„Das Böse“Warum der Mensch auf Gewalt ausgelegt ist – Abschlussveranstaltung in Morsbach

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Drei Männer stehen bei einem Vortrag vor Publikum an einem Stehtisch.

Die Referenten, Prof. Dr. Thomas Gasser (l.) und Prof. Dr. Michael Bongardt (r.) mit Moderator Michael Braun.

Die Themenreihe „Faszination und Schrecken – Gibt es das Böse?“ ist in dieser Woche in Morsbach zu Ende gegangen – mit einem positiven Fazit.

Einen gelungenen Abschluss fand die Themenreihe „Faszination und Schrecken – Gibt es das Böse?“ im Rahmen der Serie „Wissenschaft vor Ort“ am Donnerstagabend im Kulturbahnhof. Michael Braun, der Moderator und Begründer dieses Formats, gab den knapp 40 Gästen zunächst einen Rückblick auf die vergangenen Veranstaltungen seit Juni 2023, in denen diesem Thema von Fachleuten auf ihren Gebieten in philosophischer, neurowissenschaftlicher, psychologischer und kriminologischer Hinsicht nachgegangen wurde.

Themenreihe in Morsbach: „Wie können wir mit dem Bösen leben?“

Diesmal wurde die Frage gestellt: „Wie können wir mit dem Bösen leben?“ Dazu hatte Braun gleich zwei Experten eingeladen. „Jeder Mensch hat eine Vorstellung von einem guten Leben“, sagte zunächst Prof. Dr. Michael Bongardt von der Universität Siegen. Dabei gehe es nicht nur um ethische Aspekte, schilderte der Philosoph, sondern etwa auch ein gutes Essen könne dazu beitragen. Problematisch sei, dass Menschen trotz bester Absichten häufig anders handeln, als es ihren Idealen entspreche. Die klassische Methode, im Kampf gegen „das Böse“ es mit Gewalt zu besiegen, sei vielleicht nicht der beste Weg. Vielmehr gelte es, über Alternativen nachzudenken.

Prof. Dr. Thomas Gasser, Leiter der „Funktionellen Neurochirurgie“ an der Betaklinik Bonn erläuterte, dass aus neurobiologischer Sicht der Mensch auf Gewalt ausgelegt sei: „Im tiefsten Inneren versuchen wir uns so durchzusetzen, um auf diesem Planeten zu überleben.“ Das gelte nicht nur für Menschen, sondern sei ein Grundmechanismus aller Lebewesen.

Organisator Michael Braun zog ein positives Veranstaltungsfazit

Nach einer Schilderung, wie die funktionelle Neurochirurgie Verhaltensweise heilen könne, wonach die Erkrankten wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, betonte der Fachmann die Bedeutung von richtungsweisenden Schranken seitens der Gesellschaft, die vor allem Kinder und Jugendliche so programmiere, dass sie „das Böse“ in ihren Handlungen erkennen können.

Organisator Michael Braun zog ein positives Fazit über den Verlauf der vergangenen Veranstaltungen: „Die Resonanz war hervorragend – nahezu alle Termine waren komplett ausverkauft.“ Damit sei seine Intention, Wissenschaft im ländlichen Raum bildungsübergreifend und mit offenen Reflexionen bekannt zu machen, vollauf erfüllt worden.

Ein großes Lob hatte er für die Gemeinde Morsbach und Nadja Schwendemann, Objektmanagerin des Kulturbahnhofs, die dieses Projekt so außerordentlich unterstützt hätten.

Den Grundzug des Dialogs mit Wissenschaftlern aufgreifend, gab es zum Ausklang der Abschlussveranstaltung eine eigens für diesen Abend komponierte „Jamsession“ als Soiree mit drei Musikern aus der Region. In die von Irina Braun auf dem Keyboard gespielte Melodie, die sie über den von Hanseatin Kleine-Horst erzeugten Klangteppich legte, integrierte sich Stephan Aschenbrenner grandios mit seinem Saxophon.

Nach dem erfolgreichen Start von „Wissenschaft vor Ort“ wird die Veranstaltungsreihe fortgesetzt – ab April mit dem Themenfeld „Das Thema Macht“. In der auf sechs Dialogvorträge ausgelegten Serie sollen ebenfalls wieder Experten aus unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen zu Wort kommen.

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