Fragen und AntwortenIn Oberberg werden zwei neue Windparks geplant

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Windkraftanlagen stehen in einer Landschaft mit Feldern und Wäldern.

Zwei neue Windparks sollen im Grenzgebiet von Wipperfürth und Lindlar entstehen.

Wer auf der Landstraße durch das Tal der Lindlarer Sülz Richtung Wipperfürth fährt, kurvt kurz hinter dem Ort Frielingsdorf durch einen Engpass. Rechts der Straße liegt ein Sägewerk am Fluss, links ragt steil der Hang des Vogelsbergs auf. Oben auf dem Berg hat der Borkenkäfer viele kahle Stellen in den Wald gefressen, es weht ein scharfer Wind. Aus dem Wind über könnten in wenigen Jahren Strom geerntet werden.

Welche Standorte kommen in Frage?

Platz wäre am Vogelsberg für drei Windräder, hat die Abo-Wind aus Wiesbaden ausgerechnet. Wenige Kilometer entfernt plant der Windparkentwickler UKA aus dem sächsischen Meißen im Waldgebiet Peffeköver Holz mehrere Windräder zu bauen.

Beide Firmen wollen Anlagen in den Wald bauen. Dazu sollen Brachflächen genutzt werden, an anderer Stelle werde dafür aufgeforstet. Wer will die Windparks bauen Mit der Abo-Wind und den UKA – kurz für: Umweltgerechte Kraftanlagen – wollen zwei professionelle Windparkentwickler Anlagen im Grenzgebiet von Wipperfürth und Lindlar errichten.

Die Abo-Wind aus Wiesbaden hat nach eigenen Angaben über 100 Windparks deutschlandweit entwickelt. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als Experte für Forststandorte und hat auch schon Oberberg an anderen Orten nach Flächen gesucht. Die UKA aus Meißen ist international aufgestellt, hat nach eigenen Angaben über 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 2022 nahm die UKA vier Windparks in Deutschland in Betrieb, allesamt in Brandenburg.

Warum war das bis jetzt kein Thema?

Bislang waren die Lindlarer Standorte für Windkraftanlagen uninteressant, weil sie innerhalb der Bannmeile um das Drehfunkfeuer Wipper der Deutschen Flugsicherung liegen. Das Drehfunkfeuer auf dem Offermannsberg in Kürten hilft dabei, Flugzeuge nach Köln-Bonn zu lotsen, Windkraftanlagen könnten den Funkbetrieb stören.

Luftbild der Drehfunkanlage Wipper des Flughafens Köln-Bonn in Kürten.

Das Funkfeuer Wipper bei Offermannsberg.

Doch beide Firmen sehen das nicht mehr als Problem an. Die Abo-Wind habe das einkalkuliert, sagte deren Vertreter Michael Lohmann, als er war im Lindlarer Umweltausschuss zu Gast, um das Projekt seiner Firma vorzustellen. Auch Mitbewerber UKA war im Ausschuss, um sich vorzustellen.

Die Abo-Wind rechne damit, dass das Drehfunkfeuer 2025 abgebaut werde, so Lohmann. Auch für das Peffeköver Holz in Richtung Wipperfürth-Ommerborn dürfte das gelten. Die UKA sehe in ihren Planungen alle Mindestabstände berücksichtigt, berichtete Martin Wagner von der Niederlassung West der UKA in Bielefeld.

Gibt es lokale Akteure?

Ein lokaler Akteur in Sachen Windkraft ist die Energiegenossenschaft Bergisches Land (EGBL) mit Sitz in Lindlar, die bereits mit der Gelsenwasser AG bei einem Windpark an der A4 zusammenarbeitet. „Wir haben großes Interesse an einer Partnerschaft“, sagt Vorstand Thomas Willmer.

Tatsächlich habe die EGBL in Sachen Standort Peffeköver Holz Gespräche in Wipperfürth geführt. Die Abstands-Problematik zum Funkfeuer „sei eigentlich kein Thema mehr“. Auch an den Modellen der Abo-Wind habe die EGBL Interesse. Für beide Projekte gelte: „Sofern es die Wirtschaftlichkeit und der Artenschutz zulassen“, so Willmer.

Wie groß sollen die Anlagen werden?

Zum Thema Wirtschaftlichkeit hatte die Abo-Wind bereits Berechnungen angestellt. Errichtet werden sollen drei Windenergieanlagen mit Nabenhöhen von rund 160 bis 170 Metern, inklusive Rotorblättern erreichen diese Typen eine Gesamthöhe von 250 Metern und eine Ausbeute von 6 bis 7 Megawatt.Das ist die selbe Größenordnung, wie sie auch die Initiativgruppe „Wind in der Nutscheid“ in Waldbröl plant.

Bau einer Windenergieanlage im Windpark Große Heide. Bauarbeiter montieren ein Element der neuen Anlage.

Vergleichbare Dimensionen wie Lindlar. In Dorsten wird ein Windrad mit einer Nennleistung von 5.500 kW aufgebaut.

Wer betreibt die Anlagen?

Was beide Firmen gemeinsam haben: Sie entwickeln die Windparks praktisch schlüsselfertig und kümmern sich auch um den Betrieb. Aber: Sie sind nicht Betreiber, sondern gründen eigene Betriebsgesellschaften und verkaufen Anteile in verschiedenen Modellen. Dass Anwohner und Standort-Kommunen beteiligt werden, soll in NRW künftig verpflichtend sein.

Im Falle der UKA bedeute das, dass eine GmbH und Co. KG gegründet werde an denen lokale Investoren und Privatpersonen bis 45 Prozent halten können. „Die Betriebsführung liegt bei uns als UKA, wir betreiben die Anlagen kaufmännisch und technisch“, so der Firmenvertreter Wagner. Wie geht es jetzt weiter Bevor die Unternehmen aber in Lindlar bauen können, dürfte noch Zeit vergehen, konkrete Anträge seien noch nicht gestellt. In den Unterlagen er Abo-Wind ist 2025 als Zeitpunkt genannt, wenn das Funkfeuer Wipper in Kürten abgebaut werden solle.

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