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Nach 30 JahrenKurt Mai zieht sich als Vorsitzender des Waldbröler Kulturtreffs zurück

3 min

Kurt Mai – der Perfektionist mit Liebe zur Kunst – wurde als Vorsitzender des Waldbröler Kulturtreffs verabschiedet. 

Waldbröl – Literatur, Musik, Kunst und Theater: In der Kulturlandschaft Waldbröls hatte Kurt Mai einen festen Platz. Nun hat der 75-Jährige sich zurückgezogen. Er räumte seinen Platz als Vorsitzender des Waldbröler Kulturtreffs (WKT) zugunsten von Susanne Schneider-Jacobs. „Jetzt müssen junge Leute mit neuen Ideen ran“, findet Kurt Mai.

Dank von der Bürgermeisterin

Vieles würde die Stadt Waldbröl heute nicht haben, hätte es ihn nicht gegeben: Mit diesen Worten dankte Larissa Weber, Bürgermeisterin der Marktstadt Waldbröl, Kurt Mai als scheidendem Vorsitzenden des 1989 gegründeten Waldbröler Kultur-Treffs (WKT) in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Kultur und Tourismus des Stadtrates. „Sie und der WKT haben Farbe in die Stadt gebracht“, sagte Weber über den bald 75-Jährigen. „Der Stadt haben Sie so viel mehr gegeben – und es war immer ein Genuss.“ Stehend und laut applaudierten die Politiker dem gerührten Waldbröler.

Mai ist auch Mitbegründer der „Wir für Waldbröl“-GmbH. Theo Schüller, heutiger Geschäftsführer des Marketing- und Tourismusdienstleiters, dankte Mai für die gute, Jahrzehnte währende Zusammenarbeit. (höh)

Ohne Musik, Bücher und Theater ging es im Leben des pensionierten Lehrers noch nie. Als Gymnasiast in Oberlahnstein nahm er Geigenunterricht und wollte unbedingt ins Schulorchester. Was ihm auch gelang. Jahre später holte er die Geige wieder hervor, um Teil des Waldbröler Kammerorchesters zu werden. Er erinnert sich lachend: „Nach der langen Pause hatte ich das Gefühl, mir ein Stück Holz unters Kinn zu halten. Doch dank intensiven Übens war ich schnell wieder fit.“

Studium in Bonn

Im Studium in Bonn fesselten Mai Germanistik, Geschichte, Philosophie und Niederländisch. Niederländisch deshalb, weil Ehefrau Sonja aus dem Land stammt. Sie hatte zu Studienzeiten einen Job in der Uni-Bibliothek und ermöglichte nicht nur ihrem Mann kurze Wege. „Mich fragte man, wenn man ein Buch sehr zügig brauchte. Denn es wussten ja alle um meine Beziehung zu Sonja“, erzählt der Waldbröler lächelnd. Auf das Referendariat am Gummersbacher Gymnasium Moltkestraße folgten ab 1978 34 Jahre als Gymnasiallehrer am Waldbröler Hollenberg-Gymnasium. Der Beruf des Lehrers war Kurt Mai Berufung. „Ich habe sehr gerne unterrichtet. Ich erinnere mich mit Freude an viele schöne Theaterfahrten und daran, meine jeweiligen Abiturienten zum Essen eingeladen zu haben“, berichtet der passionierte Hobbykoch.

Der Ort seines Wirkens allerdings erschien ihm zunächst allzu provinziell. „Ich eckte an und tat mich schwer damit, dass in Waldbröl jeder jeden kennt. Heute bin ich gern Teil dieses Netzwerks“, sagt er und erzählt, dass er Theater, Kino und Kultur damals schmerzlich vermisste. Als Mann der Tat änderte er diesen Zustand einfach selbst. Als er erfuhr, dass 1989 im Kulturausschuss ein Waldbröler Kulturtreff gegründet werden sollte, zögerte er nicht. „Ich wollte unbedingt einen Beitrag leisten.“ Dass er im WKT als Nachfolger des damaligen Stadtdirektors Hans-Georg Janneck schließlich gut 30 Jahre Vorsitzender des etwa 150 Mitglieder zählenden Vereins sein würde, war ihm da sicher nicht bewusst.

Kurt Mai spielte Violine

Kurt Mai etablierte Literaturabende mit Musik, er spielte Violine im Waldbröler Kammerorchester, baute Kooperationen mit der Stadtbücherei, den Schulen, den Kirchengemeinden und den anderen Kulturschaffenden der Stadt auf und ist noch heute mit der Drehorgel unterwegs, wenn in Waldbröl gefeiert wird.

Er stand als Akteur des WKTheaters in komischen Rollen auf der Bühne und stellte fest, dass ihn die Schauspielerei sehr forderte. „Ich bin nachts aufgewacht und meinen Text von Anfang bis Ende durchgegangen. Ich bin halt Perfektionist.“ Nun will der Perfektionist mit Liebe zur Kultur endlich entspannt planen – ohne Termindruck. „Aber wenn ich unterstützen kann, bin ich ansprechbar.“