Interview der WocheGummersbacher Handballer für Nationalmannschaft nominiert

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Als 16-Jähriger kam Yonatan Dayan mit den israelischen U19-Handballern und wurde vom VfL angeworben. 

  • Handballer Yonatan Dayan (19) gehört beim VfL Gummersbach fest zum Kader der Zweiten und Dritten Liga.
  • Jetzt wurde er zum ersten Mal für die israelische Nationalmannschaft nominiert.
  • In Deutschland hat für ihn alles mit dem Projekt des israelischen Handballverbandes begonnen. Darüber sprach Andrea Knitter mit dem Mittelmann.

Gummersbach – Heute die Zweitligapartie gegen die HSG Krefeld und morgen geht es nach Israel zur Nationalmannschaft. Was ist das für ein Gefühl?

Ich habe mich total gefreut, als ich die Nominierung bekommen habe. Ich habe schon ein paar Mal mit der Nationalmannschaft trainiert, aber nominiert war ich noch nie. Man spielt für sein Land, das ist doch toll.

Wer sind die Gegner?

Zunächst spielen wir in Israel gegen Finnland und dann noch in Griechenland.

Bis Donnerstag hat die U19 von Israel wie in den Jahren zuvor in Gummersbach im Rahmen eines Projekts zu Professionalisierung trainiert. Über das Projekt sind Sie 2016 zum VfL gekommen. Wie war das damals?

Ich bin Jahrgang 2000, habe aber schon in der Nationalmannschaft des Jahrgangs 1998 gespielt. Die reiste damals zum ersten Mal nach Gummersbach ins Trainingslager. Denis Bahtijarevic, der Trainer der A-Jugend und der U23 war, hat mich angesprochen und gefragt, ob ich beim VfL spielen möchte. Er hatte mich in den Spielen gesehen, die wir gegen seine beiden Teams gemacht haben.

Mussten Sie lange überlegen?

Nein, das war keine schwere Entscheidung. Seit ich angefangen habe, Handball zu spielen, ist die deutsche Bundesliga mein Traum. Ich bin nach Hause geflogen, habe mich in einer Woche von meinen Freunden verabschiedet und bin zurück nach Gummersbach.

Hatten Ihre Eltern keine Einsprüche?

Nein, sie wussten ja, dass es mein Traum war und waren einverstanden.

Liegt der Handball bei Ihnen in der Familie?

Eigentlich nicht. Mein Vater hat mit 13 Jahren ein Jahr Handball gespielt. Das war’s.

In welchem Alter haben Sie mit dem Sport begonnen?

Mit zehn Jahren bei Ironi Rehovot.

Wie waren die ersten Wochen in Gummersbach, mit 16 Jahren und ohne Sprachkenntnisse?

Das war schon schwierig, ich spreche zwar gut Englisch, aber wenn meine Mannschaftskollegen untereinander sprachen, taten sie das natürlich in Deutsch und ich habe nichts verstanden. Auf dem Feld ist das egal, da ist Handball die Sprache, aber außerhalb war es nicht so einfach. Das hat sich auch in der Schule gezeigt. Ich werde jetzt versuchen, mein Fachabitur nachzuholen, um dann an der Fernuniversität zu studieren.

Gab es Momente, in denen Sie an Ihrer Entscheidung gezweifelt haben?

Nie.

Sie haben direkt mit der A-Jugend in der Bundesliga und mit der U23 in der Dritten Liga gespielt. Wissen Sie noch, wann dann der erste Einsatz in der Bundesliga war?

Sogar ganz genau: Das war am 31. März 2018 gegen den THW Kiel. Vor über 10 000 Zuschauern in der ausverkauften Halle in Kiel zu spielen, das war wirklich ein Traum.

Wann folgte das erste Tor?

Das war im ersten Spiel der Saison 2018/19 gegen Hannover. Beim ersten Bundesligaeinsatz, auch da war Denis Bahtijarevic Ihr Trainer, waren Sie 17 Jahre alt. Wie sehen Sie Ihre Entwicklung? Eigentlich bin ich sehr glücklich mit meiner Entwicklung und weiß, dass ich auch noch mehr zeigen kann und möchte.

Was ist Ihr Ziel?

Ich möchte ein fester Bundesligaspieler werden und mein Traum ist, einmal beim Final Four zu spielen.

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Die israelischen U19-Spieler haben jetzt fünf Wochen in Gummersbach trainiert. Haben Sie sich oft gesehen?

Ich habe sie fast jeden Tag gesehen, das war schon schön.

In der Bundesliga gibt es ja nicht viele Landsleute.

Avishay Smoler war der erste in der Bundesliga bei Wetzlar, dann gab es noch Chen Pomeranz und zur neuen Saison hat Erlangen Daniel Mosindi verpflichtet. Über das Projekt ist außer mir nur noch Yoav Lumbroso geblieben, der seit dem Sommer in Eisenach spielt.

Welche Rolle spielt der Handball in Israel und sind Sie dort bekannt?

Handball in Israel ist eine kleine Welt, da kennt jeder jeden.

Haben Sie manchmal Heimweh?

Sogar ganz oft.

Was vermissen Sie am meisten?

Meine Familie, meine Freunde, das Essen und das Wetter. Im Moment ist es in Israel sonnig bei 27 Grad. Wenn ich nach Hause komme, gehe ich immer sofort an den Strand.

Was mögen Sie an Gummersbach?

Das es eine große und doch zugleich kleine Stadt ist. Ich treffe hier jeden Tag viele Menschen auf der Straße, die ich kenne, und das finde ich toll.

Was wird die Marschroute im heutigen Zweitligaspiel gegen Krefeld sein?

Wir müssen anders als in Emsdetten auftreten, nicht das Selbstbewusstsein verlieren und nicht aufhören, Gas zu geben.

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