Neue BesitzerLichtenberger Kiosk in Morsbach wird zum Tante-Emma-Laden

Lesezeit 4 Minuten
Privat ein Paar, beruflich ein Team: Idriz Lekpek und Anna-Lena Dzundza führen seit September das „Lichtenberger Lädchen“.

Privat ein Paar, beruflich ein Team: Idriz Lekpek und Anna-Lena Dzundza führen seit September das „Lichtenberger Lädchen“.

Das „Lichtenberger Lädchen“ gibt's in der Morsbacher Ortschaft schon fast 123 Jahre. Jetzt hat der Kult-Kiosk neue Besitzer.

Kurz nach zehn, die Körbe sind leer, die Brötchen aus. „Ich hole gleich neue“, verspricht Idriz Lekpek und deutet auf einen Tisch: Kleine Notizzettel liegen darauf dicht an dicht, dazwischen wenige Millimeter Platz. „Und das sind die Vorbestellungen für morgen“, erklärt der 31-Jährige, den in Morsbach alle „Didi“ nennen. Gerade hat er seinen Beruf im Metallhandwerk an den Nagel gehängt, jetzt steht er mit seiner Lebensgefährtin Anna-Lena Dzundza hinter der gläsernen Backwarentheke.

Aus dem Kiosk ist ein kleiner Supermarkt geworden

Und die wiederum steht im „Lichtenberger Lädchen“. Am 1. September hat das Paar den kultigen, fast 123 Jahre alten Kiosk an der Morsbacher Straße übernommen – und sich einen Traum erfüllt. „Schon als Kind wollte ich immer Lebensmittel verkaufen“, verrät die 28-jährige Dzundza. Noch arbeitet sie bei einem Automobilzulieferer in der Produktion. „Unser Ziel aber ist es, dass wir beide unser Einkommen aus dem Lädchen bestreiten und davon leben“, sagt Lekpek. „Als sich die Gelegenheit bot, es zu übernehmen, haben wir nicht gezögert und sofort zugegriffen.“ Brigitte und Peter Kutscher, ihre Vorgänger, haben sich zur Ruhe gesetzt.

Dass der Schritt in die Selbstständigkeit in dieser schwierigen Zeit unglaublich mutig und auch ein Risiko ist, wissen beide. Doch blicken sie zuversichtlich in die Zukunft: „Bisher ist unsere Kundschaft sehr zufrieden, wir bekommen viel Lob“, erzählt Dzundza. Denn aus dem Kiosk mit Backwarenverkauf, zu finden unterhalb der Lichtenberger Kirche St. Joseph, ist ein kleiner Supermarkt geworden.

Alles zum Thema Einzelhandel Köln und Region

Schon als Kind wollte ich immer Lebensmittel verkaufen.
Anna-Lena Dzundza

„Das Lädchen ist der typische kleine Dorfladen, wie man sich ihn wünscht – und der heute aber überall zu kämpfen hat“, zollt auch Morsbachs Bürgermeister Jörg Bukowski den Betreibern Anerkennung. „Daher ist die Unterstützung vieler nötig. Ich freue mich, dass sich junge Menschen diesen Schritt wagen und ein Angebot machen, das sicher konkurrenzfähig ist.“

Von einem „Tante-Emma-Laden 2.0“ spricht indes Didi Lekpek, und er strahlt dabei. Auf der etwa 90 Quadratmeter großen Verkaufsfläche stehen nicht nur Regale voll haltbarer Waren, sondern eben auch Kühltheken und Gefriertruhen mit Lebensmitteln für den Alltag – Getränke gibt es zum Beispiel, Nudeln, Pizza und gefrorenes Gemüse, Knabberzeug und Naschkram, H-Milch und Frühstücksflocken, aber auch Hygiene-Artikel und Honig von Imker Dieter Schneider aus der Nachbarschaft und Eier vom Bauernhof Schneider in der Ortschaft Alzen.

Fleisch und Bachwaren von örtlichen Betrieben

„Frischfleisch haben wir ebenfalls im Angebot, nicht nur für unseren heißen Mittagstisch“, betont Lekpek. Die Metzgerei Rosenbaum beliefert das Paar ebenso wie Wild Räuber, beides Morsbacher Institutionen. „Und die Backwaren kommen von der Morsbacher Bäckerei Rosenbaum.“ Und was nicht aus der Heimatgemeinde stammt, das bringt ein Großhändler, der zum Handelskonzern Edeka gehört.

„Wir möchten in Lichtenberg eine Lücke schließen, damit die Leute für den Einkauf nicht so weit fahren müssen“, erklärt Didi Lekpek. „Deswegen achten wir auf die Preise – was nützt es alles zu haben, wenn es den Kundinnen und Kunden aber zu teuer ist?“

Längst kennen er und Anna-Lena Dzundza ihre Stammkundschaft – wer kommt, der wird freundlich mit dem Namen begrüßt, und die beiden Pächter wissen, wer was wann wünscht. Und an manchen Tagen gibt einer dem anderen die Klinke in die Hand. „Das macht uns Mut“, gesteht Lekpek, der das Sortiment an Lebensmitteln im neuen Jahr erweitern möchte. Er denkt an frische Waren im Kühlregal, an Milch, Butter und Joghurt etwa.

„Auch können wir uns vorstellen, Obst und Gemüse anzubieten, wenn das gewünscht wird.“ Kaffee und Kuchen gibt es heute schon, zwei Tische und acht Stühle stehen im Lädchen bereit für den gemütlichen Plausch. Und in der heißen Theke dampfen Leberkäse, Frikadellen, Fleischwurst, Spießbraten, Hähnchen und sogar Backfisch packen Lekpek und Dzundza der hungrigen Kundschaft ins Brötchen.


Ab dem 1. Februar möchten Anna-Lena Dzundza und Idriz Lekpek das „Lichtenberger Lädchen“ zu neuen Zeiten öffnen, und zwar montags bis freitags von 6 bis 13 Uhr sowie von 15 bis 18 Uhr und samstags von 6 bis 12 Uhr. Sonntag ist Ruhetag.

KStA abonnieren