Die Arbeiten an der L324 bei Waldbröl und Morsbach bringen den Naturschützer Klaus Jung auf die Palme. Er spricht von „Gehölzvernichtung“.
GehölzarbeitenNabu-Mann aus Morsbach kritisiert Rodungen durch Landesbetrieb

Nabu-Mann Klaus Jung dokumentiert die Gehölzarbeiten durch den Landesbetrieb Straßenbaum, hier steht er an einem Baumstumpf an der Landesstraße 324, gegenüber der Zufahrt in die Waldbröler Ortschaft Schnörringen.
Copyright: Siegbert Dierke
Klaus Jung steht mitten im Grünen. Gegenüber der Zufahrtsstraße in die Waldbröler Ortschaft Schnörringen und wenige Meter neben der Fahrbahn der Landesstraße 324 tippt er mit dem rechten Zeigefinger auf einen Baumstumpf und zählt die Jahresringe: „60 Jahre alt – höchstens“, sagt das Vorstandsmitglied der Morsbacher Ortsgruppe im Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Hier, an eben dieser Stelle, sei ein schmerzhafter Höhepunkt in den Auseinandersetzungen mit dem Landesbetrieb Straßenbau erreicht: „Von Gehölzpflege kann keine Rede sein, es geht nur noch um Gehölzvernichtung“, urteilt Jung.
Auch abseits der Strecke zwischen Waldbröl-Biebelshof und Morsbach Erblingen wurden Bäume gefällt
Zu Beginn dieses Monats hat der Landesbetrieb entlang der L 324 zwischen Waldbröl-Biebelshof und der Morsbacher Ortschaft Erblingen mit solchen Arbeiten begonnen, davon zeugen zurzeit noch Astwerk und Grünschnitt, über etliche Kilometer am Straßenrand abholbereit aufgetürmt. Dieser Schnitt erfolge turnusmäßig und sei notwendig, um die Verkehrssicherheit zu wahren, erklärt Rainer Herzog, Sprecher der auch für Oberberg zuständig Regionalniederlassung Rhein-Berg mit Sitz in Köln, auf Anfrage.
Hätten an anderen Stellen, so Herzog, sogenannte Läuterungen – das sind Rückschnitte von Gehölz, Freischnitte und das Entfernen von Schädlingen – ausgereicht, so seien an der L 324, insbesondere an steileren Hängen auch Fällungen notwendig geworden. Herzog zufolge wurden „kranke Bäume entfernt, da sie nicht mehr die nötige Standsicherheit aufwiesen“.
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Naturschützer aus Morsbach erinnert den Landesbetrieb Straßenbau an den Klimawandel
An Ort und Stelle wundert sich Nabu-Mann Jung indes, dass auch an Stellen gerodet wurde, die – so schätzt er – gute 15 Meter von der Fahrbahn entfernt liegen. Dazwischen sind ein Graben und ein Radweg. „Aber nicht mal der wäre in Gefahr“, meint der 87-jährige Morsbacher. „In Zeiten des Klimawandels ist es unverständlich, dass der Landesbetrieb schlichtweg so viele CO2-Speicher entfernt.“
Sprecher Rainer Herzog bestätigt, dass das mit den Arbeiten beauftragte Unternehmen auch abseits der L 324 zwischen Schnörringen und Erblingen die Säge angelegt hat: „Oberhalb des Hanges wurden Bäume, die aufgrund des ausufernden Wuchses Privateigentum beeinträchtigten, beschnitten und entfernt.“ Alle ausgeführten Arbeiten, versichert Herzog, seien gemäß den gesetzlichen Vorgaben zur Gehölzpflege an Bundesfern- und eben an Landesstraßen vorgenommen.
Das gelte im übrigens auch für Rückschnitte und Rodungen an der Ortsdurchfahrt Erblingens, die Klaus Jung und ein Anwohner zu Beginn dieser Woche festgestellt und ebenso dokumentiert haben. Herzog: „Mehr können wir dazu nicht sagen.“ Der Morsbacher Nabu-Gruppe gehe in Kürze eine Stellungnahme aus dem Hauptsitz in Gelsenkirchen zu, in dem der Landesbetrieb dann auch auf ebenfalls vom Nabu kritisierte Maßnahmen in der Gemeinde Reichshof, in Bergneustadt und in Gummersbach-Derschlag eingehe.