Mangelware HolzAn Brennmaterialien und Öfen ist kaum noch zu kommen

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In handliche Gebinde verpacken Christoph Rosenbauer (l.) und Mitarbeiter Jonas Metzger das verbleibende Holz.

In handliche Gebinde verpacken Christoph Rosenbauer (l.) und Mitarbeiter Jonas Metzger das verbleibende Holz.

Oberberg – „Ich habe kein trockenes Brennholz mehr!“ Die Ansage vom Band ist mehr als deutlich. Wer in den vergangenen Tagen, aufgeschreckt durch einen möglichen Lieferstopp von russischem Gas, die Nummer eines  Brennholzhändlers in Reichshof wählte, erreichte nur den Anrufbeantworter. Er habe es – bei geschätzten 120 Anrufen pro Tag – aufgegeben, ans Telefon zu gehen, sagt der Mann. Holz, Pellets und auch Öfen sind in Oberberg mittlerweile Mangelware.

Wer jetzt für den Winter auf knisterndes Kaminfeuer als Alternative zur Gasheizung setzt, aber noch kein Holz vor der Hütte hat, der guckt wohl in die Röhre. „Wir können nichts anbieten“, bestätigt etwa Benno von Landsberg-Velen, Geschäftsführer vom Holzkontor Rheinberg-Siegerland in der Gemeinde Lindlar. Als Schnittstelle zwischen Waldbesitzern, Förstern, Unternehmen und Kunden ist das auch für Oberberg zuständig. „In den vergangenen drei bis vier Jahren hat es keinen regulären Laubholzeinschlag gegeben.“

Seit Kriegsausbruch ist Buche ein kostbarer Brennstoff

Auch Christoph Rosenbauer, Betriebsleiter der Firma Roba in der Marienheider Ortschaft Griemeringhausen, nimmt zurzeit keine Buchenholz-Bestellungen entgegen. Dabei klingelt auch bei ihm von morgens bis abends das Telefon. Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine wurde die Buche mit einem Schlag zum ebenso knappen wie kostbaren Brennstoff. „Wir haben mit steigender Nachfrage gerechnet, aber diese Situation hat uns total überrumpelt.“

Bernd Rosenbauer empfiehlt, die üblichen Vorbehalte gegen Fichte als Brennholz aufzugeben.

Bernd Rosenbauer empfiehlt, die üblichen Vorbehalte gegen Fichte als Brennholz aufzugeben.

Was an Buche noch da ist, verpacken Rosenbauer und Mitarbeiter Jonas Metzger in handliche kleine Gebinde. „Die Oberberger lieben nur die Buche, die Fichte hat hier keinen guten Ruf – zu Unrecht“, findet Bernd Rosenbauer, Vater von Christoph und Revierförster im Staatsforst Lieberhausen. Man müsse das Fichtenholz nur an einem luftigen Ort länger lagern, um Glanzruß und die kleinen Funken-Explosionen beim Verbrennen zu vermeiden. „Im Allgäu und in Österreich wird meist Fichtenholz verfeuert. Es ist ein tolles Brennholz.“

„Die Leute versuchen zu hamstern“

Auf den ersten Blick sieht es auf dem Gelände des Familienbetriebs Roba in Griemeringhausen nicht aus, als sei das Holz knapp. Da türmen sich in der luftigen Halle doch mehr als 500 prallgefüllte Gitterboxen: Laubmischholz, das noch nicht trocken ist und erst einen Winter später in Flammen aufgehen soll, und Fichten-Käferholz, alles aus der Umgebung. Die große Verarbeitungsstraße zum Sägen und Spalten ist in Betrieb. „Die Hälfte der Boxen ist allerdings bereits vorbestellt“, erklärt Philipp Rosenbauer, der ebenfalls im Betrieb mitarbeitet. „Die Leute versuchen zu hamstern“, seufzt sein Bruder. „Da muss man diplomatisch sein und um Geduld bis zur nächsten Bestellung bitten, wenn ein Kunde schon eine Woche nach der Lieferung wieder anfragt.“

Die wird auf jeden Fall teurer als bisher: Er höre von bis zu 140 Euro pro Schüttraummeter, berichtet Bernd Rosenbauer. „Das können wir unseren Kunden nicht antun“, versichert Sohn Christoph. „Strom und Transport sind teurer geworden, Preissteigerungen unvermeidlich, aber wir wollen die Situation nicht ausnutzen.“

Der Preis für Pellets hat sich verdoppelt

Noch dramatischer als beim Brennholz sehe die Situation bei Pellets aus, erklärt Frank Blum, Marktleiter im Waldbröler Baucentrum Cronrath. „Da hat sich der Preis verdoppelt, und wir haben riesige Lieferschwierigkeiten.“ Ebenso beim Brennholz: „Wir kriegen einfach keine Ware ins Land. Das ist ein ganz heikles Thema.“

Aber wem nützt das schönste Holz, wenn er keinen Ofen hat? „Die Nachfrage ist groß, zunehmend wird Wert auf Speicherfunktion und nicht mehr ausschließlich auf den Wohlfühlcharakter gelegt“, hat Christine Roth, Geschäftsführerin des Kaminofen-Fachhandels KSL in Wiehl, beobachtet. Kunden müssten bis zu sechs bis acht Monate auf den ersehnten Wärmespender warten.

Bei Cronrath in Waldbröl freuen sich Ramona Strick und Wladimir Kröker über jeden gelieferten Ofen. Die Nachfrage ist riesig.

Bei Cronrath in Waldbröl freuen sich Ramona Strick und Wladimir Kröker über jeden gelieferten Ofen. Die Nachfrage ist riesig.

Beim Hagebaumarkt Cronrath waren gerade erst einige Modelle für die Kaminofen-Ausstellung eingetroffen, sie wurden von Ramona Strick und Wladimir Kröker ausgepackt. „Ich weiß jetzt schon, dass nicht alle lieferbar sein werden – und die höherpreisigen nur mit längeren Wartezeiten“, fürchtet Marktleiter Blum. „Wir würden ja gern mehr verkaufen, aber wir können nicht. Es ist eine total verdrehte Welt.“

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Wann entspannt sich die Lage? Berno von Landsberg-Velen vom Holzkontor überlegt: „Dieses Jahr nicht mehr. Auch die Aufarbeitung der Borkenkäfer-Fichten wird Ende des Sommers oder Anfang des Winter wohl zu Ende sein. Vielleicht sieht es nächstes Jahr besser aus.“

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