Forschung im KulturbahnhofZum Auftakt von „Wissenschaft vor Ort“ sprach ein Philosoph in Morsbach

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Dr. Michael Bongardt von der Universität Siegen spricht im Kulturbahnhof.

Dr. Michael Bongardt von der Universität Siegen beleuchtete den Begriff Freiheit aus mehreren Perspektiven.

Was genau bedeutet eigentlich das Wort Freiheit? Um diese Frage drehte sich in Morsbach der Auftakt zur Reihe „Wissenschaft vor Ort“.

Was heißt Freiheit? Ist der Mensch frei, ist er wirklich selbstbestimmt? Oder gibt es wahre Freiheit überhaupt nicht? Es sind viele Fragen, die Professor Dr. Michael Bongardt von der philosophischen Fakultät der Universität Siegen im Morsbacher Kulturbahnhof anreißt, erläutert und in Zusammenhang mit unserer Lebenswirklichkeit setzt. Der Philosoph und Theologe ist am Mittwochabend auf Einladung von Michael Braun nach Morsbach gekommen. Braun ist einer der Studenten der Mittwochsakademie, die Bongardt anbietet und Gründer der Initiative „Wissenschaft vor Ort“.

Wissenschaft ist für die meisten Bürger ein abstrakter Begriff.
Michael Braun

„Wissenschaft ist für die meisten Bürger ein abstrakter Begriff. Es ist Forschung und Lehre in einem abgegrenzten Raum, einer Universität oder Forschungseinrichtung, einer eigenständigen Welt“, sagt Braun. Eine direkte Beziehung, einen Austausch mit den Ausprägungen der Wissenschaft hätten die wenigsten Bürger, betont der Morsbacher. Dabei sei dieser Austausch, nicht erst seit den Pandemiezeiten, ein hohes Gut.

Das Forum „Wissenschaft vor Ort“, das mit dem Vortrag zu „Freiheit. Ein (zu) großes Wort“ startete, soll laut Michael Braun daher zu einem „öffentlichen Debattenraum werden, der Forschung und Lehre in die kleineren Städte und Gemeinden bringt“. Schon zum Einstand ist genau dies gelungen, der Raum im Kulturbahnhof ist gut besetzt. Zuhörerinnen und Zuhörer jeden Alters sind gekommen, um Impulse zu erhalten und interessiert mitzudiskutieren.

Freiheit ist ein unbedingt zu schützendes Gut

Den Begriff der Freiheit beleuchtet der Philosophieprofessor über drei Grundbegriffe: Alltagserfahrung, Begriffsbestimmung und Konsequenzen. Dazu skizzierte er den aktuellen Stand der Hirnforschung und beantwortete Fragen. In Bezug auf das Thema der Alltagserfahrung blickte Bongardt zunächst auf die Pandemie mit ihren Lockdowns, die die individuelle Freiheit durchaus einschränkten. „Werden unsere Wahlmöglichkeiten, so wie in dieser Zeit, geringer, wird uns die Wichtigkeit der Freiheit noch einmal klarer.“

Freiheit sei ein unbedingt zu schützendes Gut, hob der Philosoph hervor, bestätigte aber auch die These, dass unsere Freiheit vielleicht gar nicht so frei ist. Denn natürlich entscheiden wir alle aufgrund unserer Erfahrungen, unserer Erziehung und unserer Umwelt. Und diese Faktoren sind nicht unbedingt von uns beeinflussbar.

Allerdings, so führte Bongardt aus, formen wir uns selbst auch durch unsere Handlungen. Sind also in gewisser Weise frei, zu entscheiden, was uns formen soll. Oder eben auch nicht, denn auch der Determinismus wird in der Philosophie diskutiert. Es ist ein komplexes Thema, das sicherlich noch länger hätte beleuchtet werden können und Lust auf das nächste Mal „Wissenschaft vor Ort“ machte.

Angedacht seien zunächst sechs Veranstaltungen, sagt Gründer Michael Braun und verrät, dass das nächste Thema vermutlich „Die Faszination des Bösen“ sein wird. Der Termin steht allerdings noch nicht fest.

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