Felswand, eine Geröllhalde und ein steiler Hang im Wald. An jeder dieser Stationen gehe es darum, Notärzte und Notfallsanitäter mit der Winde vom Hubschrauber aus abzuseilen und verunglückte Patienten im Bergesack aufzunehmen.

Zu sehen ist eine Übung der Bergwacht, bei der zwei Menschen von einer Hubschrauberwinde nach oben gezogen werden.

Ein Einsatzszenario führte die Teilnehmer in luftige Höhe über dem Steinbruch in Talbecke.

Die Aufgabe der Bergwacht liege darin, die Luftretter zu sichern. Sandrock schilderte, dass der für die Übung verwendete DRF-Hubschrauber H145 nach der Flutkatastrophe im Ahrtal im Mai vergangenen Jahres mit einer Seilwinde ausgerüstet wurde und damit der einzige Rettungshubschrauber in Nordrhein-Westfalen sei, der über diese Ausstattung verfüge. Bundesweit gebe es nur zwölf Exemplare.

Abgesehen von den Übungen, die halbjährlich stattfinden müssen, habe er seitdem bereits 15 „echte“ Einsätze absolviert. Angestrebt werde dabei eine „direkte Luftverladung“, also einen Patienten ohne zusätzliche Zwischenlandung direkt in die Klinik zu transportieren. Als einer von wenigen Hubschraubern bundesweit hat „Christoph Dortmund“ eine mobile Herz-Lungen-Maschine an Bord. So kann er nicht nur für Noteinsätze, sondern auch für Intensivtransporte zu Spezialkliniken genutzt werden. Die Kosten, gleich für welchen Einsatz, seien dieselben – abgerechnet werde nach Flugminuten.

Die Vorbereitung der Bergwacht Oberberg war höchst professionell, in jeder Hinsicht.
Marcus Sandrock, DRF-Luftrettung, Standort Dortmund

Pilot Ulrich Weigang berichtete, dass er jährlich gut 500 Einsätze fliege, jeweils etwa zur Hälfte Noteinsätze und Verlegungen: „An manchen Tagen ist es ruhig, an anderen habe ich drei Flüge.“ Mit einer Tankfüllung könne er zwei bis zweieinhalb Stunden in der Luft bleiben, die maximale Reichweite des Hubschraubers betrage etwa 650 Kilometer. Benedikt Alders, Leitender Notarzt der Universitätsklinik in Bochum, ist von der Übung begeistert. Lange Zeit war er in der Bodenrettung aktiv, doch nach einer Zusatzausbildung für die Arbeit vom Hubschrauber aus hat er sich vor neun Jahren auf die Luftrettung verlegt: „Das sind naturgemäß meist schwerere Verletzungen – und darin sehe ich eine besondere Herausforderung“, führte Alders aus.

Nahaufnahme einer Hubschrauberseilwinde

Der Helikopter aus Dortmund ist NRW-weit der einzige Rettungshubschrauber, an dem eine Seilwinde verbaut ist.

Inzwischen hatte sich die Wolkendecke gehoben und die Übung konnte gegen Mittag starten. Philipp Humpert von der Bergwacht aus dem sauerländischen Willingen bezog oberhalb der Geröllhalde Position. Er wies den anfliegenden Hubschrauber ein und unterstützte die Luftretter dabei, sich zu dem Patienten abzuseilen.

Er selbst ist durch ein quer zwischen Bäume gespanntes Seil gesichert. Sollte das wegen fehlender Ankerpunkte nicht möglich sein, hat er auch dafür eine Lösung: „Für solche Fälle haben wir eine Rettungsschlinge – damit ist der Patient in ein paar Sekunden in der Luft.“ Nach der Übung lobte Marcus Sandrock: „Die Vorbereitung der Bergwacht Oberberg war höchst professionell, in jeder Hinsicht.“

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