LieblingsfestSchützenfest gehört in Marienheide zur Familiengeschichte

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Mit den Schützenvögeln posierten in den 1950er Jahren Maria Beckmann und ihre Schwester Mechthild.

Mit den Schützenvögeln (l.) posierten in den 1950er Jahren Maria Beckmann (l.) und ihre Schwester Mechthild (r.).

Wir stellen gemeinsam mit der Volksbank Oberberg 20 Oberberger und ihr Lieblingsfest vor. Heute geht's nach Marienheide.

Für viele Oberberger ist ihr Schützenfest der Höhepunkt des Jahres, werden sie doch in die grün-weiße Tradition geradezu hineingeboren. In Orten, die einen besonders großen Schützenverein mit einer langen Geschichte haben, sind manche Familien über Generationen hinweg mit dem Brauchtum verbunden. So wie in Marienheide, wo an diesem Wochenende wieder gefeiert wird.

Für die Schwestern Maria Beckmann (69) und Mechthild Diefenbach (75) ist die große Feier   op d’r Hei ihr persönliches Lieblingsfest. Die Begeisterung wurde den Schwestern in die Wiege gelegt. Zwar war ihr Großvater Ernst Beckmann eigentlich eher ein leidenschaftliches Mitglied der Feuerwehr, während sein Bruder Bruno Beckmann dem Schützenverein in Jugendjahren beigetreten war.

Der Vater war der Mann für die Schützenvögel

Doch wenn es ums Feiern ging, waren sie sich einig: Man machte sich gemeinsam auf zum Schützenfest. Hermann Beckmann, der Vater von Maria und Mechthild, trat dem Verein 1929 bei. „Als er aus dem Krieg zurückkam, hatte er sich geschworen, nie wieder eine Waffe in die Hand zu nehmen – auch nicht im Verein oder beim Fest an einer Schießbude“, erinnert sich Maria Beckmann. Im Verein, der das Ortsleben so sehr prägt, fühlte er sich trotzdem heimisch.

Hermann hatte den Schreinereibetrieb übernommen, den zuvor schon Vater und Großvater geführt hatten. Und als Experte fürs Holz war er für die Herstellung des Königsvogels und Prinzenvogels zuständig. Eine Aufgabe, die Hermann Beckmann über 50 Jahre erfüllte.

Als er aus dem Krieg zurückkam, hatte er sich geschworen, nie wieder eine Waffe in die Hand zu nehmen – auch nicht im Verein oder beim Fest an einer Schießbude.
Maria Beckmann

In dieser Zeit wurden beide Vogel-Schablonen das Jahr über sorgfältig auf dem Dachboden aufbewahrt. Maria Beckmann erinnert sich: „Wurde es Frühling, wurde unser Vater unruhig. Alte Bretter, denen sonst wenig Beachtung zuteil wurde, wurden von ihm gründlich untersucht. Waren sie zu dick oder zu dünn, rissig oder zu fest, zu klein oder mit zu vielen Ästen im Holz und wie verlief die Maserung?“ Dann war der ganzen Familie klar, dass es auf das Schützenfest zugeht und die Vögel rechtzeitig fertiggestellt werden mussten.

Damit sich auch ja kein nach dem Majestätentitel trachtender Schütze unerlaubt an den Holzadlern zu schaffen machte, gab ihr Vater seine Werke immer erst zum Schützenfestsamstag heraus, also kurz vor dem Schießen. „Meine Schwester und ich waren immer sehr aufgeregt, wenn die Vögel abgeholt wurden. Manchmal schenkte man uns Freikarten für ein Karussell auf dem Festplatz“, sagt Maria. Die Tradition, dass die Jüngsten der Familie die Vögel übergeben, ging auch an die nächste Generation weiter. Und diese Generation sollte schaffen, was den Frauen des Ortes bis dahin verwehrt geblieben war: Nina, Mechthilds Tochter, war die erste Jungschützin in der Familie.

Mit 90 Jahren feierte Vater Hermann die 70-jährige Mitgliedschaft

Als die Vögel am Treffpunkt an der Tankstelle im Unterdorf abgeholt wurden und kein Jungschütze zugegen war, um den Prinzenvogel zu übernehmen, durfte Nina als erste Jungschützin beim Festumzug den Prinzenvogel tragen. Mechthild Diefenbach trat später ebenfalls dem Verein bei und durfte sich 2019 über die Urkunde für 25 Jahre Mitgliedschaft freuen.

Vater Hermann war bereits 2004 für 70 Jahre Mitgliedschaft geehrt worden. Unter großem Beifall sei dem 90-jährigen damals von der ersten Schützenkönigin Sieglinde Slanar Orden und Urkunde überreicht worden.

Das Schützenfest – und die zeitgleich stattfindende Wallfahrtsoktav – waren stets fest im Kalender eingetragen. Das änderte sich auch nicht, als Maria und ihre Schwester als junge Erwachsene das Oberbergische verließen, Maria ging nach Hannover und Mechthild nach Leverkusen. So oft es geht, reisen sie in ihre alte Heimat, um auf ihrem persönlichen Lieblingsfest zu feiern.

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