Marlene WeinerNeue Karriere nach dem Chefsessel im Familienunternehmen

Junge Leute und Firmen will Marlene Weiner gleichermaßen von ihren Erfahrungen als Unternehmerin profitieren lassen.
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Oberwiehl – Nach 32 Jahren in ihrem Familienunternehmen fängt Marlene Weiner noch mal von vorn an: Als Spezialistin für Berufsausbildung hat sich die 51-Jährige selbstständig gemacht. Sie berät Firmen ebenso wie Schulen oder auch einzelne Schüler; immer mit dem Ziel, „die richtigen Leute zusammenzubringen“.
Die Ausbildung junger Leute ist Weiner seit Jahrzehnten schon ein Herzensanliegen – in der eigenen Firma, dem Bergneustädter Spulenkörperhersteller Norwe, ebenso wie in der Ausbildungsinitiative Oberberg (AiO), der Oberbergischen Koordinierungsstelle (OK) Ausbildung oder dem Fachkraftwerk.
Die gemeinsame Geschäftsführung des Bergneustädter Norwe-Werks mit 100 Beschäftigten im Stadtteil Pernze hat sie an ihren Bruder abgegeben. Der zweite Bruder leitet die Norwe-Niederlassung in den USA. Marlene Weiner bleibt Gesellschafterin des Unternehmens, das ihre Eltern Norbert und Gritta Weiner 1956 gründeten. Zu den Gründen ihres Ausstiegs will sie sich nicht äußern, verweist lediglich auf „Familienangelegenheiten“.
Umso lieber erzählt sie von dem, was sie jetzt vor hat, wie sie junge Leute und Firmen von ihren Erfahrungen und Kontakten profitieren lassen will – als „DIE Ausbildungsexpertin“, wie sie ihre neue Firma genannt hat. Und davon, warum es angesichts von Fachkräftemangel bei den Unternehmen und zahllosen Berufsfelderkundungen, Praktika, Bewerbungstrainings, Ausbildungsmessen und, und, und für den Berufsnachwuchs trotzdem eine professionelle Ausbildungsexpertin wie sie braucht: Weil es auf beiden Seiten inzwischen viel zu viel Informationen gibt.
Marlene Weiner hat es als Chefin selbst erlebt. 300 bis 400 Bewerbungen auf drei Lehrstellen bei Norwe – da verlieren Personalentscheider vor allem in kleinen und Kleinstfirmen rasch den Überblick, welches denn der geeignetste Auszubildende ist.
Zu Weiners ersten Kunden gehört ein Unternehmen in Lüdenscheid. Dessen Geschäftsführer ärgerten sich über die Ausgabe von mehreren tausend Euro für Stellenanzeigen, die die Schüler gar nicht lasen. Nach Weiners Beratung werden jetzt eine Schulpartnerschaft aufgebaut und die Azubis in Workshops darauf vorbereitet, ihr Unternehmen auf der nächsten Ausbildungsmesse in der Region zu vertreten. „So verbinden sich die Netzwerke der Schüler mit denen der Auszubildenden“, sagt Weiner. Auf Augenhöhe könnten Azubis den Schülern ihren Beruf und ihre Firma vorstellen, woraus „fast wie von selbst die nächsten begeisterten Bewerber generiert werden können“.
Auch Schüler und ihre Eltern kapitulieren oft genug vor der Fülle von Informationen zur Berufswahl. Hier will sich Weiner als helfende und ordnende Hand anbieten. Die Einzelberatung ist nicht preiswert, „kann aber unnötigen Aufwand und Zeitverlust durch erfolglose Bewerbungen vermeiden“.
Und auch soll Weiner ihr großes Netzwerk und die Kontakte zu Firmen, Schulen und Institutionen helfen, die sie in all den Unternehmerinnen-Jahren hat knüpfen können. Sie weiß aus eigener Erfahrung, was eine Bewerbung erfolgreich macht, das ist ihr Vorteil – auch gegenüber den Berufswahlkoordinatoren an den Schulen: Die kennen die Theorie, Weiner die Praxis.
Bis heute hält sie Kontakt zu den „Schülern im Chefsessel“, einer Aktion der „Familienunternehmer“, deren kommissarische Vorsitzende Weiner gerade ist. Manche von ihnen haben sich selbstständig gemacht und bieten heute selbst attraktive Ausbildungsplätze. Andere machen gerade ein Auslandsjahr und bitten Weiner von dort aus um Hilfe bei der Suche nach einem für sie geeigneten Ausbildungsplatz.
Zurzeit führt Marlene Weiner ihre neue Firma von ihrem Wohnhaus in Oberwiehl aus. Sie will aber möglichst schnell ein eigenes Büro eröffnen und Mitarbeiter einstellen. Ihr neues Leben geht Weiner mit viel Elan an: „Die richtigen Menschen zusammenbringen, das ist mein neuer Weg, meine Vision.“