Wipperschule in WipperfürthMenschen mit Autismus ziehen in frühere Dorfschule ein

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Die frühere Wipperschule in Ohl wird umgebaut. 

Wipperfürth – 2016 musste die Wipperschule in Ohl mangels Neuanmeldungen schließen. Seitdem steht das Schulgebäude leer – doch nächstes Jahr wird neues Leben einziehen.

16 Menschen mit Autismus sollen dort ein Zuhause finden. Träger ist das Jugend- und Sozialwerk „Gotteshütte“ aus Hückeswagen.

Dazu muss das Schulgebäude komplett umgebaut werden. Die ehemaligen Klassenzimmer sollen Platz bieten für zwei Wohngemeinschaften, eine WG im Erdgeschoss ist für acht Männer und Frauen gedacht, eine zweite WG im 1. Obergeschoss für sechs Personen.

Zwei Wohngemeinschaften sind geplant

Jeder Bewohner soll ein rund 20 Quadratmeter großes Einzelzimmer bekommen. Und für zwei weitere Personen ist eine eigener Differenzierungsbereich vorgesehen. „Eine gute Gruppenmischung ist wichtig“, erklärt Sascha Viehoff, Geschäftsführer der Gotteshütte.

Autismus komme in vielen verschiedenen Abstufungen vor. „In unserer Einrichtung in Lüdenscheid haben wir auch zwei Bewohner, die gar nicht reden können, und die stattdessen mit Mimik, Gesten und Lauten kommunizieren“, sagt Viehoff.

Bedarf an Betreuungsplätzen in Oberberg ist hoch

Der Bedarf nach Betreuungsplätzen für Autisten sei sehr hoch, so der Leiter des Jugend- und Sozialwerks. „Oft sind es die Eltern, die jahrzehntelang ihre autistischen Kinder betreut haben und die jetzt sagen ,ich kann nicht mehr’, auch, weil sie viel Gewalt erlebt haben. Wir nehmen allerdings keine Personen auf, die Probleme mit ihrer Sexualität haben – dafür sind wir nicht qualifiziert.“

Die künftigen Bewohner in Ohl werden zum Teil in einer Behindertenwerkstatt in Kierspe arbeiten – die räumliche Nähe sei ein Punkt, der für die ehemalige Schule in Ohl gesprochen habe, so Viehoff.

Gute Anbindung nach Kierspe und Marienheide

Über den Bahntrassenradweg sei Ohl recht gut an Wipperfürth und Marienheide angebunden, zudem liege der Ort direkt an der Buslinie 336 Gummersbach-Lennep. Ein weiterer Pluspunkt sei die Lage im Grünen. „Unsre Therapeuten gehen viel mit den Bewohnern heraus, etwa in den Wald“, sagt der Geschäftsführer der Gotteshütte.

In jeder der beiden Wohngemeinschaften seien fünf bis sechs Mitarbeiter vorgesehen, die sich um die Bewohner kümmern. Spätestens bis Sommer 2023 soll der Umbau der ehemaligen Schule abgeschlossen sein, so der Plan.

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Wipperschule Ohl kurz vor der Schließung 2016. (Archivbild)

Die Stadt Wipperfürth hat lange nach einem Interessenten für die ehemalige Wipperschule gesucht – und ist schließlich fündig geworden. Neuer Besitzer der Immobilie ist die F+B GBR, dahinter stehen Gabriele Flören-Kemmerich, ihre Tochter Simone Flören und Cengiz Büyükce, der als Projektleiter der Wipperfürther Wega Bau GmbH das nötige Immobilien-Know-how hat.

Die Gotteshütte hat bei F+B einen Mietvertrag über 15 Jahre unterschrieben, nachdem die Gotteshütte die Kostenübernahme mit dem Landschaftsverband Rheinland geklärt hatte.

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„Von der Wipperschule waren wir als Objekt sofort begeistert“, erinnert sich Viehoff. Zumal Wipperfürth in Sachen Inklusion schon sehr weit sei – und Einrichtungen wie „Die Gute Hand“ in Agathaberg oder „Noh bieneen“ in Thier zeigen würden, dass Behinderteneinrichtungen auf dem Dorf gut funktionieren können.

„Wir wünschen uns, dass die Ohler ihr Herz für uns entwickeln und wir Teil der Dorfgemeinschaft werden“, sagt der Geschäftsführer der Gotteshütte. Mehr Inklusion, das ist auch den neuen Eigentümern der Wipperschule ein wichtiges Anliegen.

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