Hauptrolle im eigenen LebenHeike Bänsch aus Bickenbach veröffentlicht ihr erstes Buch

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Da ist es: Heike Bänsch mit ihrem erstem Buch, das die Schauspielerin im Lockdown geschrieben hat.

Bickenbach – Ihre Bühne: das ganze Leben, nicht nur in den Momenten im Rampenlicht des Theaters. Ihre Leidenschaft: das bewusste Wahrnehmen der eigenen Möglichkeiten, in Freiheit und Verantwortung das Leben zu gestalten. Ihre Arbeit: Schauspielerin, Regisseurin, Kommunikationstrainerin. Und jetzt auch Autorin. Ihr erstes Buch heißt „Hallo, hier bin ich!“

 „Das ist meine Bänsch-Marke“, sagt  Heike Bänsch, schmunzelt und nimmt  geradezu liebevoll das druckfrische Werk zur Hand. „Im Theater geht es darum, das schon Geschriebene lebendig zu machen. Beim Schreiben fasse ich das, was raus will, in Worte. Es ist eine andere Möglichkeit, mich auszudrücken und in die Welt zu bringen.“

Theater in der Provinz

Und damit auch eine ganz neue Erfahrung für die 55-Jährige.Ganz  anders als die Schauspielausbildung der gebürtigen Ostwestfälin in München,  als ihr geraten wurde, „zu reproduzieren und nicht selbst kreativ zu werden“. Anders  als ihr erstes Engagement an einem kleinen Theater in Zeitz – „das war absolute von der DDR geprägte Provinz,  mit Klo auf dem Flur und ohne Telefon.

Die Bestätigung des Engagements kam per Telegramm,  aber es gab unglaublich schöne Gestaltungsmöglichkeiten“, erinnert sie sich. Das Schreiben war  anders als ihre Theater-Erfahrungen in Celle und Köln, geprägt von „der Arroganz des Westens und Hierarchien“. Anders auch als 20 Jahre  Selbstständigkeit als Coach, vor allem in Seminaren im medizinischen Bereich mit „viel Freiheit und Akzeptanz“.

Idylle in Engelskirchen

Seit 20 Jahren wohnt Heike Bänsch mit ihrer Familie in Engelskirchen-Bickenbach, „Wenn es eine Idylle gibt, dann hier“. Sich hier zu verorten, auch mit  Auftritten,  sei ihr „superwichtig“, sagt sie. So ist sie  zum Beispiel  in der Kulturkirche, in Kinderstücken, im Kunstkabinett  Hespert sowie als Luzifer im Stück Paradiso im Engelmuseum im Einsatz. „Die geplante Friedrich-Engels-Revue fiel leider Corona zum Opfer“, bedauert sie.

Genau in dieser Situation  ist Heike Bänschs  Buch entstanden,  aus ihrer Krise  im Lockdown heraus, als sie auf sich zurückgeworfen und abgeschnitten von all ihren vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten und Kontakten war, erzählt sie. Zunächst schrieb sie handschriftlich, jeden Morgen zwischen acht und neun.  „ Das  Schreiben war mir eine große Hilfe. Es hat mir Verbindung mit der Welt gebracht.“

Eigene Person steht im Fokus

Heraus gekommen ist eine übersichtlich gegliederte, praxistaugliche Anleitung für Menschen auf der Suche nach dem Ausdruck ihrer eigenen Persönlichkeit, mit ausführlicher Darstellung der Werkzeuge wie Körperausdruck, Gestik und Mimik, das Wechselspiel zwischen innerem und äußerem Ausdruck, Atem und Stimme. Mit Erklärungen, Übungen aus dem Theaterbereich, weiterführenden Gedanken, nicht um Schauspieler auszubilden, sondern Menschen, die im Berufsleben stehen, zum Einklang mit der eigenen Persönlichkeit und ihrem Ausdruck zu verhelfen: „Die eigene Person ist das Wichtigste. Ohne sie bin ich nicht da!“

Das ist – durchaus  provokant -– die Kernthese.. „Nur ich bin mit meinem Körper hier. Nur darüber besteht meine Verbundenheit mit der Welt.“ So distanziert  sich Bänsch bewusst  vom Gedanken der Demut im christlichen Glauben,  will mutig sein,  fühlen, was ihr  gut tut. Und andere  zur  Authentizität und Präsenz ermutigen, um die innere Strahlkraft zu entdecken. 

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Ob die wirklich  jeder  in sich trägt?  „Oh ja!“, versichert Heike Bänsch  überzeugt.  Nicht, um ein Superheld zu werden, aber um sich  vielleicht zum ersten Mal zu trauen, vor mehreren Menschen zu sprechen. „Das kann man lernen.“ Nicht wie eine Rolle, sondern als integrierte Facette der eigenen Persönlichkeit, die auf die „Schatzkiste“ der eigenen Erfahrungen bewusst zurückgreifen kann – „auch Krankheit und Verlassenwerden sind Schätze in diesem Sinn.“ 

„Hallo, hier bin ich!“ ist ein positives, persönliches  Buch, das Wege aufzeigt, im Scheinwerferlicht des eigenen Lebens selbstbewusst die Hauptrolle zu gestalten. Zur Zeit arbeitet Heike Bänsch  an einem neuen Theaterstück mit dem Titel „Mein erbärmliches, jämmerliches Ich“. Wenn das mal kein spannender Kontrast ist!

Das Buch: Heike Bänsch, „Hallo, hier bin ich! Ein Sach- und Trainingsbuch über Körpersprache, Stimme & Präsenz“. ISBN 978-3-755-75568-5, 17 Euro.

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