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Evangelischer Kirchenkreis„Exnovationen“ für Gemeinden in Oberberg

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Almut Meyer zu Schwabedissen (rechts am Pult), Expertin für Veränderungsprozesse, sprach am Freitag als Gastrednerin bei der Synode des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger zum Thema Exnovation.

Almut Meyer zu Schwabedissen (r., am Pult), Expertin für Veränderungsprozesse, sprach am Freitag als Gastrednerin bei der Synode des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger zum Thema Exnovation.

Auf der Herbstsynode in Wiehl-Drabenderhöhe ging es um das Beenden von Prozessen, um Neues beginnen zu können.  

Was eine Innovation ist, weiß man. Aber was soll eine Exnovation sein? Das genaue Gegenteil? Nein – der Begriff umfasst deutlich mehr; er hat mindestens so viel mit Gestaltungswillen zu tun wie die Innovation, es geht darum, wie man sich   neu aufstellt, um zukunftsfest zu werden, in dem man Dinge auch mal beendet. So skizzierte es sinngemäß Almut Meyer zu Schwabedissen, Expertin für Veränderungsprozesse vom Beratungsunternehmen Wechselwerk im Schwarzwald als Gastrednerin bei der Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger.

Weglassen, pausieren, reduzieren

Im Gemeindehaus in Wiehl-Drabenderhöhe drehte sich am Freitag und Samstag nicht alles, aber vieles um diesen vielschichtigen Begriff und um mögliche Wege, zum Wohle von Gruppen, Kirchengemeinden oder des ganzen Kirchenkreises exnovativ zu wirken. „Sie wissen schon, dass man sich auf Veränderungen einlassen und sich auch selbst verändern muss. Vielleicht haben Sie es nur nicht Exnovation genannt“, so die Referentin.

Zukunftsfest werden durch weglassen, pausieren, reduzieren: Thematisch knüpfte die Herbstsynode praktisch direkt an die Versammlung im Mai an, als deutliche und schmerzhafte Einschnitte im Bereich von sozialen kirchlichen Angeboten beschlossen wurden – eine Konsequenz der rapide sinkenden finanziellen Mittel durch die rapide sinkende Anzahl an Kirchensteuerzahlerinnen und -zahlern. Jetzt sollen weitere Prozesse zu Ende gebracht werden, um Neues zu beginnen, wie es im Untertitel des Vortrags hieß. Auch am Samstag befasste sich die Synode in Arbeitsgruppen mit Exnovationen.

Die Rednerin gab der Synode interessante Gedanken an die Hand. Etwa, dass die Innovation Helden kenne, die Exnovation aber nicht: Wer sein Engagement mit dem Bau eines Gemeindehauses kröne, sei ein Held. Wer später das Kapitel Gemeindehaus beendet, wird nicht zum Held, selbst wenn er beste Gründe hat. Vielleicht betonte sie deshalb: Exnovationen macht man besser gemeinsam, sie bedürfen auch keiner Einzelkämpfer.

Kreisdechant Bersch und Bürgermeister Stücker als Gäste

Ehrlich sein, transparent sein, alle Gemeindegruppen mitnehmen – das legte sie den Synodalen in Sachen Exnovation ans Herz. In dieselbe Kerbe schlug auch Kreisdechant Christoph Bersch, der seitens der katholischen Gemeinden vor ähnlichen Herausforderungen steht wie die Protestanten und der Gast der Synode war.

Exnovation sei gerade erst auch auf der Diözesankonferenz der Pfarrer ein Thema gewesen. Etwas zu beenden oder Räume zu schließen, wo Lebens- und Glaubensgeschichte stattgefunden hat – das habe auch immer eine emotionale Komponente, nicht nur eine betriebswirtschaftliche. Kreisdechant Bersch: „Es ist wichtig, dass es für die, die etwas verlieren, auch etwas zu gewinnen gibt.“

Es gehört Mut dazu, denn es führt zu Diskussionen und Widerständen.
Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker zur Exnovation

Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker hatte die Synode am Freitag eröffnet und frank und frei zugegeben, dass er den Begriff „Exnovation“ noch nicht gekannt hatte. Es betreffe Vereine ebenso wie die Kirchen, dass Bewährtes und Liebgewonnenes hinterfragt werden müsse und man sich gegebenenfalls davon trennen müsse. „Es gehört Mut dazu, denn es führt zu Diskussionen und Widerständen.“

Früher haben sich junge Theologen bei den Kichenkreisen beworben, heute ist es umgekehrt.
Superintendent Michael Braun

Der Superintendent des Kirchenkreises An der Agger, Michael Braun, blickte in seinem Bericht auf ein „anstrengendes Jahr“ zurück und verwies noch einmal auf schmerzliche Einschnitte, die die Synode im Mai beschlossen hatte – beschließen musste. Er sprach von Nachwuchssorgen in der evangelischen Kirche, zweieinhalb Stellen seien im Kirchenkreis vakant. „Früher haben sich junge Theologen bei den Kichenkreisen beworben, heute ist es umgekehrt.“ Er stehe zurzeit mit einer Bewerberin im Kontakt, die zugleich mit fünf anderen Kirchenkreisen im Gespräch sei.

Die Zeichen dürften in der Kirche weiter auf Erneuerung stehen, auch 2026. Denn dann, so erinnerte der Superintendent, lautet die Jahreslosung: „Gott spricht: Siehe, ich mache alles neu.“