Kunst aus BüchernEin zweites Leben für ausgedienten Lesestoff

Hat ein Buch keine Chance auf Leser mehr, greift Mareike Klüver zum Messer: Mit viel Geschick verwandelt sie Schmöker zu Laternen. Ihre Schwester Anika, Chefin der Hunstiger Bücherbude, faltet aus den entfernten Seiten schmucke Anhänger.
Copyright: Börsch
Hunstig – Wer einmal beobachtet hat, wie liebevoll Anika Klüver ihren Lesestoff im Regal zurechtrückt, weiß, dass sie eine vehemente Anhängerin des gedruckten Wortes zwischen zwei Buchdeckeln ist. Bücher wegzuwerfen ist etwas, das ihr Herz bluten lässt. Doch manchmal muss selbst die Autorin und Übersetzerin Romane in den Ruhestand schicken. Immer dann nämlich, wenn ihr für ihre, im Sommer 2019 eröffnete Bücherbude in Hunstig, Unbrauchbares oder wirklich nicht mehr Aktuelles gespendet wird.
Da aber ihre Schwester Mareike Klüver immer schon gern bastelte, bleibt einigen Büchern der Weg in die Papiertonne erspart. Denn Mareike hat zu Sankt Martin aus ausgedienten Büchern, Transparentpapier und schwarzer Bastelpappe zauberhafte Buchlaternen hergestellt. Von innen mit kleinen Lichterketten beleuchtet, zeigen sie Laternenkinder, aber auch in ihre Lektüre vertiefte Leseratten. Und je nach Motiv, seien sie auch eine tolle Idee für den Advent, finden die Schwestern.

Anika Klüver ist Chefin der Hunstiger Bücherbude.
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„Dazu müssen zuerst die Seiten mit dem Cuttermesser ausgeschnitten werden. Ein Rand von je rund einem Zentimeter sollte aber bleiben“, erklärt Mareike. Dass eine solche Laterne ein Hardcover braucht, ist verständlich. Und das Buch sollte dick genug sein, um die Lichterkette inklusive Batterien aufnehmen zu können. Die Schwestern haben mittlerweile einen Fundus an Lichterketten, eine davon sogar mit einer kleinen Zeitschaltuhr. „Welche am besten geeignet ist, muss man ausprobieren. Es kommt ja auch drauf an, ob das Buch drinnen oder draußen stehen soll“, sagt Anika Klüver. Soll die Laterne nach draußen, muss sie allerdings vor Regen geschützt werden, denn auch ein gestandenes Hardcover besteht immer noch aus Pappe und Papier. Sind die Seiten entfernt, können Vorder- und Rückseite jeweils von innen mit dem Transparentpapier beklebt werden. Die schwarzen Motive schneidet Mareike Klüver mit einer spitzen Schere aus und klebt sie auf das durchsichtige Papier. Kleinste Details ergänzt sie mit schwarzem Stift.

Hat ein Buch keine Chance auf Leser mehr, greift Mareike Klüver zum Messer: Mit viel Geschick verwandelt sie Schmöker zu Laternen.
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Mareike Klüver, von Beruf Architektin, lacht, als sie davon berichtet, dass sie natürlich im räumlichen Denken sehr gut geschult ist. Darum fiel ihr auch schnell etwas ein, um die ausgeschnittenen Buchseiten nicht wegwerfen zu müssen. Sie hat Schmuckanhänger aus den Papierrechtecken gemacht. Dafür schneidet man aus vier bis fünf Seiten jeweils gleich große Kreise, Tannenbäume oder Sterne aus, faltet sie zur Hälfte und näht sie an der Falzkante zusammen. Vorsichtig auseinandergezogen, werden daraus dreidimensionale Schmuckstücke für Geschenke oder den Weihnachtsbaum. „Dabei können Kinder auch schon toll mitmachen. Sie könnten die Seiten anmalen oder helfen, das Papier zusammenzuheften“, sagt Anika Klüver.
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Wie diese Anhänger aussehen, entdecken noch bis zum 24. Dezember die Besucher der Bücherbude. Denn Anika Klüver hat sich wie im Vorjahr einen Adventskalender ausgedacht. Jeden Tag dürfen die Nutzer der Bücherbude raten, welchen ersten Satz eines Klassikers die Gummersbacherin nun an die Budenwand geheftet hat und sich zur Belohnung ein Glas mit Plätzchen und einem kleinen Anhänger mitnehmen.
Die Bücherbude befindet sich in Gummersbach-Hunstig, Im Halken 56. Alle Weitere im Internet.